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Ein Drama für Jack Taylor

Ein Drama für Jack Taylor

Titel: Ein Drama für Jack Taylor
Autoren: Ken Bruen
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Sie es vor, sich weiterhin in Ihre fragile Ethanolkarenz zu schicken?«
    Ich starrte ihn an, und er sagte:
    »Ich nehme das als ein Nein.«
    Er ging zum Wandschrank, nahm ein schweres Becherglas aus Galway-Kristall heraus und befüllte es mit einem großzügigen Quantum Glenlivet, hielt es gegen das Licht, sagte:
    »Go n-éiri an bóthar leat.«
    Und stürzte es herunter. Ich sagte:
    »Langsam, Prof, ich brauche Sie einigermaßen kohärent.«
    Er lachte kurz.
    »Es gibt keine Kohärenz. Haben Sie keine Nachrichten gehört?«
    Ich legte die Fotos der Mädchen auf den Schreibtisch, sagte:
    »Sie haben entschieden, diese armen Geschöpfe mit alledem zu verschonen?«
    Er nickte erfreut.
    »Meine Studentinnen, Unschuldsgeschöpfe, die die Welt verderben und zugrunde richten wollte, doch dazu wird es nicht mehr kommen.
    Ich wusste von diesem Drogenhändler, Stewart, diesem Stück Auswurf. Es lag auf der Hand, seine Schwester auszuwählen. Das zweite Mädchen hat Gras geraucht. Ich wette, das haben Sie nicht gewusst, stimmt’s?«
    Er saß auf dem Sessel mir gegenüber, völlig entspannt, als hätte er es mit einem Studenten, nicht allzu helle, zu tun. Ich sagte:
    »Sie haben beschlossen, mich wegen Ihres Bruders da hineinzuziehen … Glauben Sie wirklich, die Maulschelle meines Vaters hätte ihn in den Selbstmord getrieben, so viele Jahre später?«
    Er griff nach einer seiner Pfeifen, einer abgewetzten Bruyère, nahm einen Lederbeutel aus seinem Jackett, begann die Pfeife zu stopfen, sagte:
    »Clan! Hinterlässt ein besonders intensives Aroma. Wie simplistisch Sie sind. Ja, mein Bruder war ob der Aktion Ihres Vaters beschämt. Führte sie zu seinem Selbstmord? Vielleicht. Wie Sie wissen, können manche Verletzungen nie geheilt werden. Immerhin brachte sie mich dazu, ein aktives Interesse an Ihrer Familie zu entwickeln. Ich habe Ihre prekäre Karriere mit … wie soll ich sagen … milder Bestürzung verfolgt. Durch Polizeipräsident Clancy erfuhr ich von Ihrem Besuch bei diesem menschlichen Bodensatz, dem Drogenhändler; die Vollzugsbeamten im Mountjoy hat Ihre Visite sehr erbost.«
    Ich stand auf, ging ans Fenster. Sein Blick war zu eindringlich, zu bohrend. Ich sagte:
    »Seien Sie so rational, wie Sie wollen, Sie haben zwei Mädchen ermordet.«
    Seine Stimme hob sich, ein kleines Timbre nur, das sich dazugesellte, aber ich bekam eine Ahnung davon, wie schick er seine Vorlesungen zu gestalten vermochte. Er sagte:
    »Verschont. Ich habe sie verschont.«
    Ich drehte mich um, nahm die dúidín, alarmiert verfärbte sich sein Gesicht. Er rief:
    »Seien Sie vorsichtig, Sie Kretin, sie ist unbezahlbar!«
    Ich zerbrach den Stiel, ließ die Stücke fallen, fragte:
    »Und die Scheiße, die Sie mit mir veranstaltet haben, der Kranz, der Messzettel?«
    Er starrte die zerbrochene Pfeife an, die Augen nass, sagte:
    »Eine Fehleinschätzung, eine momentane Konzentrationsschwäche, eine Frivolität, die mir eigentlich fremd ist; plus ich hatte gepichelt, ein wenig zu viel vom Glenlivet. Ich entschuldigte mich, aber damals hatte ich das Gefühl, Sie wären ein ebenbürtiger Gegner.«
    Mein Aufschrei erschreckte ihn.
    »Gegner! Sie haben doch den Arsch offen! Das ist kein Spiel!«
    Er griff nach seinem Glas, nippte, zündete dann die Pfeife an und sammelte sich, fragte:
    »Was wissen Sie über meine Frau?«
    »Was?«
    »Ach, Jack, Sie wären kein guter Student. Vorbereitung, Recherche, das sind die Schlüssel.«
    Das Aroma von Clan erfüllte den Raum, durchdringend, süß, fast widerwärtig. Ich sagte:
    »Ich habe Sie gefunden.«
    » Touché. Meine Frau hatte einen inoperablen Tumor, litt entsetzliche Schmerzen, dann nach Jahren der Qual, als ich nicht zu Hause war, fiel sie über einige Bücher, die ich oben auf der Treppe gelassen hatte.«
    Ich warf ein:
    »Bücher von Synge?«
    Er tat meine Unterbrechung ab, fuhr fort:
    »So friedlich lag sie da, am Fuße der Treppe hingekuschelt. Meine geliebte Deirdre.«
    Wieder wurde ich völlig aus der Bahn geworfen, sagte:
    »So ihr Name?«
    »Natürlich.«
    Ich erlaubte mir keinerlei Mitgefühl, ging zum Schreibtisch, hob das dritte Foto auf, fragte:
    »Woher haben Sie das?«
    Er lächelte, als spräche er mit einem Idioten, sagte:
    »Ich bin Professor, ich habe es aus den College-Akten; glauben Sie, ich hätte keinen Zutritt zu allen Abteilungen?«
    Er lächelte, als wäre er gebenedeit.

»Da ging vor einiger Zeit eine Frau einmal zu Bett im unteren Dorf und ihr Kind mit ihr … Eine Weile
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