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Wasser zu Wein

Wasser zu Wein

Titel: Wasser zu Wein
Autoren: Anne Chaplet
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sich wirklich sehen lassen.«
    Bremer erinnerte sich an dieses Jahr. Es hatte einen besonders schönen, langen, goldenen Herbst gegeben.
    »Damals war Wallenstein noch bei der Lese dabei«, hatte Janz gesagt. »Ich sehe den Alten vor mir, wie er mit dem Refraktometer durch den Weinberg ging und zum Schluß eine dritte Selektion anordnete. Und davon hab ich eine Flasche geöffnet – eine Doppelmagnum.«
    Bremer merkte, wie ihm der Mund wäßrig wurde.
    »Ein Glas hab ich auf ihn getrunken. Den Rest habe ich, ganz wie wir es besprochen haben, langsam über sein Grab laufen lassen.« Janz hatte gekichert am Telefon.
    Auch Bremer mußte grinsen. Das war sein letzter Gruß an Frieder Wallenstein – was konnte passender sein?
    Eine Bö blies ihm einen Schwall nasser Luft ins Gesicht, und für einen Moment verschlug es ihm den Atem. Als er wieder durchatmen konnte, tränten ihm die Augen.
    »Zum Weinen ist es noch zu früh, Paul!« rief ihm Gottfried entgegen, der sich das Hochwasser aus sicherer Entfernung vom Dorfrand her anguckte. »Wart noch den nächsten Dauerregen ab!«
    Wie auf Kommando fing es wieder an zu regnen. Er ging schneller. Er dachte kurz an Wallensteins Brief und schob den Gedanken gleich wieder weg. Dann floh er ins Haus.

GLOSSAR
    Abgang : »Finale«; Nachhaltigkeit des Weines, Geschmacks­eindruck, der nach dem Trinken bleibt
    Ausbau : so wird das Reifen des Weines in Holzfässern oder Edeltanks genannt
    Barrique: kleines Eichenholzfaß mit 225 Litern Inhalt, das nur ein- bis dreimal benutzt wird und dem Wein Inhaltsstoffe hinzufügt. Geeignet für Rotweine und Weißweine wie Grau- oder Weißburgunder. Barrique-Ausbau erkennt man an Vanilletönen und Röstaromen, die durch Anrösten, durch »Toasten« des Holzes entstehen.
    Beerenauslese: wird aus oft einzeln aus der Traube geschnittenen edelfaulen Beeren gewonnen und muß mindestens 110 bis 128 Grad Öchsle Mindestmostgewicht haben
    Botrytis cinerea: ein Schimmelpilz, der ab einer bestimmten Reife die Trauben veredelt (Edelfäule). Er fügt dem Wein ein charakteristisches Aroma hinzu, für das insbesondere der Rheingauer Riesling bekannt ist
    Broadbent, Michael: britischer Weinexperte, Buchautor
    Bukett: Aroma des Weines
    Chaptalisieren: Hinzufügen von Zucker zum Most vor der Gärung, um einen höheren Alkoholgehalt zu erzielen. Geht auf den französischen Minister Jean Antoine Chaptal (1756–1832) zurück. In einigen Ländern, z. B. in Italien, verboten
    Cladosporium cellare: die Wände eines Kellers bedeckender Pilz, der für ausgewogene Feuchtigkeit sorgt
    Cuvée: Komposition von Weinen verschiedener Rebsorten oder Jahrgänge
    Dekantieren: bei Weinen, die ein Depot (Rückstände, Ausflockungen) gebildet haben oder bei jungen, tanninhaltigen Rotweinen empfiehlt sich das Umfüllen des Weines in eine Karaffe
    Firn: charakteristischer Ton, den überalterte oder falsch gelagerte Weine annehmen
    Gärung: Umwandlung des im Most enthaltenen Zuckers in Alkohol und Kohlendioxid
    Gärspund, -spirale, -glas: Vorrichtung, die in das Spundloch oben auf dem Faß gesteckt wird, um das Entweichen der Gärgase zu erlauben, ohne daß Sauerstoff eindringt. Die durch den Gärspund entweichende Kohlensäure erzeugt Geräusche, sodaß die Intensität des Gärprozesses auch akustisch vermittelt wird.
    Gewächs: Bezeichnung für Wein; auch: »Erstes Gewächs« (erste Lage)
    Halbstück: Bezeichnung für Holzfässer mit 600 Litern (Rheingau) oder 500 Litern Fassungsvermögen
    Kohlendioxid: Kohlensäure, CO 2 , entsteht bei der alkoholischen Gärung in großen Mengen, ist erheblich schwerer als Luft und verdrängt diese daher von unten her, was zu Erstickungsgefahr führt
    Korkgeschmack: unangenehmer Geruchs- und Geschmacksfehler, verursacht womöglich durch Bleichung des Korkes mit Chlor oder durch eine andere Verunreinigung der Korkrinde
    Legel: längliche Bütten, die die Legelträger bei der Lese auf dem Rücken tragen
    Lese: Weinlese, Traubenernte
    madersiert: überalterte oder oxidierte Weine, die einen unangenehmen Duft, oft nach Liebstöckl (Maggi), verbreiten
    Mehltau, echter und falscher: echter M. Oidium, ist eine Pilzkrankheit, die die grünen Teile der Rebe befällt und zum Absterben bringt. Falscher M. Peronospora, ist eine Pilzkrankheit, die auch die Trauben befällt und am Wachstum hindert
    Mostgewicht: die Zahl, die angibt, um wieviel Gramm ein Liter Most schwerer ist als ein Liter Wasser bei 20 Grad Celsius, d.h. wieviel Zucker er enthält. Der
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