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Ein Gebet für die Verdammten

Ein Gebet für die Verdammten

Titel: Ein Gebet für die Verdammten
Autoren: Aufbau
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Mal gesehen?«
    »Auf der großen Synode von Whitby.« Beglückt ob des Wiedersehens winkte Berrihert seine Brüder heran. Eadulf begrüßte sie, reichte ihnen freundlich die Hand und nannte sie beim Namen. Nur der Alte blieb, in sich versunken, sitzen und nahm keinerlei Notiz von dem, was vor sich ging.
    »Eine verhängnisvolle Ratsversammlung«, meinte der jüngste von den dreien, dessen lateinischer Name, wie Eadulf sich erinnerte, auf einen Menschen hinwies, der ohne Fehl und Tadel war. Auf der Synode von Whitby hatte König Oswy von Northumbrien sich zugunsten der Gepflogenheiten und Lehren der römischen Kirche und gegen die Bräuche und praktische Handhabung der Iren entschieden, die ursprünglich die heidnischen Angeln und Sachsen zum neuen Glauben bekehrt hatten.
    »Eine verhängnisvolle Ratsversammlung?« wiederholte Eadulf. Er hatte zu denen gehört, die das Gedankengut ausRom unterstützt hatten, wenngleich er in den letzten Jahren, seit er im Lande Éireann lebte, sich wiederholt über die Entscheidung von damals Gedanken gemacht hatte. »Demnach warst du über Oswys Festlegung nicht glücklich?«
    Bruder Berrihert nickte.
    »Bist du deswegen hier?«
    »Das ist eine lange Geschichte.«
    Sie hatten sich auf angelsächsisch unterhalten. Jetzt trat Miach zu ihnen.
    »Ich habe den Eindruck, du kennst die angelsächsischen Brüder, Bruder Eadulf«, mischte er sich in seiner Sprache ein.
    »Ja, ich kenne sie. Gibt es mit ihnen Probleme?«
    »Ich hätte von dir gern gewußt, wie sie heißen.«
    »Das hier ist Bruder Berrihert aus Northumbrien, und seine beiden Brüder – Bluts- ebenso wie Glaubensbrüder – heißen Pecanum und Naovan. Wir haben uns auf der großen Synode in der Abtei Hilda kennengelernt.«
    »Und der ältere Mann dort drüben?«
    »Den kenne ich nicht. Aber Bruder Berrihert hat mir erzählt, er sei sein Vater.«
    »Mein Vater heißt Ordwulf«, ergänzte Berrihert, der offensichtlich ihre Sprache beherrschte.
    »Gibt es irgendwelche Probleme?« wiederholte Eadulf seine Frage.
    Miach winkte ab. »Ich wollte mich nur über ihre Herkunft vergewissern. Sie gaben an, dich zu kennen, und so nahm ich mir die Freiheit, das von dir bestätigen zu lassen. Sie haben mich um
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bei uns ersucht.«
    »Um Asyl gebeten?«
    »Sie möchten hier im Tal unter meinem Schutz zusammen mit den Unsrigen leben und wohnen. Sie möchten sogar ihre eigene Kirche bauen dürfen. Wir haben schlimme Zeiten hinteruns. Man möchte meinen, es ist noch gar nicht so lange her, daß hier in der Nähe die große Schlacht von Cnoc Áine geschlagen wurde. Du weißt genausogut wie ich, Leuten aus der Fremde müssen wir vertrauen können. Ich würde dich bitten, dir ihre Geschichte anzuhören. Am besten, wir gehen zu dem Feuer rüber und gönnen uns eine Erfrischung, während Bruder Berrihert uns alles erzählt.«
    Ihr junger Wegführer übernahm die Pferde, und Eadulf machte im Gehen die angelsächsischen Brüder mit Coal bekannt. Er selbst wurde dann Ordwulf vorgestellt; der Alte blieb unfreundlich und schweigsam. Eadulf nahm das nicht weiter tragisch und führte sein Verhalten auf mangelnde Sprachkenntnisse zurück. Berrihert erklärte, daß sein Vater in der Jugend ein Krieger gewesen sei, ein Than von Deira. Die Söhne hatten ihn mit hierhergebracht, da es sonst niemanden in der Familie gab, der sich hätte um ihn kümmern können. Als sich alle um das Feuer herum gruppiert und gesetzt hatten, brachte man Krüge mit schäumendem Met, und Bruder Berrihert begann mit seiner Geschichte.
    »Ja, es stimmt, Bruder Eadulf. Wir haben um Erlaubnis ersucht, uns in diesem Tal niederlassen zu dürfen. Ich habe inzwischen die Sprache des Landes gelernt, und meine Brüder können sie auch. Mein Vater hingegen beherrscht sie weniger gut. Ich will also von uns erzählen, damit Miach, unser Gastgeber, und seine Männer sich davon überzeugen können, daß es genau die Geschichte ist, die sie schon einmal von mir gehört haben.«
    Er machte eine kurze Pause, als müßte er sich sammeln.
    »Als König Oswy verkündete, daß er fortan die Lehren aus Rom befolgen würde, war die Bestürzung unter den Gemeinden in Northumbrien groß. Abt Colmán von Lindisfarne, der Wortführer aller Gegner der Reformen, konnte dieEntscheidung weder gutheißen noch weiterhin als Hauptabt für den König Dienst tun. Sie stand nicht nur im Widerspruch zu seinem Glauben und seiner Lehrmeinung, sondern auch zu der Auffassung von vielen unter uns, die im Sinne derer
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