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Es begann im Birkenhain (Heimatroman) (German Edition)

Es begann im Birkenhain (Heimatroman) (German Edition)

Titel: Es begann im Birkenhain (Heimatroman) (German Edition)
Autoren: Peter Steingruber
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näherten. Dennoch dauerte es ihr noch viel zu lange. Barbara hielt es vor Nervosität kaum aus.
    »Jaus.«
    »Martin, ich bin's, die Barbara.«
    »Ja, Barbara, was ist denn los? Wie redest du denn?«
    »Martin ich - Martin, warum ...?«
    »Nun red doch und sag mir, worum es geht.«
    »Martin, warum kommst du denn nimmer? Ich ...«
    In diesem Augenblick betrat der Löwinger die Schankstube.
    Barbara erstarrte. Dann holte sie tief Atem.
    »Ja, Steinmeier«, sagte sie. »Es ist gut, ich werd es dem Vater ausrichten. Danke für den Anruf«, damit legte sie auf.
    »Wer war das?«, wollte Max Löwinger wissen.
    »Du hast es doch gehört, der Bäcker Steinmeier ist es gewesen.«
    »Und was hat er wollen?«, fragte Max mit gerunzelter Stirn.
    »Er hat gefragt, wieviel Brote wir für das Wochenende brauchen.«
    »Aber er weiß doch, dass wir allweil drei große Laibe haben«, sagte Max verwundert. »Der hat doch noch nie bei uns angerufen.«
    »Dann hat er's eben heut getan«, sagte Barbara.
    »Ob man ihn nit vielleicht wieder anrufen sollt, nit das er dann weniger bringt.«
    Glutheiß schoss es durch Barbara hindurch.
    »Nein, nein. Ich mein nit, dass das vonnöten ist, Vater. Er wird es schon richtig bringen.«
    Zwar fiel dem Löwinger das sonderbare Verhalten seiner Tochter auf, doch er machte sich darüber keine Gedanken. Heute Abend hatte ein Mitglied des Gesangsvereins Geburtstag, und für diese Feier waren noch allerhand Vorbereitungen zu treffen. So ging der für den Löwinger mysteriöse Anruf unter.
    Barbara unterdessen grämte sich weiter. Denn sie hatte Martin noch immer nicht sagen können, was sie auf dem Herzen hatte. Sie wollte ihn bitten, doch einmal wieder herüberzukommen. Sie musste ihn sehen, weil sie es vor Sehnsucht kaum mehr aushielt.
    An diesem Abend unter all der Arbeit rief auch Anderl etliche Male nach seiner Schwester. In diesen Wintertagen verließ er seine Kammer kaum. Droben in seinem Stüberl war es behaglich warm. Anderl las viel. Er versuchte, mit seinem Leben zurechtzukommen. Dass es nicht immer leicht war, konnte jeder begreifen.
    »Anderl, schau«, bat Barbara, »ich hab doch drunten so viel Arbeit und kann nit allweil nach oben hupfen.«
    »So, das kannst du nit«, sagte Anderl, »aber in den Birkenhain kannst du alleweil hupfen.«
    »Was - was meinst du damit«, stammelte Barbara. Ein glutheißer Schreck war durch sie hindurchgefahren. Was wusste Anderl?
    »Barbara, ich kann zwar nimmer laufen, aber ich hab noch meine Augen im Kopf. Komm einmal her zu mir.«
    Sie trat auf ihn zu. Draußen war Nebel aufgezogen. Das bedeutete nicht gerade, dass es kälter werden würde. Der Birkenhain lag nicht weit von Wirtshaus entfernt. Die Kammer, die Anderl bewohnte, ging rückwärts hinaus.
    »Da«, sagte er und wies mit seinem Finger hinauf zu dem Birkenwäldchen, das nun im Nebel nur noch als eine Silhouette zu erkennen war. »Oft bin ich hier am Fenster gesessen«, sagte Anderl mit einem feinen Lächeln, von dem Barbara nicht wusste, was es zu bedeuten hatte. »Da hab ich dort hinaufgeschaut. Ich hab dich gesehen. Fast jeden Tag bist du hinaufgegangen, als es noch schön war. Und droben hat er auf dich gewartet.«
    »O Gott«, stammelte sie und setzte sich. Ihr Gesicht war rot geworden.
    »Du weißt es also?«, fragte sie. Diese Frage glich allerdings eher einer Feststellung.
    »Ich weiß es«, antwortete er. »Und was ich nicht weiß, Barbara, das kann ich mir leicht denken.«
    »Ach, Anderl, was soll ich denn bloß machen?«, stammelte die Schwester. »Gell, du tust mich nit verraten. Ich bitt dich drum. Verrat mich nit an die Eltern.«
    »Nein, das würd ich nit tun«, versicherte Anderl. Dann nahm er ihre Hand und zog Barbara ein wenig zu sich herüber. Seine hellen Augen blickten flehend in ihr Gesicht.
    »Ich wünsche mir doch für dich so sehr, dass du glücklich wirst. Ich werd's vielleicht nie sein können in meinem Leben. Jedenfalls nit so glücklich wie du. Aber ...«
    Er hatte den Kopf gesenkt, und seine Stimme war wie abgebrochen.
    »Aber was?« fragte Barbara nach einer Weile des Schweigens. »Schau, Barbara, ich hab nix gegen den Jaus-Martin. Er ist ja nit an meinem Elend schuld. Daran bin ich ja ganz allein schuld. War ich nit aufgestiegen, dann wär's nit passiert. Es hätt ja eben so gut den Christian oder den Martin treffen können. Aber die Eltern denken anders, das weißt du. Nach so langer Zeit wird ihr Denken keiner mehr ändern können. Barbara, du machst dich
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