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Ein cooler Typ aus der Hölle

Ein cooler Typ aus der Hölle

Titel: Ein cooler Typ aus der Hölle
Autoren: Stefan Wolf
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sie zweimal vermöbelt. Ich hatte eine gebrochene Rippe.
Naja, ich bin nicht so ein Fighter wie du, Tim. Aber ich bin auch kein
Feigling. Deshalb habe ich mir eine Pistole besorgt. Natürlich nur zum Drohen,
‘ne echt scharfe Waffe: Smith & Wesson, Kaliber 357.“
    „Das ist ein Revolver“, sagte
Karl.
    „Stimmt.“
    „Ich hoffe, du hast keine
Munition dazu“, meinte Gaby kriegerisch.
    „Doch. Habe ich.“
    „Die wirfst du weg! Oder du
lieferst sie bei mir ab.“ Volker knipste ein hilfloses Grinsen an und blickte
zu Boden.
    „Über deine Bewaffnung reden
wir später“, sagte Tim. „Jetzt bring mal die Fakten auf die Reihe!“
    Volker steht zwar immer noch
aufrecht, dachte Tim, wirkt aber, als hängen seine Schultern neben den Knien.
Ist total kaputt. Kann ja auch schnell gehen sowas. Wenn man sich falsch
entscheidet und dann da nicht mehr rauskommt.
    „Der Geier ist ein Boss“, sagte
Volker. „Unterwelt, Mafia, russische Konnäktschen — ich weiß es nicht. Weiß
auch nicht, wieviele Killer-Typen für ihn arbeiten. Dowara ist jedenfalls immer
dabei. Das Schu-Ze ist die Spielwiese, der Markt. Bei Dowara kannst du Drogen
kaufen, geklaute Autoradios, CD-Player, geile Klamotten, Waffen, sogar Sex wird
vermittelt für die älteren Schüler. Und du kannst Geld borgen — für
Wahnsinns-Zinsen. Wehe, du zahlst nicht rechtzeitig zurück! Der Meierhofer weiß
das alles. Oder er ahnt es. Er wollte wohl auch die Polizei verständigen. Aber
da hatte seine Frau einen Unfall, als sie mit dem Fahrrad zum Einkaufen fuhr.
Sie hat sich den Arm gebrochen. Der Unfallverursacher ist abgehauen. Und dem
Meierhofer wurde am Telefon gesagt, wenn er die Bullen hole, werde der nächste
Unfall seiner Frau schlimmer ausfallen. Der Direx ist 65. Im Juni geht er in
Pension. Der bindet sich nichts mehr ans Bein. Bis dahin müssen wir leben mit
dem Terror. Dowara hat das Schu-Ze fest im Griff. Und der Geier ist sein Boss.“
    „Hört sich an nach
amerikanischen Verhältnissen“, stellte Karl fest. „Ist es wirklich so schlimm?“
    „Ihr könnt’s mir glauben. Es gibt
natürlich Kids, die durch Dowara ganz schön in Druck sind. Aber die haben
solchen Schiss — die würden sich eher ‘nen Finger abhacken als ihn verpfeifen.“
    „Unter Druck wie ihr?“, sagte
Tim.
    „Ja. Katja hat sich 3000
geborgt — und muss bis morgen zurückzahlen. Sie kann natürlich nicht. Aber
dafür hat Dowara eine Lösung. Hübsche Mädchen können nämlich Schulden
abarbeiten.“
    „Wie bitte?“ Gabys Augen —
dachte Tim — sind jetzt wie tiefe blaue Seen. Seen der Empörung.
    „Der Geier betreibt Nachtlokale
und Spielclubs“, nickte Volker. „Dafür braucht er Mädchen zum Servieren und
Anmachen. Je jünger, desto besser, hat Dowara gesagt. Von einer aus der
Berufsschule, die einen Tausender abgedient hat, weiß ich, wie das läuft. Die
Gäste sind mies und meistens betrunken. Fast nur männliche Gäste. Die Mädchen
werden angetatscht und müssen sich schleimige Angebote anhören. Katja würde
sterben, wenn sie da reinkäme. Außerdem wird die Stunde nur mit zehn Mark
verrechnet. Für die 1000 Mark musste Helga hundert Stunden ableisten — und sich
dann noch sagen lassen, der Geier hätte auf Zinsen verzichtet, weil er ja ein
Herz habe für junge Bräute.“
    „Dowara weiß also, dass Katja
nicht zurückzahlen kann?“
    „Wir haben es ihm heute
Vormittag gesagt. Wir wollten Aufschub. Aber ihr hättet seine Visage sehen
sollen. Katja soll erst mal jeden Freitag und Samstag von abends bis
Mitternacht in einem Club das Inventar verschönern — wie er sich ausdrückt. Zu
Hause könnte sie ja erzählen, sie wäre bei mir. Unter uns: Das würde sogar
funktionieren. Beck bleibt zum Beispiel dieses Wochenende wieder in
Tschenstedt. Und Katjas Mutter hängt vor der Glotze, wie jeden Abend, zieht
‘nen Korken aus der Flasche und kann ab 22 Uhr ihren Namen nicht mehr
schreiben.“
    „Woher weißt du“, fragte Tim,
„so genau Bescheid über Frau Meierhofers Unfall und die telefonische Drohung.
Euer Direx posaunt das doch nicht aus.“
    „Eine Freundin von Frau
Meierhofer ist auch mit meiner Mutter befreundet. Aber beide halten dicht. Denn
wenn sie die Polizei verständigen, würden das die Gangster dem Direx anlasten.
Und der samt Familie hätte es auszubaden. Natürlich war meine Mom ganz außer
sich. Ist ja immerhin meine Schule. Ich habe gesagt, ich hätte von alldem
nichts bemerkt. Wäre wohl übertrieben. Von meinem Revolver weiß sie
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