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Geliebtes Landleben

Geliebtes Landleben

Titel: Geliebtes Landleben
Autoren: Mary Scott
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zwang mich, es wegzugeben.«
    Ich fragte mich, in welchem Alter sie dieser Schlag wohl getroffen hatte. Wahrscheinlich, als sie schon eine Frau in mittleren Jahren war und trotzdem dem Befehl ihrer Mutter demütig folgte. Nein, nicht demütig, merkte ich, als ich sie wieder ansah; mit absolutem inneren Widerstand und sehr unglücklich, aber völlig hilflos. Was für eine schreckliche alte Frau mußte die Mutter gewesen sein!
    Sie streichelte den Neufundländer. »So schmeichelhaft. Niemand hat mich je zuvor so angesehen. Ich kann nicht sagen, daß ich seinen Geschmack bewundere, aber es hebt die Moral.«
    Mit dieser Bemerkung war nicht so leicht fertig zu werden. Kate Fletcher merkte das und lächelte herb. »Jetzt versuche nicht, höflich zu sein. Das kann ich nicht ausstehen, und, wie ich gehört habe, werden wir zwei wahrscheinlich viel zusammen sein. Mit diesem Unsinn wollen wir erst gar nicht anfangen. Ich bin nicht nur nicht schön, sondern ich rede auch nicht schön. Das ist wohl die Art einer alten Jungfer, aber ich hatte vorher nie Gelegenheit, dem nachzugeben. Meine Eltern hätten das nicht mitgemacht. Aber jetzt hole ich das nach; schließlich ist es mein einziger Luxus.«
    Ich lachte. »Na ja, bei mir brauchst du kein Blatt vor den Mund zu nehmen. Larry und ich haben zehn Minuten nach unserer ersten Begegnung aufgehört, höflich zu sein, und das war vor elf Jahren.«
    »Herrlich, wenn sich zwei Mädchen finden. Und Tims Frau hast Du auch noch. Sie war heute morgen hier, und ich war natürlich völlig erschlagen. Hübsche blonde Mädchen wirken immer auf alte Jungfern, vor allem, wenn sie noch ein entzückendes Baby mitbringen.«
    »Anne und Gerard sind beide sehr liebenswert. Besser hätten Larry und ich es nicht haben können.«
    »Alles ist nett und gemütlich. Freundlich zu Außenseitern und trotzdem eine heimliche Warnung, das Innerste nicht zu betreten. Ein ausgewählter kleiner Kreis. Ich beglückwünsche dich dazu.«
    Ihre klugen Augen funkelten und nahmen der Bemerkung jeden beleidigenden Ton. Ich sagte: »Du bist aber kein Außenseiter. Du gehörst wirklich richtig zu unserem Kreis«, denn ich hatte aus ihrer Stimme Sehnsucht herausgehört.
    »Das ist nett, Susan, natürlich nehme ich das an. Ich war auf diese geschlossenen Zirkel im Hinterland nicht vorbereitet.«
    »Geschlossene Zirkel? Was für ein schreckliches Wort. Klingt wie ein Haufen sehr selbstzufriedener Intellektueller.«
    »Oh, nicht nur Intellektuelle werden etwas selbstgefällig.«
    Das war ein kluger Hinweis, und ich mußte lachen. »Ich habe so das Gefühl, als würdest du schon verhindern, daß wir zu selbstgefällig werden«; und das würde sie tun, wenn sie immer so redete, wie schon in den zehn Minuten nach unserer ersten Begegnung.
    Bedenken hatte ich nur wegen Tony. Der Rest von uns würde damit fertig, aber Tony war doch sehr modern. Nicht zu ausgefallen, aber es reichte. Selbst in meiner Jugend vertrugen die Jungen nicht gut Kritik. Wie würde sie die leicht bitteren Kommentare dieser Dame aus der Zeit König Eduards hinnehmen? Ob die Daten nun stimmten oder nicht, in diese Zeit paßte Miss Fletcher mit Sicherheit. Wie würde Tony auf dieses braune, hochgeschlossene Kleid reagieren und auf diesen Rock, der ganz unfreiwillig Maxi war, auf ihre flachen Absätze, auf ihr kurzes, sprödes Haar und vor allem auf ihre scharfe Zunge?
    Die Antwort erfolgte sofort, denn gerade in diesem Augenblick kam Tony auf ihrem Pony Babette die Straße heraufgeritten. Es war zwar nicht Samstag, aber manchmal, wenn es im Supermarkt nicht soviel Arbeit gab, ritt Tony für einen Abend nach Hause, und da Larrys Haus auf ihrem Weg lag, machte sie normalerweise einen kurzen Besuch. Ich vermute, daß sie sich dieses neue Mitglied unseres »Zirkels«, wie Miss Fletcher ihn etwas lieblos nannte, ansehen wollte, und sie winkte, als sie zum Tor hineinritt. Kate saß noch aufrechter, wenn das überhaupt möglich war, und winkte zurück.
    »Lieber Himmel, ist das ein schönes Bild. Der bezaubernde Rotschopf, von dem ich schon gehört habe, ein Anblick, der alte Augen erfreut. Kein Wunder, daß sie dein ein und alles ist, Susan.«
    »So hat Larry also schon etwas erzählt.« Aber ich versuchte auch nicht, es zu leugnen. »Ich habe immer etwas für schöne Menschen übrig, vor allem wenn sie fröhlich und freundlich sind. Aber weißt du, sie ist sehr modern.«
    »Warum nicht? Ist das eine Warnung für eine alte Jungfer? Wer so aussieht, kann so modern
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