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Ehrbare Händler: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Ehrbare Händler: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Ehrbare Händler: Historischer Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Frank Domeier
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»Da oben hing er.«
    Schon stieg er die Leiter empor. Agnes winkte ihren beiden Begleitern, zuerst hochzusteigen. Sie wollte keinen Kerl hinter sich wissen, der vielleicht seinen Blick nicht im Zaum zu halten vermochte.
    Der Zugang zum Boden war nahe der einen Giebelseite. Links lagen verschiedene Ballen, rechts war alles leer. In der gegenüberliegenden Giebelseite, der Südseite, war eine Tür, durch die man die Waren über einen Flaschenzug emporhieven konnte. Oben angekommen, öffnete Bernhardt diese Tür, damit genug Licht hereindrang; denn es gab hier sonst weder Fenster noch eine andere Öffnung.
    Ludolf begann ohne Umschweife: »Wie mir gesagt wurde, waren die Umstände, unter denen Ihr die Leiche aufgefunden habt, etwas eigenartig. Was war es?«
    »Der Herr wurde schon seit Mittwoch früh vermisst. Kurz vor Mittag schickte mich der Rehkopf hier hoch, um einen Ballen Kaninchenfelle zu holen.« Damit zeigte Bernhardt auf einige der unter der Dachschräge aufgestapelten Felle. »Nur, die Luke war dicht und die Leiter nich mehr da. Das war schon komisch. Also habe ich ’ne andere geholt und die Luke aufgestemmt. Die klemmte irgendwie. Und … na ja … als ich hier oben war, sah ich ihn da hängen.«
    Der Lagerverwalter ging einen Schritt nach rechts zur Außentür. Dort hing an einem Balken noch ein Stück Seil.
    »Wir haben ihn abgeschnitten. Der Bader Kolraven sagte, er wäre bestimmt schon’n ganzen Tag tot.«
    »Wo war der Podest, von dem er heruntergesprungen ist?«
    Bernhardt kratzte sich am Kopf. »Da war keiner. Kein Stuhl, kein Fass, kein Ballen oder sonst was. Nix zu sehen. Nur die Leiter lag neben der Luke. Über die fünf Schritt kann man die nich wegschleudern. Denk ich mal.«
    »War sonst etwas Auffälliges hier oben?«, wollte Agnes wissen.
    Bernhardt schaute ein wenig verlegen um sich. Ein wenig leiser antwortete er: »Nur die Tür für’n Seilzug war offen.«
    »Sonst nichts Ungewöhnliches?«
    Er schüttelte hastig den Kopf.
    Agnes ging aufgeregt hin und her. Sie sah vor ihrem inneren Auge das Geschehen ganz deutlich. »Es war Mord!«, platzte es aus ihr heraus. »Jetzt müssen wir nur noch den Mörder finden.«
    Drei ungläubige Augenpaare starrten sie an.
    »Bode wurde erwürgt. Damit man die Male nicht erkannte, wollte der Mörder einen Selbstmord vortäuschen. Er schleppte ihn hier hoch und hängte ihn auf. Dafür brauchte er die Leiter. Damit es noch echter aussah, verschloss er auch die Luke.«
    »Und wie kam er wieder hinunter?«, wollte Ludolf wissen.
    »Tja, mein lieber Schlaumeier. Auch dafür gibt es eine logische Erklärung. Durch die Tür ließ er sich an einem Seil hinab. Damit hättest du wohl nicht gerechnet. Dass ich so schnell die Lösung finde. Einfach durch Nachdenken.« Und dabei tippte sie sich mit dem Finger an die Stirn. Spöttisch blickte sie in die verdutzten Gesichter der Männer und freute sich diebisch.
    »Respekt, meine Liebe. So schnell! Ich wusste, dass Ihr das schafft«, lobte Wolfram.
    Ludolf brummte missmutig vor sich hin. »Das klingt mir doch ein wenig weit hergeholt.«
    »Ach ja?« Agnes’ Augen blitzten gefährlich. »Es hätte mich auch gewundert, wenn du mal nichts an meinen Überlegungen auszusetzen hättest. Bestimmt hast du jetzt wieder mehr Zweifel als eigene vernünftige Argumente.« Am liebsten hätte sie ihn jetzt selbst gerne erwürgt.
    »Eine Leiche die vier Stockwerke hier hochschleppen?«
    »Vielleicht wurde er auch gezwungen, selbst hier hochzugehen und wurde erst hier erwürgt. Am Ende macht das keinen Unterschied.«
    »So einfach lässt sich keiner erwürgen. Ein gefährliches Unterfangen. Es hat bestimmt einen Kampf gegeben. Gab es Kampfspuren hier?« Der letzte Satz war an Bernhardt gerichtet.
    Der zuckte nur verlegen mit den Schultern. »Hier war nichts durcheinander.«
    »Oder war seine Kleidung zerrissen?«
    »Der Herr sah ordentlich aus. Aber mit so was kenn’ ich mich nicht aus.«
    »Alles kein Problem«, warf die junge Frau ein. »Und was ist, wenn es zwei oder drei Mörder waren? Da hätte sich der Händler kaum wehren können. Die hätten ihn auch tot hochtragen können.«
    Ludolf zweifelte noch immer. »Und warum gibt es hier keinen Podest? Wenn der oder die Mörder so schlau waren, warum haben sie nicht daran gedacht?«
    Nervös drehte Agnes an den Knöpfen ihres Kleides. So was Dummes! Oje, war sie in ihrem Eifer wieder mal zu vorschnell gewesen? Und das vor dem Hauptmann! »Vielleicht haben die … die … Mörder das
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