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Ein Drama für Jack Taylor

Ein Drama für Jack Taylor

Titel: Ein Drama für Jack Taylor
Autoren: Ken Bruen
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relevant. Den hörte ich mir an, als sich ein Pfleger näherte und mich anfegte:
    »Ich hoffe, Sie kommen nicht auf die Idee, hier zu rauchen.«
    Er hatte mich komplett kalt erwischt, und ich machte:
    »Was?«
    »Dieser gesamte Bereich ist Nichtraucher.«
    Er war schön vorgeheizt, bereit loszurocken. Ich erkannte ihn, konnte aber keinen passenden Namen hervorkramen. Ich sagte:
    »Ich rauche nicht.«
    Wie seltsam das klang. Er kaufte es mir nicht ab, schnappte:
    »Ich habe Sie doch erkannt, Sie haben auf dem Korridor geraucht, in der Nische.«
    Ich atmete aus, fragte:
    »Meinen Sie, Sie können mir einen Gefallen tun, Kumpel?«
    »Einen Gefallen, welchen Gefallen?«
    »Verpissen Sie sich.«
    Machte er.
    Die Dixie Chicks lärmten immer noch in meinem Kopf, als ich bei der NUI vorbeiging. Studenten liefen am Kanal herum, und ich dachte an die toten Mädchen. Es sah nicht aus, als würde ich die Fälle je aufklären. Bei der Kirche blieb ich stehen, starrte die bunten Glasfenster an. Sie lieferten keinerlei Inspiration. Ich quengelte:
    »Fenster. Nur buntes Glas.«

I ch ging zurück ins Hotel. Mrs Bailey sah sehr zierlich aus, fast zerbrechlich, war von Papierkram überschwemmt. Obwohl ich allein sein, in mich gehen und im Wesentlichen schmollen wollte, blieb ich stehen, fragte:
    »Geht es Ihnen gut, Mrs B?«
    Sie hob den Kopf, und es schmerzte mich, ihren Schädel durch das dünne Haar zu sehen. Richtig Kummer machte mir das. Ich bemerkte die verschwenderische Fülle von Leberflecken auf ihren Händen und konnte, was ihr Alter anging, nur eine Vermutung riskieren. Jemand hatte versucht, ihr eine Dauerwelle zu verpassen, und ein furchtbares Tohuwabohu angerichtet, als hätte er auf halbem Wege entschieden:
    »Scheiß drauf, ist sowieso nichts zu retten.«
    War es auch nicht.
    Sie sagte:
    »Ich möchte Sie nicht mit meinen Geschichten belasten, Mr Taylor, zumal Sie gerade diesen schmerzlichen Verlust erlitten haben.«
    Ich wollte ihr beipflichten, mich in mein Zimmer stehlen, aber ich blieb, fragte:
    »Wie wär’s, wenn ich Ihnen ein Getränk ausgebe, einen dicken, fetten, warmen Whiskey, mit Zucker, Gewürznelken … Hölle, wir lassen es krachen.«
    Sie lächelte ganz kurz wie ein junges Mädchen, fast kokett, und mir wurde klar, wie viel sie mir bedeutete. ’türlich hatte der Tod meiner Mutter mich verletzlich gemacht, aber diese Frau hatte durch jede Sorte von Scheiße zu mir gestanden. Jedes Mal, wenn ich nüchtern oder clean geblieben und dann wieder abgestürzt war, nie hat sie sich ein Urteil über mich angemaßt. Hat immer ein Zimmer für mich gehabt. Als ich mich nach London, ins Hidden Valley verpisste und dann buchstäblich zurückgehumpelt kam, hieß sie mich willkommen.
    Schwer zu toppen.
    Sie fragte:
    »Wer kümmert sich um die Rezeption?«
    Ich deutete auf den Papierkram, sagte:
    »Mit etwas Glück wird sie gestohlen.«
    Da gab sie klein bei.
    Kam hinter ihrem Empfang hervor und, siehe da, hakte sich bei mir unter. Niemand hakt sich unter wie eine Frau aus Galway. Ich fühlte mich … galant? Wie oft sieht man sich schon so beschrieben? Ich strebte dem Ausgang zu, und sie protestierte, sagte:
    »Oh nein, ich gehe nicht mehr aus.«
    »Was?«
    »Es ist zu gefährlich.«
    Dagegen konnte ich wenig einwenden; da draußen war es gottverdammt lebensgefährlich, und um das zu beweisen, konnte ich sogar hinken. Sie fügte hinzu:
    »Jedenfalls würde ich es, wenn ich schon trinke, vorziehen, das Geschäft selbst zu machen.«
    Obwohl ich schon so lange im Hotel wohnte, war ich, glaube ich, nur einmal in der Bar gewesen. Das Man-scheißt-nicht-vor-die-eigene-Tür-Syndrom. Allerdings genau meine Art Kneipe: dunkel, verraucht, alt, verwohnt. Ernsthafte Trinker hatten hier sehr ernsthaft getrunken. Man spürte die Schwingungen, und die Schwingungen flüsterten:
    »Wenn du schicke bunte Drinks möchtest, zieh Leine.«
    Hier war ein Dunkles dein einziger Freund, und eine schöne Kugel Malzwhiskey dazu, und wer sich das übersetzen lassen musste, war definitiv am falschen Ort.

»Während das Grab geöffnet wurde, setzten sich die Frauen zwischen die flachen Grabsteine, die von einem bleichen Schleier frühen Farns eingefasst waren, und begannen den wilden ›Keen‹, die Totenklage. Wenn sie mit dem Rezitativ an der Reihe war, schien jede der alten Frauen ganz der Trauer hingegeben. Sie wiegte sich vor und zurück und beugte die Stirn auf den Stein vor ihr, während sie mit dem sich immer wiederholenden, schluchzenden
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