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Ein Drama für Jack Taylor

Ein Drama für Jack Taylor

Titel: Ein Drama für Jack Taylor
Autoren: Ken Bruen
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Gesellschaft wart, als die Feuer auf den Hügeln gelöscht wurden und nur die Sterne unsere Freunde waren. Ich werde meine Gedanken von jener Nacht – mitleiderregend aus Mangel an Mitleid – zu jener Zeit lenken, da eure Stäbe, eure Kittel mir ein kleines Zelt waren, da eine Birke mir Unterstand war, und auf einem trocknen Stein; obwohl von diesem Tag an meine eigenen Finger mir ein Zelt machen werden, indem sie meine Haare ausbreiten, und diese vom Regen knotig.
    Gegen meinen Willen begann Synge mir zu gefallen. Seine Sprache sang den urzeitlichen Teil meiner Vorfahrenschaft an, den innersten Kern dessen, was mich zum Iren machte. Oder vielleicht war ich auch nur zu lange nicht mehr besoffen gewesen. Laut sagte ich:
    »Es ist mitleiderregend aus Mangel an Mitleid.«
    Mrs Bailey schluckte, starrte mich an, sagte:
    »Ist das nicht ein schöner Gedanke –, traurig, aber wahr.«
    Das Bitzel in meinem Glas Wasser starb ab. Ich sagte:
    »Der Gedanke ist von Synge.«
    Sie nickte, dann:
    »Es gab einen Riesenkrawall, als sein Stück im Abbey aufgeführt wurde.«
    »Ist Synge Ihnen vertraut?«
    »Krawalle sind mir vertraut.«
    Janet, das Zimmermädchen, steckte den Kopf zur Tür herein, sagte:
    »Mrs B, Sie werden am Telefon verlangt.«
    Sie berührte meinen Arm, sagte:
    »Bin gleich wieder da. Ihre Gesellschaft tut mir wohl.«
    Sie erhob sich unter Schwierigkeiten von ihrem Stuhl, ihre Knochen knarrten. Ich blätterte im Galway Advertiser, begann das Aufgebot für das bevorstehende Cuirt-Literaturfestival zu studieren, ohne viel wahrzunehmen, hatte nicht gemerkt, dass mir Janet über die Schulter spähte, bis sie ausrief:
    »Da ist ja Ihr Freund!«
    Ich sprang fast auf, machte:
    »Was?«
    Sie beugte sich vor, pikte mit dem Finger auf ein Foto, sagte:
    »Da, das ist der Mann, den ich vor Ihrem Zimmer getroffen habe. Er trug eine große Plastiktüte. Erstklassige Manieren hatte er.«
    Ich versuchte mich zu konzentrieren, betrachtete das Foto eines schwer gebauten Mannes mit vornehmem Äußeren und einer Mähne dicken weißen Haares, der einem Studenten einen Preis überreicht. Die Bildunterschrift lautete:
    »Professor O’Shea von der Englischen Fakultät der NUI überreicht seinem Studenten Conor Smith den Preis für den besten Essay.«
    O’Shea … Der Name klang irgendwie bekannt. Zuerst musste ich Janet festnageln, fragte:
    »Erzählen Sie mir über … meinen Freund. Lassen Sie nichts aus.«
    Sie war besorgt, legte ihr bereits unglaublich faltiges Gesicht in zusätzliche Falten, sagte:
    »Habe ich was falsch gemacht?«
    »Nein, nein, er wollte mich überraschen.«
    Was ihm gelungen war.
    Sie runzelte die runzlige Stirn, dann:
    »Es ist schon etwas her. Ich saugte gerade im obersten Stockwerk, kam herunter, um Mülltüten für die Papierkörbe zu holen, und sah ihn vor Ihrer Tür. Er hat gefragt, ob das Ihr Zimmer ist, hat gesagt, Sie wären alte Freunde, er würde ein bisschen warten, ob Sie bald zurückkommen. Er konnte richtig gut reden, man merkte gleich, dass er das professionell macht, und sein Kölnischwasser – – einfach umwerfend.«
    Ich sah ihn vor mir, stocherte:
    »Und die Tüte, haben Sie gesehen, was drin war?«
    Ihre Augen leuchteten auf.
    »Also, das war jetzt seltsam. Ich hatte den Eindruck, es war eine Blume oder Pflanze. Er hat sie sich gegen die Brust gedrückt, als ob er sie verstecken wollte. Waren es Blumen?«
    »Ja, gewissermaßen.«
    Es sah nicht so aus, als würde Mrs Bailey einigermaßen bald zurückkehren, also nahm ich ihr Getränk, gab es Janet, sagte:
    »Auf Ihr Wohl.«
    »Ach, ich weiß nicht. Davon werde ich immer so ausgelassen.«
    Ich bedachte sie mit meinem besten Lächeln, nachgemacht aufrichtig, sagte:
    »Ausgelassen ist ausgezeichnet.«
    In jener Nacht, während ich mich warf und wälzte, drängte etwas an die Oberfläche. Dann setzte ich mich auf: bei Charlie Byrne’s, als Vinny mich dem Professor vorstellte – dem Synge-Experten –, der war es, der Mann auf dem Foto.

R ief Vinny in Charlie Byrne’s Buchhandlung an. Er fragte:
    »Jack, wie geht es mit deinen Synge-Studien voran?«
    »Gut. Hör zu, erinnerst du dich an Professor O’Shea?«
    »Natürlich erinnere ich mich an Professor O’Shea. Ich habe ihn dir in diesen Räumen vorgestellt: Er ist der Fachmann für Synge. Du solltest wirklich mal hingehen und dich mit ihm unterhalten, wenn du tieferen Einblick möchtest.«
    »Genau den möchte ich.«
    Vinny zögerte etwas, dann:
    »Sei ein bisschen taktvoll,
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