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Geliebtes Landleben

Geliebtes Landleben

Titel: Geliebtes Landleben
Autoren: Mary Scott
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sein, wie er will.«
    Tony war von Babette abgestiegen und kam den Weg hinauf; dabei redete sie die ganze Zeit.
    »Susan, mein Schatz, diesen Abend habe ich frei, denn es ist ziemlich ruhig, und Caleb sprang gern ein«. Tony, die eine Leidenschaft für arme Teufel besaß, hatte den armen verzweifelten Caleb vor einem Jahr entdeckt und ihn in der kleinen Hütte hinter Tantchens Laden einquartiert, wo er leben und außerdem ihr selbst und Tantchen bei der Arbeit helfen sollte. Er war jetzt glücklich und wirklich ein Gewinn; wenn ihn niemand hetzte, konnte der gute Alte ohne weiteres ein paar Stunden auf den Supermarkt aufpassen.
    Tony hatte mich umarmt und grüßte nun Tante Kate, wie üblich mit einem hervorsprudelnden Redefluß. »Du bist Sams Tante Kate. Bitte, sei für uns alle Tante Kate. Wie schön, daß du bei Larry bleibst, ist das nicht ein zauberhafter Ort, und ist Larry nicht wunderschön? Herrlich, so auszusehen, wenn man weit über dreißig ist.«
    »Ein unglaubliches Alter. Sie müßte eigentlich schon runzlig und gelb sein wie ich. Und du bist sicher fast zwanzig, oder? Für so ein junges Ding hast du dir ein komisches Leben ausgesucht.«
    »Oh, es ist ein herrliches Leben. Ich wollte nicht um alles in der Welt in einer Stadt leben. Ich habe Melbourne gehaßt. Mit meiner Mutter habe ich mich nie vertragen, weil ich nicht so klug war wie mein Bruder Robert. Außerdem hat sich mein Vater wirklich ziemlich schlecht benommen. Das stimmt, Susan; sieh mich nicht so an. Ich habe ihn lieb, und es macht mir auch nichts aus, die meisten Männer würden sich bei Mutter schlecht benehmen. Sie ist so überheblich. Dann hat sie ihn laufen lassen und einen Professor geheiratet, der für sie genau das Richtige, aber für mich die Hölle war. War es da nicht ein Glück, daß ich zu Susan und Paul flüchten konnte?«
    Ich war verwirrt. Wir waren alle daran gewöhnt, daß Tony über ihre Eltern und alles andere offen sprach, aber hier hatte sie eine Fremde vor sich. Ich brauchte mir jedoch keine Sorgen zu machen, denn sie lächelte nur und sagte: »Deine Lebensgeschichte in einem Atemzug — oder den Anfang davon. Sei nicht so sicher, daß dies das einzig mögliche Leben ist. Es gibt noch andere gute Möglichkeiten.«
    »Aber nicht so gut wie diese. Natürlich habe ich manchmal gerne etwas Abwechslung, deshalb reise ich zweimal im Jahr mit meinem Vater durch die Städte, wenn er herüberkommt. Das mache ich vierzehn Tage lang auch ganz gern. Aber dann reicht es. Danach komme ich hierher zurück, und das ist das Beste an der ganzen Geschichte.« Ich gab mir Mühe, nicht eingebildet auszusehen, aber Kate blickte mich höhnisch an und sagte: »Das Beste von zwei Welten — aber warte nur ab. Irgendein junger Mann wird dich in die Stadt locken, und du wirst feststellen, daß das letztlich am besten ist.«
    »Werde ich nicht tun. Was wettest du, Tante Kate?«
    »Ich wette nicht. Das ist eine schlechte Angewohnheit. Aber wir werden sehen.«
    In diesem Augenblick kam Larry aus dem Haus, und das Gespräch hörte auf. Aber es hinterließ ein etwas ungutes Gefühl bei mir. Kate hatte recht. Tony war zu jung, um sich dem Leben im Hinterland ganz zu verschreiben. Sie mußte noch viel lernen.
    Beim Tee erzählte sie uns den ganzen Klatsch aus dem Bezirk. Sie führte jetzt praktisch mit Hilfe von Caleb und einem ganz reizenden Mischlingsmädchen von siebzehn Jahren den Supermarkt. Die Geschäfte gingen gut, und Tantchen lachte immer über die vielen Junggesellen, die bei ihr einkauften, seit sie Tony hinter den Ladentisch gestellt hatte.
    »Sollte das Postamt einmal ausgebaut und ein richtiges Haus hingestellt werden, dann werde ich mich dorthin zurückziehen und Tony das Geschäft überlassen«, sagte sie immer.
    Jetzt sagte Tony: »Am aufregendsten finde ich, daß Peters Stute ihr Fohlen bekommen hat. Ich werde es mir am nächsten Wochenende ansehen.«
    Peter war natürlich Peter Anstruther, auf welchem meine stillen Hoffnungen für Tony ruhten. Die nächste Neuigkeit war willkommen, machte mich jedoch etwas unruhig.
    »Endlich kommt ein neuer Arzt. Er wird in dem Haus wohnen, das sie gegenüber vom Supermarkt gebaut haben. Hoffentlich wird es lustig.« Einen Arzt zu bekommen war schon gut.
    Der letzte war nur drei Monate geblieben, und Ersatz zu finden war nicht leicht. Was die Ärzte betraf, so war die Lage in Neuseeland äußerst schwierig; sogar in den Städten herrschte ein akuter Mangel. Auf dem Land, wo für viele
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