Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Macht der Dunkelheit

Die Macht der Dunkelheit

Titel: Die Macht der Dunkelheit
Autoren: Jack Williamson
Vom Netzwerk:
 
1.
     
    Der Fremdenführer war ein alter schwarzer Nggongganer. Erstaunlich behende hüpfte er auf einem Bein dahin und winkte mit der gelben Krücke seine Gruppe Touristen herbei. Es war eine bunt zusammengewürfelte Schar sonnenverbrannter Andersweltler in grellfarbigen Shorts und mit schwarzen Brillen. Nggongga war zu heiß für sie, deshalb waren die meisten von ihnen in die Kondenswölkchen ihrer Kühle gehüllt.
    »Folgen Sie meiner Krücke!« Er hoppelte flink zu den reservierten Plätzen auf der Schattenseite, unmittelbar über der Arena. Seine Herde folgte ihm und bestaunte die Eingeborenen, die dicht gedrängt auf den billigeren, der Sonne ausgesetzten Sitzen der kommenden Dinge harrten. Mit ein wenig gemischten Gefühlen atmeten sie die vielfältigen Düfte dieser noch nicht völlig sterilen Welt ein.
    »Geschätzte Besucher Nggonggas, Sie haben heute das Glück ...« Die Stimme, die mit erstaunlicher Kraft aus dem dürren Körper drang, war von unerwartet weicher Resonanz, aber der Führer mußte kurz innehalten, damit seine Zuhörer ihre Übersetzer besser auf die Schnalzlaute und schwingenden Töne der nggongganischen Sprache einstellen mochten.
    »Nggonggong-Nggongga meint es heute gut mit Ihnen«, fuhr er fort. »Einer unserer besten Kämpfer stellt sich einem noch unbekannten Herausforderer und ist bereit, sein Leben und seinen Titel aufs Spiel zu setzen! Ich bin überzeugt, die meisten von Ihnen haben auf ihren eigenen fernen Welten vom Tlykampf gehört – oder Sie wären vermutlich jetzt nicht hier. Gewiß ist Ihnen auch nicht unbekannt, daß er mehr als nur ein äußerst gefährlicher Sport ist. Er ist eine Tradition, ein Ritual, das ein Licht auf die Geschichte und den Geist Nggonggas wirft.«
    Trommeln begannen zu dröhnen.
    »Der Herausforderer ...« die gelbe Krücke deutete, »dieser junge Mann, ist so mutig – oder so leichtsinnig – sein Leben einzusetzen, um sich einen Namen zu erwerben. Er wurde außerhalb des Clansystems geboren, durch das wir unsere Namen erhalten. Wenn er den Champion besiegt, wird ein Clan ihn aufnehmen.«
    Zum Rhythmus der Trommeln trat ein muskulöser, geschmeidiger junger Bursche, mit Schweißtropfen auf seiner glatten schwarzen Stirn, in die Arena. Er trug eine flache schwarze Mütze, einen kurzen schwarzen Kilt, und in seinem mit Glitzersteinen verzierten Gürtel steckte ein Dolch. Zwei schwarze Begleiter schritten hinter ihm her. Einer hielt eine vergoldete Lanze mit schwarzem Banner in der Hand, der andere hatte ein weißes Bündel über seine Schulter geschlungen.
    »Sein Waffenträger und sein Arzt«, erklärte der Führer.
    Die drei marschierten im Gänsemarsch bis zum Rand des schwarzen Kreises, der als Mittelpunkt von der sonst weißsandigen Arena abstach, und knieten sich dort nieder.
    »Ich kenne den Jungen.« Die Stimme des Führers überdröhnte die Trommel. »Er hat mir früher oft die Schuhe geputzt. Er ist ein ausgesetzter Bastard, der auf der Straße aufwuchs. Ein unabhängiger Bursche ist er, der sich von niemandem etwas sagen läßt und auch von keinem etwas umsonst haben will. Er hat Verstand und Mut. Er wird seinen Weg machen, und dazu wünsche ich ihm viel Glück. Ah, sehen Sie das?« Er grinste plötzlich und fuchtelte mit der Krücke. »Er wird heute um mehr als Namen und Ansehen kämpfen.«
    Die Krücke deutete auf ein auffallend hübsches rothaariges Mädchen auf einem Tribünenplatz neben der Loge der Schiedsrichter. Sie rief und winkte, bis der Herausforderer sich umdrehte, dann warf sie ihm eine Kußhand zu.
    »Sie haben Glück, daß ich Ihr Führer bin«, fuhr der Alte fort, »denn ich verstehe etwas vom Tlybinden. In meiner Jugend war ich selbst Tlybinder, dabei verlor ich mein Bein.« Er lauschte den aus dem Übersetzer kommenden Worten einer sonnengedörrten Frau, dann lächelte er. »Das ist eine andere Geschichte, meine Dame, und sie erweckt keine angenehmen Erinnerungen.« Wieder lauschte er der Stimme aus dem Übersetzer. »Nein, meine Dame, er benutzt den Dolch nicht auch sonst keine moderne Waffe. Alles ist völlig authentisch. Die Kostüme und der Kodex sind in all den siebentausend Jahren gleichgeblieben.«
    Er stellte sich wieder vor seine Schäfchen und hob seine Stimme. »Verehrte Reisende aus dem Auge, hier finden Sie das echte Nggongga. Ich zeigte Ihnen bereits unsere Metropole – Nggonggamba heißt das Auge Nggonggas –, aber die Stadt vermittelt kein wahres Bild unserer Welt. Diese Hotels und Souvenirläden
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher