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Ein Gebet für die Verdammten

Ein Gebet für die Verdammten

Titel: Ein Gebet für die Verdammten
Autoren: Aufbau
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verwiesen auf die Gebirgszüge im Norden und Süden. Fidelma war mit dem Gebiet bestens vertraut, aber nicht um ihr Kommen hatte Miach gebeten.
    Fidelma hatte ohne Eadulfs Wissen darum ersucht, daß Caol, Cashels oberster Kriegsherr, ihn begleitete, und Caolhatte sich dazu bereit erklärt. An sich war es kein langer Ritt von Cashel bis zum Eatharlaí-Tal, doch im ihnen aufgezwungenen Schrittempo ging es nur langsam voran, und würde es zu unvorhergesehenen Zwischenfällen kommen, müßte man sich auf eine Übernachtung einstellen.
    Nicht lange, und der junge Ortskundige verließ mit ihnen den Hauptweg und führte sie in ein schattiges Gehölz, das an einem großen Teich lag, der von einer Quelle gespeist wurde. Sie befanden sich inmitten des ausgedehnten Eichenwaldes, der das ganze Tal einnahm. Es waren alte Bäume mit mächtigen Stämmen; die knorrigen Äste strebten zum Licht und verzweigten sich oben zu Kronen. Schon der andere Weg war Eadulf durch die tiefhängenden Wolken dunkel und bedrückend erschienen, jetzt aber war es um ein vieles schlimmer. Man konnte meinen, es wäre Nacht. Kalte, modrige Luft umfing ihn und ließ ihn erschauern. Der Weg unter seinen Füßen stieg sanft an. Demnach waren sie auf der sogenannten Kleinen Anhöhe.
    Plötzlich drang ein heiserer Ruf durch die Stille. Ihr Anführer machte Halt und antwortete. Einen Augenblick später tauchte zwischen den Bäumen ein kleiner untersetzter Mann auf, gefolgt von zwei anderen. Alle drei trugen die Ausrüstung von Kriegern. Der erste war vom Typ her dunkel, hatte lange Haare und einen Vollbart. Er wirkte streng, aber nicht unsympathisch. Aus der Tatsache, daß der junge Anführer und Caol vom Pferd stiegen und wie sie ihn begrüßten, schloß Eadulf, daß es sich um den Stammesfürsten der Uí Cuileann handeln mußte.
    Reichlich ungeschickt glitt auch Eadulf von seinem Pferd, fing sich aber, sobald er festen Boden unter den Füßen spürte und konnte den Stammesfürsten standfest begrüßen, der ihm freundlich lächelnd die Hand entgegenstreckte.
    »Ich heiße dich willkommen, Bruder Eadulf.«
    »Gehe ich in der Annahme recht, daß du Miach bist?« Es klang etwas mürrisch, war aber nicht so gemeint, und der Mann nahm es ihm nicht übel.
    »Ich weiß, daß du mit anderen Dingen beschäftigt bist, Eadulf, aber ich brauche Rat. Ja, ich bin Miach, Stammesfürst der Uí Cuileann, und ich habe nach dir geschickt, denn deine Hilfe ist vonnöten.«
    Eadulf versuchte, seine steife Begrüßung wieder wettzumachen. »Mit welchem Rat kann ich dienen?«
    Miach drehte sich um und wies auf den weiter nach oben führenden Weg. »Folge mir, und du wirst sehen.«
    Sie führten die Pferde an den Zügeln und stapften hinter den dreien her. Erst ging es durch den Wald, und dann kamen sie auf eine größere Lichtung mit etlichen Holzbauten. Dort standen und saßen weitere Krieger herum. Dazwischen fielen Eadulf drei Männer in frommer Tracht auf und auch ein älterer Mann, der von seiner Kleidung her ein Fremder war. Die Gruppe hatte sich mitten auf der Lichtung an einem Feuer niedergelassen, auf dem einer der Krieger in einem dampfenden Kessel etwas kochte.
    Miach blieb stehen, und Eadulf tat es ihm gleich. Er war sich unsicher, wohin das Ganze führen sollte.
    »Kommt dir einer von denen bekannt vor?« forschte Miach.
    »Müßte ich jemanden kennen?«
    »Komm her, Bruder!« rief der Stammesfürst einem der frommen Brüder zu.
    Der Mann blickte auf und erhob sich. Er war groß, gut aussehend und mittleren Alters. Als er sich näherte, erinnerte sich Eadulf vage, ihm schon früher begegnet zu sein. Er blickte zu Miach hinüber, der aber verzog keine Miene. Dann wurde ergewahr, daß der fromme Bruder ihn anlächelte und auf angelsächsisch begrüßte.
    »Eadulf? Bruder Eadulf? Bei den Zähnen des Wodan! Du bist es tatsächlich, Eadulf von Seaxmund’s Ham!«
    Die Erinnerung wurde wach. »Bist du es, Berrihert? Was machst denn du hier?«
    Freudestrahlend umarmte ihn der Angesprochene. »Viel ist geschehen, seit wir das letzte Mal zusammen beim Bier saßen, mein Freund.« Er schaute sich nach den beiden anderen in den Mönchskutten um, die verunsichert aufgestanden waren. »Besinnst du dich noch auf meine jüngeren Brüder? Pecanum und Naovan? Und dort hinten sitzt mein Vater, Ordwulf, der mit uns gekommen ist. Aber den wirst du nicht kennen.«
    Leicht verwirrt blickte Eadulf Bruder Berrihert an. »Ich dachte, ihr wärt alle in Northumbrien. Wann haben wir uns das letzte
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