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Calling Crystal

Calling Crystal

Titel: Calling Crystal
Autoren: Joss Stirling
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Kapitel 1
    Denver, Colorado
    Der Abend, an dem sich mein Leben veränderte, begann damit, dass ich ein absolut unübertreffliches Dessert verspeiste: Himbeer-Käsekuchen mit dunkler Schokoladensoße. Meine Schwester und ich waren gerade erst aus Italien nach Amerika zurückgekehrt und hatten beide mit einem ziemlich heftigen Jetlag zu kämpfen; aus Erfahrung wussten wir allerdings, dass wir das Zubettgehen so lange wie möglich hinauszögern sollten, damit sich unser Biorhythmus schnell wieder einpendelte. Und so waren wir in ein Restaurant gegangen, anstatt in unsere Kissen zu sinken, was mir bedeutend lieber gewesen wäre. Aber wenn wir unseren Schlaf schon dem guten Zweck opfern mussten, dann hatten wir uns wenigstens eine süße Belohnung verdient. Und ich war nicht enttäuscht worden.
    Diamond saß über ihren Teller gebeugt und kostete nur löffelchenweise von ihrem Nachtisch; ihr Appetit ging gegen null.
    »Hast du dir schon überlegt, was du morgen machenwillst, während ich auf dieser Konferenz bin?«, fragte Diamond. »Du könntest dich hinten reinsetzen, aber ich bezweifle, dass dich das Thema ›Savant-Verbrechen: Umgehensweise mit den Tätern‹ auch nur ansatzweise fesseln wird.«
    Sie kannte mich echt in- und auswendig. Ich konnte wirklich darauf verzichten, einem Haufen begabter Menschen mit grandioser extrasensorischer Wahrnehmung dabei zuzuhören, was für Cracks sie darin waren, die Probleme der Welt zu lösen. Allein der Gedanke daran brachte mich zum Gähnen, sodass mich tatsächliche Vorträge über Dinge, von denen ich so gut wie keine Ahnung hatte, vermutlich schlagartig ins Koma versetzen würden.
    »Ich glaube, das schenke ich mir lieber.«
    »Sie werden es dir sicher nicht übel nehmen.« Diamond hatte sich von meinem Gähnen anstecken lassen, hielt sich aber im Gegensatz zu mir eine Serviette vor den Mund.
    »Wer sind denn ›sie‹?«
    »Das hab ich dir doch erzählt.«
    Wollte sie wirklich die Hälfte ihres Desserts stehen lassen? Ich beäugte hoffnungsvoll ihren Teller und drehte meine Gabel zwischen den Fingern. »Ach echt? Sorry, da hatte ich wohl auf Durchzug geschaltet. Du kennst mich doch.«
    Diamond seufzte. Sie hatte es aufgegeben, mich dazu kriegen zu wollen, dass ich mich mit Dingen beschäftigte, die ich ihrer Ansicht nach wissen müsste; sie hatte eingesehen, dass ich ein Dickkopf war und nurdann zuhörte, wenn es mir in den Kram passte. Als kleine Schwester bin ich eine echte Herausforderung.
    »Dann erzähl ich es dir besser noch mal, denn du wirst unter Garantie einige der Leute von der Konferenz auf der Abendveranstaltung treffen.« Wie immer klang ihre Stimme unglaublich geduldig, als sie mit mir sprach. »Das Ganze ist von einer einflussreichen amerikanischen Savant-Familie organisiert worden, den Benedicts; mehrere von ihnen arbeiten in der Verbrechensbekämpfung.«
    »Und diese einflussreiche Familie hat die international anerkannte Schlichterin Diamond Brook angefleht, als Stargast bei ihrer Veranstaltung eine Rede zu halten.« Ich grinste sie an. »Sie haben Glück, dich zu kriegen.«
    »Hör auf, Crystal. So ist das nicht.« Süß, wie mein Loblied auf ihre herausragenden Fähigkeiten sie in Verlegenheit brachte. »Es gibt keine Stars im Savant-Netzwerk; wir arbeiten alle Hand in Hand.«
    Ja, klar doch. Vergesst, was sie gesagt hat; wir wussten alle, dass sie etwas ganz Besonderes war. Im Gegensatz zu mir. Ich war bei diesen Spritztouren quasi nur ihr Kofferkuli, der Roadie der Diamond-Tour.
    »Keine Ahnung, was ich machen werde. Vielleicht gehe ich ein bisschen shoppen.« Ich kratzte die letzten Reste von meinem Dessertteller und hinterließ mit den Zinken der Gabel kunstvoll geschwungene Linien in der Soße. »Ich brauche eine neue Jeans und Denver scheint mir ein guter Ort für Schnäppchen zu sein; hier ist alles viel billiger als zu Hause. Wenigstens das Shoppen hab ich drauf.«
    Auf mein unanständiges Vorhaben reagierte Diamond mit diesem gewissen Gesichtsausdruck, bei dem ihre seelenvollen braunen Augen voller Sorge sind. Und prompt ließ sie auch schon den schwesterlichen Fürsorgeappell vom Stapel; sie konnte einfach nicht anders, auch wenn wir beide vor Müdigkeit schon halb von unseren Stühlen rutschten.
    »Crystal, ich hatte gehofft, du würdest die nächsten Tage vielleicht nutzen, um dir Gedanken über deine Zukunft zu machen, weißt du. Ich habe ein paar College-Broschüren mitgenommen, denn du solltest dein Examen wiederholen. Sie liegen im Koffer
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