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Ein cooler Typ aus der Hölle

Ein cooler Typ aus der Hölle

Titel: Ein cooler Typ aus der Hölle
Autoren: Stefan Wolf
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eben ein Hasenfuß. Bei ihr gehört nicht viel dazu, dass
die Sicherungen durchknallen. Diesmal“, er stockte, „hat sie allerdings Grund.“
    „Nämlich?“, fragte Tim.
    „Ja“, sagte Gaby zu Volker
gewandt. „Bis jetzt hast du nur erzählt, dass euch die Kuhschiete bis zum Hals
steht und Katja weg ist. Hast aber noch nicht erzählt, weshalb.“
    „Ich wollte warten, bis Tim da
ist.“ Volker sah den TKKG-Häuptling an, als erwarte er von ihm die Lösung aller
Probleme. „Und der Hintergrund zu unserem Schlamassel ist auch so verdammt
heiß, Gaby, dass ich vor allem dich bitten muss, nichts deinem Vater zu
erzählen.“
    „Mal langsam!“ Tims Freundin
pustete gegen ihre Ponyfransen. „Ich kann das nicht einfach so versprechen. Ich
habe größtes Vertrauen zu meinen Eltern. Sicherlich — TKKG ermitteln auf eigene
Faust. Aber letztlich immer mit der Polizei und nicht gegen sie.“
    Volker nickte und wühlte jetzt
mit beiden Händen in seiner gelfreien Frisur. „Katja und ich haben Mist gebaut.
Katja noch mehr als ich. Es wäre toll, wenn wir das irgendwie gerade biegen
könnten, ohne es an die große Glocke zu hängen.“
    Tim sagte: „Es reicht jetzt mit
dem allgemeinen Gerede. Bitte, Tatsachen! Was ist passiert?“
    Volker seufzte. „Gut. Dann
knallharte Fakten. Katja ist Mitglied im Verein der Papageien-Freunde, obwohl
sie selbst keinen Buntvogel besitzt. Sie ist sogar im Vorstand und verwaltet
die Kasse. Schon seit einem Jahr kriegt Katja kein Taschengeld. Sie hat ständig
Zoff mit ihren Eltern. Ihr kennt die nicht, aber ich. Frau Beck hat
Alkoholprobleme und kümmert sich um gar nichts. Herr Beck ist Amtsrichter in
Tschenstedt, also nur am Wochenende zu Hause, hat aber auch dann die Nase in
den Akten. Der Mann ist sowas von starr, verklemmt und pingelig, dass man ihm
eigentlich verbieten müsste, über Recht und Unrecht zu befinden. Die meisten
seiner richterlichen Entscheidungen werden auch in zweiter Instanz wieder
aufgehoben. Jedenfalls würde dieser law-and-order-Typ seine eigene Tochter
verurteilen — bei der geringsten Verfehlung.“
    Volker schwieg einen Moment.
    Tim, dem das alles viel zu
langsam ging, sagte: „Verbessere mich, wenn ich falsch liege. Katja hat ihr Amt
missbrauch und in die Papageien-Kasse gegriffen. Wieviel hat sie veruntreut?“
    Volker schluckte. „Äh, fast
3000 Mark.“

    TKKG pfiffen wie aus einem
Mund.
    „Sie wollte es wieder
ausgleichen, denn zu ihrem Geburtstag im September hatte ihre Großmutter ihr
einen angesparten Betrag versprochen. Satte 5000 Mark. Sie sollte das kriegen
ohne Wissen ihrer Eltern. Denn von ihrem Sohn, dem Herrn Beck, und seiner
Schnapsdrossel-Ehehälfte hielt die Oma nicht viel.“
    „Hielt?“, fragte Tim mit
hochgezogenen Brauen. „Verstorben?“
    Volker nickte. „Ganz plötzlich.
Drei Wochen vor Katjas Geburtstag. Immerhin war die Oma erst 74. Hat kein
Testament hinterlassen und auch kein Kuvert für Katja.“
    „Pech!“, meinte Klößchen. Damit
handelte er sich Gabys vorwurfsvollen Blick ein und setzte hinzu: „Außerdem
tragisch. Und traurig.“
    „Es kommt noch schlimmer“,
berichtete Volker. „Anfang Oktober war die Jahreshauptversammlung des Vereins.
Natürlich mit der unvermeidlichen Kassenprüfung. Katja ist fast gestorben vor
Angst. Woher sollten wir das fehlende Geld nehmen? Da hat sie den größten
Fehler gemacht. Sie hat’s vom Geier geborgt. Das... kann tödlich sein.“
    „Geier?“ Tim hielt still, als
ihm Gaby sein Baseballcap zurecht rückte. „Wer ist das?“
    „Wir haben ihn nur einige Male
gesehen.“ Volker hob die Schultern. „Er bleibt ja immer im Wagen. Sitzt immer
hinten und lässt sich chauffieren. Wir wissen nicht, wie er wirklich heißt.
Geier ist der Spitzname. Aber sein Killer heißt Dowara. Dirk Dowara.“
    „Was? Killer?“
    „Na, nicht wirklich. Aber man
könnte es ihm Zutrauen. Ein brutaler, eiskalter Typ. Ich hörte, wie Dr.
Meierhofer sagte, das wäre ein Typ aus der Hölle.“
    „Meinst du den Direktor eurer
Penne? Dr. Frank Meierhofer?“
    „Er ist außerdem Leiter des
Schulzentrums. Und mit Dowara ist er zusammengeraten. Seitdem hat er die Hose
voll, wenn er den nur sieht.“
    „Irgendwie schnall ich nicht,
was da läuft“, sagte Tim. „Erzähl das mal genauer!“
    „Ihr wisst doch: Wir sind 1400
Schüler. Die Schulen passen nicht zusammen, die Kids schon gar nicht. Von dem
viel gepriesenen Miteinander spürst du nichts. In jeder Pause Zoff, Randale und
Schlägerei. Mich haben
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