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Ein Drama für Jack Taylor

Ein Drama für Jack Taylor

Titel: Ein Drama für Jack Taylor
Autoren: Ken Bruen
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schliefen sie nicht ein, und dann kam etwas ans Fenster, und sie hörten eine Stimme, und die sagte dieses: ›Es ist Zeit, von jetzt an zu schlafen.‹ Am Morgen war das Kind tot, und es sind wahrhaftig auf der Insel viele, die ihren Tod auf solche Weise finden.«
    J. M. Synge, Die Aran-Inseln

I ch knallte das Foto auf den Schreibtisch, fragte:
    »Meinen Sie ernsthaft, ich lasse es so weit kommen? Sie sind erledigt, Kumpel.«
    Seine Pfeife war ausgegangen, und er klopfte den Pfeifenkopf an einem Aschenbecher aus, gebrannter Ton mit den verblassten Buchstaben
    Inishman.
    Er seufzte, sagte:
    »Teil meines Plans war es, irgendjemandes echtes Interesse zu erregen, und ich bin überaus angenehm berührt, dass das Schicksal Sie ausgewählt hat. Ich hoffte, Sie würden dadurch Synge zu schätzen lernen; nur wenige schätzen ihn gebührend.«
    Ich setzte mich, sah ihn an, sagte:
    »Tut mir leid. Der Tod zweier Mädchen hat meine Empfänglichkeit für Literatur umdüstert, und wissen Sie was? Synge geht mir auf die Nüsse.«
    Er stand auf, wütig, brüllte:
    »Sie Philister! Synge hat sich erst spät entwickelt, und doch war er vor seinem achtunddreißigsten Jahr tot. Sechs kurze Jahre echter Kreativität nur, aber er hinterließ ein Gesamtwerk ohnegleichen.«
    Ich legte so viel Verachtung in meine Stimme, wie ich konnte, sagte:
    »Und Sie, Sie haben zwei Leichen kreiert, zwei trauernde Familien, und eine dritte ist in Vorbereitung?«
    Er antwortete nicht, hatte mich ausgeblendet. Ich sagte:
    »Ich bringe Sie zur Strecke, Kumpel.«
    Sein Kopf zuckte, und ein winziges Lächeln begann um seine Lippen zu tanzen. Er sagte:
    »Das glaube ich nicht. Polizeipräsident Clancy und andere einflussreiche Personen werden Ihre wilden Theorien zerschmettern.«
    Ich knallte ihm ganz schnell eine, sagte:
    »Sie passen nicht auf, Prof. Ich möchte Ihnen von den Pikenträgern berichten.«
    Die Ohrfeige hatte ihn verblüfft, und er sah mich finster an, sagte:
    »Urbane Paranoia, falls Sie die sogenannte Bürgerwehr meinen.«
    Ich sprach langsam, erzählte ihm von Pat Young, von der Kastration, fügte dann hinzu:
    »Sie haben mich gebeten, bei ihnen mitzumachen. Stellen Sie sich das mal vor. Ich werde also zum Einstand mit Ihrem grünen Aktendeckel und Ihren Aktivitäten ankommen. Sie können meine erste Empfehlung sein.«
    Das Blut war aus seinem Gesicht gewichen, und ich sagte:
    »Dieser Schreibtisch, jawoll, auf dem könnte der Eingriff durchgeführt werden. Ich glaube, sie werden einen Knebel verwenden müssen, denn wenn man Ihnen die Klöten mit einer Pike absäbelt … Das wird eine ziemliche Schweinerei, muss ich Ihnen leider sagen. Ich kann nicht einmal garantieren, dass das Instrument übermäßig scharf geschliffen ist. Aber ich werd Ihnen was sagen, ich werde die Jungs bitten, dass sie Ihnen was von Synge unterlegen. Eine angemessene Geste, meinen Sie nicht? Fast literarisch.«
    Ich klemmte mir den Aktendeckel unter den Arm, ging an ihm vorbei, blieb bei der Tür stehen, sagte:
    »Aber es gibt eine Alternative; Sie werden sie in der Garage sehen. Die Alternative ist zwar eine Idee melodramatisch, aber, hey, Sie sind der Dramatiker.«

D as literarische Irland erschien massenhaft zur Beerdigung des Professors. All die müden üblichen Verdächtigen, die ihn jahrelang nicht zur Kenntnis genommen hatten, lobten die beiden Bücher über das Theater, die er geschrieben hatte. Dass diese Bände seit Jahren vergriffen waren, wurde nicht erwähnt. Die Zeitungen widmeten ihm höfliche Nachrufe, und in einem Artikel wurde angedeutet, sein Tod sei ein tragischer Unfall gewesen. Zwischen den Zeilen stand das unausgesprochene Wort, das den tragischen Unfalltod seiner Frau und seines Bruders thematisierte, ohne die suizidale Veranlagung direkt beim Namen zu nennen.
    Ich saß bei Nestor’s, las all dies, vor mir eine Tasse vernachlässigten Kaffees. Jeff tauschte ein Fass aus, und wir tanzten am Rande des gähnenden Abgrunds herum, der sich zwischen uns auftat. Der Wachposten sah Sky News, die Schlacht um Bagdad war in vollem Gange. Man U hatte Liverpool mit vier Toren Abstand vernichtend geschlagen. Leeds hatte, trotz großer Schwierigkeiten, sechs Tore zwischen sich und Boton gelegt. Ferguson deutete an, Man Us Unentschieden gegen Real Madrid sei Schiebung gewesen.
    Das Wetter war fabelhaft, wahrscheinlich unser Sommer, obwohl der Mai noch ein ganzes Ende entfernt lag. Margaret hatte angerufen, um zu sagen, sie wolle mich erst mal nicht sehen,
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