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Geliebtes Landleben

Geliebtes Landleben

Titel: Geliebtes Landleben
Autoren: Mary Scott
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    »Ganz bestimmt nicht Kate«, protestierte ich. »Vielleicht Kathleen oder Kitty, wenn sie klein ist, aber Kate klingt so schrecklich streng.«
    »Genau das ist sie auch«, antwortete Larry. »Sie wurde Kate getauft«, sagte sie, »und sie bleibt Kate. Was Kitty betrifft, warte, bis du sie kennenlernst.«
    »Wie ist sie?« Langsam machte mich diese Fremde nervös.
    »Sie muß wohl über sechzig sein, denn sie ist nicht viel jünger als Sams Mutter, sieht aber um Jahre älter aus. Kein Wunder, wo sie ihr Leben lang für schwierige alte Eltern gesorgt hat, während sich Mrs. Lee nie um etwas kümmerte und nur ihrem Vergnügen nachlief.«
    »Die Eltern müssen sehr alt gewesen sein. Ihr Vater war also Sams Großvater, oder?«
    »Ja, und unsere Männer sind heute schon keine Jünglinge mehr. Der alte Großvater starb vor Jahren, aber seine Frau wurde neunzig und starb erst vor einigen Monaten.«
    »Hast du sie je erlebt?«
    »Nur einmal, und das ist ein Glück für uns beide. Sie war eine alte Furie, ein richtiges Relikt aus der Viktorianischen Zeit. Aber ich habe Kate mehrmals gesehen. Tante Kate, so ließ sie sich von mir nennen. Bei ihr gab es diese gräßlichen modernen Vertraulichkeiten nicht. Sie tat mir immer schrecklich leid, aber jetzt ist sie endlich frei, und ich habe sie aufgefordert, zu uns zu kommen und so lange zu bleiben, wie sie uns ertragen kann.«
    »Da wünsche ich dir viel Vergnügen. Sie dürfte wohl kaum dein Typ sein.« Und meiner auch nicht, dachte ich im stillen.
    »Ist sie wohl. Ich mag sie sehr gern, und du wirst sie auch mögen. Sie ist trocken, sarkastisch und lieb, ganz anders als andere Menschen. Sie bezeichnet sich selbst als alte Jungfer und sieht auch so aus, aber trotzdem ist sie ein Schatz. Gott sei Dank ist sie nicht schlecht gestellt. Ihre Eltern waren so anständig, ihr das Geld zu vermachen, und Sams Mutter war nicht gerade begeistert davon! Kate wird sich in irgendeiner Stadt ein Haus kaufen, wenn sie beschlossen hat, wo sie leben möchte., Ich hoffe eigentlich, daß sie sich unsere Gegend aussuchen wird, deshalb habe ich sie aufgefordert, hierher zu kommen, eine Weile zu bleiben und ihre Verwandten kennenzulernen.«
    »Ich hoffe, sie wird sie mögen. Sie wird schon ziemlich großzügig sein müssen, und das scheint mir nach dem Leben, das sie gehabt hat, ziemlich unwahrscheinlich.«
    »Sie hat überhaupt kein Leben gehabt. Ich glaube, es hat in ihrem Leben nie junge Männer gegeben. Ihre raffinierte Schwester hat sie ihr immer weggeschnappt, und Kate war nie eine Schönheit. Sie fühlt sich jetzt etwas verloren und weiß nicht, was sie mit ihrer Freiheit tun soll, deshalb wollte ich, daß sie herkommt.«
    Das klang riskant, und ich war von unbekannten Verwandten ziemlich bedient. Letztes Jahr hatten wir alle schrecklich unter Ursula Maitland, der Kusine des englischen Oberst, gelitten, und diese Kate schien mir noch schlimmer zu sein. Als ich das sagte, lachte Larry.
    »Mach dir keine Sorgen. Sie ist ganz anders als Ursula. Sie wird für uns alle ein neues Erlebnis sein. Sie hat überhaupt keine Illusionen und sagt ihre Meinung frei heraus, aber nur, wenn es notwendig ist. Bei ihren Eltern war sie immer still und sanft, aber innerlich hat sie, glaube ich, oft getobt — und jetzt kann sie alles nachholen. Man kann wirklich seinen Spaß mit ihr haben.« So klang es mir gar nicht. Ich fragte: »Wie steht es mit Sam? Was wird er davon halten?«
    »Oh, er liebt sie. Als er noch ein kleiner Junge war, war sie reizend zu ihm. Sie hat Kinder wirklich gern, und dabei sieht sie so grimmig aus.«
    Das schien mir eine komische Kombination von Eigenschaften zu sein. Ich fragte mich, ob Kate Fletcher es nicht auch als Qual empfinden würde, denn wir waren eine ziemlich abgeschlossene kleine Gesellschaft. Selbst jetzt, da der Bezirk verändert und erweitert worden war, wir gute Straßen hatten, unser Dorf einen Laden und einen Supermarkt sein eigen nannte, der von unserer lieben Miss Adams geführt wurde, die wir Tantchen nannten, selbst heute waren wir noch immer fanatische Hinterländler.
    Das alles reichte bis kurz nach dem letzten Krieg zurück, als die drei Freunde Paul, Sam und Tim, die gemeinsam den Krieg durchgemacht hatten, benachbarte Farmen kauften. Vor elf Jahren hatte ich Paul geheiratet, und wir befreundeten uns sofort eng mit Larry, Sams Frau. Später heiratete Tim Anne, das einzige Kind von Oberst Gerard, damals der erste Mann des Bezirks. Zu dieser Zeit kämpfte der
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