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Wasser zu Wein

Wasser zu Wein

Titel: Wasser zu Wein
Autoren: Anne Chaplet
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Für Paul Bremer kommt der Brief, durch den er plötzlich Besitzer von zwei Weinbergen wird, ganz und gar überraschend. Jahrelang hatte er kaum an Wingarten und den Onkel, an August, Sebastian und Evchen, die Freunde von früher gedacht, nun muß er zurück – in eine Vergangenheit, an die er sich nur ungern erinnert.
    Im traditionsreichen Hotel »Traube« in Wingarten, heute ein bekannter Landgasthof, bereiten sich Sebastian und seine Frau auf die Frühlingsgala und eine Reihe von Weinproben vor. Als Paul eintrifft, scheint auf den ersten Blick alles wie immer. Wäre da nicht die seltsame Spannung, die Nervosität, die unterschwellige Feindseligkeit. Im kleinen Wein­nest Wingarten ist die Welt nicht in Ordnung.
    Pauls alter Freund August Panitz, inzwischen ein bekannter Weinkritiker, führt einen erbitterten Kreuzzug gegen die örtlichen Winzer, denen er Betrug und Weinpanscherei vorwirft. Sebastian Klars Ehe ist unübersehbar in der Krise. Und sein Onkel scheint etwas zu wissen, was er Paul nicht sagen will. Dann stirbt Alain Chevaillier, ein Kollege von Panitz, unter mysteriösen Umständen. Kurz danach fällt ein weiterer Gourmet bei einer Weinprobe vom Balkon der Burg Monrepos. Panitz fühlt sich bedroht. Wird er der nächste sein?
    Was ist los in dem einst so gemütlichen Wingarten? Karen Stark, die Paul zur Hilfe holt, sucht des Rätsels Lösung im fundamentalen Mißverhältnis – in der Beziehung zwischen Männern und Frauen. Hauptkommissar Gregor Kosinski glaubt an handfeste materielle Motive.
    Wer hat recht? Die Männer im Winzerdorf scheint ein Geheimnis zu verbinden, über das sie nicht sprechen wollen. Und die Frauen?
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    Anne Chaplet , geboren 1958 in Kiel, studierte Mathematik und Theologie und arbeitete lange Jahre als Lehrerin, Barfrau, Fitneßtrainerin und Börsenbrokerin in Frankfurt am Main. Sie lebt heute mit ihrer Familie, Katzen und Hunden auf dem Land in Schleswig-Holstein. Ihr erster Roman hat begeisterte Kritiken erhalten – »Caruso singt nicht mehr« sei ein »Krimi nach feinster englischer Landhaustradition, packend und subtil« (Brigitte), ein »raffiniertes Puzzle«, »dicht, mit ironischen Wendungen«, ja »ein Glücksfall für die deutsche Kriminalliteratur« (Der Spiegel).
     
    Kunstmann im Internet: www.kunstmann.de
     
    Anne Chaplet
     
    Wasser zu Wein
     
    Roman
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    Verlag Antje Kunstmann
    Teil I
    M agnum

1
    Lambsheim am Rhein
     
    Agata Perski seufzte und rutschte auf der kalten Bank hin und her, bis sie bequem saß – auch wenn’s nicht lange anhalten würde. Hinter ihr wisperte jemand das Vaterunser. Die Kirche hallte wider vom Hüsteln und Flüstern und dem Geräusch, das Mäntel und Jacken machen, wenn Menschen sich zurechtsetzen. Der weiße Flieder unter dem Kreuz duftete, sie roch es noch hier hinten, und die Pfingstrosen leuchteten tiefrot im Schein der geweihten Kerzen. Auch damals hatten Blumen auf dem Altar gestanden, am Pfingstsonntag vor einem Jahr. Fast vor einem Jahr.
    Schon konnte man die Spuren kaum noch erkennen – nur, wenn man genau hinsah. Die Säule unter der Kanzel rechts vom Gang war ausgebessert worden. Das Gestühl in der Mitte war heller als das, wo sie jetzt saß. Hinten, so wie damals. Sie saß immer hinten, wenn sie in die Kirche ging. Sie wollte nicht bei den deutschen Frauen sitzen, bei diesen falschen Hennen, dachte sie, zog die Schultern hoch und drückte die Ellenbogen an den Leib. Und ihren sauer riechenden Kerlen.
    »Erbarme dich unser, erbarme dich«, murmelte Agata mit dem Chor der Kirchengemeinde. Und plötzlich war alles so wie damals. Die Kirchentür gab einen sehnsüchtigen Laut von sich, den sie immer machte, wenn sie behutsam geöffnet wurde. Dann ein Luftzug. Und jetzt, dachte sie, jetzt müßte Else sich umdrehen, mit ihren dünnen Lippen und den funkelnden Brombeeraugen unter der weißgescheitelten Frisur. So hatte sie damals nach hinten geschaut, nach dieser unmöglichen Person, die noch nicht einmal zu Pfingsten pünktlich in den Gottesdienst kommen konnte. Das Kyrie war schließlich längst gesungen!
    Aber Else war nicht mehr da. Und wer sich jetzt hastig in die Kirche duckte, war Timo, der Junge von Bäckers.
    Agata aber sah die Frau vor sich, die damals in die Kirche gekommen war, die dunkel gekleidete Frau im Kopftuch, die kurz neben ihr stehengeblieben war, bevor sie langsam den
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