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Ein Gebet für die Verdammten

Ein Gebet für die Verdammten

Titel: Ein Gebet für die Verdammten
Autoren: Aufbau
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geben und weiterhin gegen die vorgehen würde, die an den althergebrachten Lehren festhalten wollten. Als er erneut auf unsere Insel kam, führte das zu großen Unruhen.« Er machte eine Pause und schluckte schwer. »Damals wurde unsere Mutter, ähnlich alt wie unser Vater, getötet. Daraufhin faßten wir den Entschluß, uns von Colmán und unserer kleinen Inselgemeinde zu trennen und Richtung Süden zu ziehen; wir suchten einen Ort, wo es keineAuseinandersetzungen gab, wo wir in Frieden würden wohnen und nach unserer Religionsauffassung leben können, ohne behelligt zu werden.«
    An dieser Stelle mischte sich Caol zum ersten Mal in das Gespräch ein. »Und warum habt ihr euch ausgerechnet für diesen Ort hier entschieden?«
    Berrihert grinste über das ganze Gesicht und hob hilflos die Hände in die Höhe. »Wir haben uns von Gott leiten lassen.«
    Obwohl ihm die ganze Geschichte schon einmal zu Gehör gebracht worden war, hatte Miach der Unterhaltung geduldig gelauscht. Jetzt nickte er bedächtig. »Ich verlasse mich auf deine Aussage, daß diese Angelsachsen dir keine Unbekannten sind, Eadulf.«
    »Das kannst du, Miach.«
    »Wenn das so ist, dann will ich ihnen in diesem Tal unter meinen Leuten Zuflucht bieten.«
    Bruder Berrihert stand auf und streckte dem Stammesfürsten seine Hand entgegen. »Gott segne dich für deine Großmut, Miach.«
    »Der Segen gebührt meinen Leuten, angelsächsischer Freund«, erklärte der Gebieter mit herzlichem Händedruck. »Es ist noch gar nicht so lange her, daß wir hier Angriffen seitens der Uí Fidgente ausgesetzt waren, wie Eadulf dir bestätigen wird. Erst vor einigen Jahren gelang es unserem König Colgú auf den Hängen von Cnoc Áine hier ganz in der Nähe, ihre Heerscharen zu schlagen. Viel hat mein Volk durchmachen müssen. Aber dank weisen Ratgebern scheinen wir den Konflikt hinter uns gebracht zu haben und sehen jetzt friedlichen Zeiten entgegen, stimmt’s, Caol?«
    Der bekräftigte die Ausführungen mit heftigem Kopfnicken.
    »Eadulfs angelsächsische Freunde konnten zu gar keiner besseren Zeit kommen«, ergänzte er. »In zwei Tagen nämlich erneuern und bekräftigen Eadulf und unsere Lady Fidelma, Schwester unseres Königs Colgú, ihren ehelichen Bund auf einem großen Fest in Cashel.«
    Bruder Berrihert wandte sich Eadulf zu. »Uns wurde verschiedentlich von Fidelma und Eadulf und ihren Taten berichtet. Handelt es sich um die Fidelma, der du seinerzeit geholfen hast, die Täter zu entlarven, die die gräßlichen Morde in Whitby auf dem Gewissen hatten, und wodurch ein Krieg zwischen den angelsächsischen Königreichen abgewendet werden konnte?«
    »Ja, eben die Fidelma«, bestätigte Eadulf ernst und nicht ohne Stolz.
    Fröhlich klopfte ihm Bruder Berrihert auf die Schulter. »Dann dürfen wir bei den Feierlichkeiten nicht fehlen, falls uns gestattet wird, unsere Segenswünsche zu überbringen.«
    »Ihr seid mir willkommen. Habt ihr tatsächlich vor, euch in diesem Tal anzusiedeln und eure eigene Kirche zu errichten?«
    »Ja, es ist uns ernst damit, Eadulf. Einen besseren Ort als dieses liebliche Tal mit seinen Eichen, seinen friedlichen Bergpässen und dem reißenden Fluß, in dem sich die Lachse tummeln, können wir gar nicht finden. Hierher wurden unsere Schritte auf unserer Suche nach Geborgenheit gelenkt. Und da wir nun das Einverständnis von Miach haben, können wir auf ein Leben ohne Zank und Streit hoffen, ein Leben ohne das ständige
meum et tuum
unter den Kirchenmännern.«
    »Dem was?« fragte Miach, der des Lateinischen nicht mächtig war.
    »Dem Mein und Dein«, übersetzte Eadulf automatisch.»Meine guten Wünsche begleiten dein Bestreben, Berrihert. Aber denke nicht, daß es in diesem Teil der Welt keine Streitigkeiten über Glaubensauffassungen gibt. Hier gibt es genauso viele gegensätzliche Meinungen wie anderswo. Steht nicht schon in der Bibel geschrieben
› Et ponam redemptionem inter populum meum et populum tuum
…‹?«
    »Und ich will eine Trennung setzen zwischen meinem und deinem Volk«, übersetzte Bruder Berrihert. Er wies auf die Wälder, die sie umgaben. »Sie sollen unser Hort des Friedens sein. Jedem, der die Auffassungen des anderen nicht respektiert, werden wir bedeuten, daß sein Unfrieden stiftender Einfluß nicht geduldet wird.«
    »Eine wahrhaft lohnenswerte Zielstellung«, pflichtete ihm Miach bei. »Allein einer solchen Lebensphilosophie wegen dürft ihr gern bleiben.« Er erhob sich und reichte Eadulf die Hand. »Es tut
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