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Der goldene Esel

Titel: Der goldene Esel
Autoren: Lucius Apuleius
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Ankündigung des Übersetzers
    Der goldene Esel des Apuleius, dieser wenigstens dem Namen nach allgemein bekannte satirisch-mystische Roman, ist mit so viel Menschenkenntnis, Witz, Munterkeit und Laune geschrieben, mit so angenehmen, wohlerfundenen, komischen, tragischen und poetischen Episoden durchwebt, daß nicht allein Boccaz und Raphael, La Fontaine und Le Sage denselben stückweise, jeder in seinem Fache, benutzt, sondern daß auch alle um uns liegenden kultivierten Nationen sich denselben durch wiederholte Übersetzungen völlig eigen zu machen gesucht haben. Ich habe mich seit einigen Jahren beschäftigt, ihn ins Deutsche zu übertragen. Die Episode der Psyche, die ich daraus im Jahre 1780 bekannt gemacht habe – (welche aber auch jetzt an ihrer Stelle wieder erscheinen wird, nur mit weniger Anmerkungen und mit den Einschaltungen, die im Originale befindlich, aber von mir ausgelassen waren, weil sie sich auf etwas Vorhergegangenes bezogen) –, mag als eine Probe meiner Übersetzung angesehen werden. War es Mangel an Geschmack seines Zeitalters, war es zu weite Entfernung von der Hauptstadt, oder war es afrikanisches Genie oder alles dreies zusammengenommen: genug, des Apuleius Schreibart ist bei weitem nicht die beste. Er kettet ewig lange Perioden zusammen, ist sehr kostbar und schwülstig in seinem Ausdrucke, gebraucht unerhörte Wortfügungen und veraltete, ja wohl gar selbsterfundene Wörter und Redensarten. Ich habe mich dagegen bemüht, ihn im Deutschen sich so ausdrücken zu lassen, wie ein so feiner Mann, ein Mann von so lebhaftem bebaueten Geiste als er war – sich heutzutage in unserer Sprache über dieselben Gedanken und Gegenstände ausdrücken würde. Sollt ich auch in der Schule darum verdammt werden (ohnerachtet ich den Cicero auf meiner Seite habe, de opt. gen. or. c. 5), so wird man mir doch in der Welt dafür Dank wissen, und für den Weltmann ist meine Übersetzung auch nur bestimmt; mag für mich immerfort der Pedant sich an dem köstlichen Latein ergötzen! Übrigens bin ich meinem Originale ganz getreu geblieben, auch selbst in den üppigen Szenen, denn ich habe nicht geglaubt, in unsern Tagen verschämter tun zu dürfen als ein vornehmer Priester und platonischer Philosoph zu den Zeiten des frommen Antonins.
    Der Übersetzer.

Erstes Buch
    Ich will Dir, lieber Leser, in diesem milesischen Märchen allerhand lustige Schwänke erzählen, welche Deine Ohren auf das Angenehmste kitzeln sollen, wo Du anders ein Buch, das in dem kurzweiligen ägyptischen Tone geschrieben ist, Deiner Aufmerksamkeit nicht für unwürdig achtest. Auch sollst Du darin all Dein Wunder sehen, wie Leute in andere Gestalten verwandelt werden und abwechselnd wieder in ihre eigentümliche zurückkehren. Ich hebe gleich an. Zuvörderst
nur
ein Wort, wer ich bin .
    Mein Geschlecht ist uralt und auf dem attischen Hymettos, dem ephyräischen Isthmos und dem spartischen Tänar, diesen seligen, in den Schriften der glänzendsten Genien ewig blühenden Gefilden, zu Hause. Daselbst, besonders aber in Attika, bin ich auferzogen worden. Nachher begab ich mich nach Latiens Hauptstadt . Aus Verlangen, mit der römischen Literatur bekannt zu werden, machte ich mich an die Sprache des Landes und studierte sie mit unsäglicher Mühe und Fleiß, jedoch ohne die geringste Anweisung.
    Um deswillen, mein Leser, bitte ich Dich hier im voraus um Verzeihung, wenn ich etwa, als Ausländer, hin und wieder in dieser fremden Sprache Fehler begehe. Ich bediene mich derselben nur, weil etwas Kauderwelsch dem Komischen des Stoffes um so mehr aufhilft und Deine Belustigung allein mein Zweck ist. Das Märchen stammt übrigens aus Griechenland. Jetzt beginnt es. Merke auf, es wird zu lachen geben.
    Ich tat vor einiger Zeit in Angelegenheiten eine Reise nach Thessalien, wo ich gleichfalls angesehen bin wegen meiner mütterlichen Abkunft vom berühmten Plutarch und von dessen Neffen, dem Philosophen Sextus. Nachdem ich auf meinem treuen einheimischen Schimmel manch steiles Gebirge, manch schlüpfriges Tal, manche betaute Wiese und holperige Ebene zurückgelegt hatte und er nun ganz abgemattet war, ich mir aber die Müdigkeit vom Sitzen etwas vergehen mochte, so stieg ich ab, wischte mit Laub den Schweiß vom Pferde, rieb ihm die Ohren, zäumte es ab, ließ es sich ein wenig verschnaufen und schlenderte ganz Schritt vor Schritt vorauf, bis es sich durch die natürlichen Wege leichter gemacht hatte. Während daß es beim Nachfolgen im Vorbeigehen an
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