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Ehrbare Händler: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Ehrbare Händler: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Ehrbare Händler: Historischer Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Frank Domeier
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das nicht zutrau’n. Ihr seid sehr klug und freundlich. Bestimmt könnt Ihr noch etwas aus den Leuten herauskitzeln. Ich würde gern mit Euch zusammenarbeiten.«
    Agnes lächelte dem Hauptmann dankbar zu. Sie hatte die positiven Veränderungen in seinem Aussehen und Verhalten sofort bemerkt. Vielleicht hatte sich ja auch seine negative Einstellung gegenüber Bildung und Kultur ein wenig gewandelt? Wenn andere Menschen schlechte Angewohnheiten ablegen können, warum nicht auch dieser Mann?
    Agnes zwang ihre Gedanken zurück zum eigentlichen Anlass ihres Treffens. »Womit fangen wir nun an?«
    »Wir sollten zuerst den Fundplatz der Leiche in Augenschein nehmen«, meldete sich Ludolf zu Wort.
    »Wozu?«, fragte der Hauptmann spöttisch. Er richtete sich hoch auf und blickte verächtlich auf Ludolf herab. »Da gibt’s nichts Besonderes zu sehen.«
    »Ich will mir selbst ein Bild machen. Schließlich wurde der Händler dort aufgefunden. Logischerweise der naheliegendste Ort, um die Nachforschungen zu beginnen.«
    Der Hauptmann brummte missmutig: »Was soll’n wir da schon erkennen? Wir sollten lieber Verdächtige befragen. Mit gewissem Druck gestehen die schnell.«
    »Dann ist es für mich ein Wunder, dass noch nichts gefunden wurde.«
    Wolfram wurde lauter. »Ich habe schließlich noch andere Verpflichtungen als so’n verzogenes Bürschchen, das hier den großen Herrn spielt.«
    »Hört jetzt auf!« Agnes war wütend. Dasselbe wie damals – die beiden Männer konnten einfach nicht miteinander! »Zuerst gehen wir in den Speicher und dann zur Witwe. Und keine weitere Diskussion mehr!«
    Der Hauptmann und Ludolf starrten Agnes erstaunt an. Sie hatte die Fäuste in die Seiten gestemmt und funkelte die Streithähne wütend an. Ohne weitere Widerworte beugten sie sich ihrem Befehl.

Im Speicher
    Wolfram von Lübbecke führte die kleine Gruppe vom Rathaus an den Steintischen der Fleischer, den sogenannten Scharren, und an den Ständen anderer Handwerker und kleiner Händler vorbei. Dann bogen sie nach rechts in die Straße, die zur Weserbrücke führte. Der Hauptmann steuerte auf eines der ersten Häuser auf der linken Seite zu, ein älteres, aber gut gepflegtes Fachwerkhaus mit einer wuchtigen Eingangstür. Neben dem Gebäude befand sich ein Tor, durch das die Fuhrwerke zum großen Lager gelangen konnten. Dieser im Innenhof gelegene Speicher war ein rechteckiger, gemauerter Turm – er überragte das Haupthaus um ein Stockwerk.
    Durch die große Eichentür ging es ins Kontor, das ungefähr die vordere Hälfte des Erdgeschosses einnahm. An den Wänden stapelten sich Ballen und Fässer, dazwischen standen diverse Kisten und Regale voller Krüge und Kästen. Eine Mischung verschiedener Gerüche lag in der Luft. Es duftete süßlich nach exotischen Gewürzen, darüber legte sich das Aroma von gegerbtem Leder.
    Ein knapp dreißigjähriger Mann eilte auf die Gruppe zu und verneigte sich. Er war von kleiner Statur, ziemlich dünn und hatte eine hohe, irgendwie ängstlich klingende Stimme. Der Hauptmann stellt ihn als Ulrich Rehkopf, Bodes Kontorsgehilfen, vor.
    »Wir wollen noch mal den Speicher sehen, wo Euer Herr gefunden wurde«, befahl von Lübbecke.
    »Sehr wohl. Folgt mir bitte.«
    Ohne ein weiteres Wort führte Rehkopf sie durch eine Tür in den Hinterhof. Dort rief er: »Bernhardt!«
    Ein kräftiger, junger Bursche erschien und schimpfte vor sich hin: »Was willste denn schon wieder?« Als er die Besucher sah, blieb er erschrocken. Ein wenig vorsichtiger kam es daraufhin: »Was ist denn?«
    »Zeig den Herrschaften, wo du unseren Herrn gefunden hast. Danach meldest du dich sofort wieder bei mir. Ist das klar?«
    »Jau, mach ich.«
    Und schon war der Kontorsgehilfe wieder im Haus verschwunden. Bernhardt brummte ihm noch etwas Unverständliches hinterher und wandte sich dann an die drei Besucher.
    »Was soll ich Euch denn genau zeigen?«
    Ludolf trat vor. »Zeigt uns erst einmal, wo Ihr den Händler Bode gefunden habt.«
    »Wenn’s mehr nich is.«
    Bernhardt winkte nur kurz und marschierte dann zum offenstehenden Tor des steinernen Speicherturms. Über hölzerne Treppen ging es nach oben. Nur spärliches Licht fiel durch kleine Mauerschlitze auf die einzelnen Böden, die voller Ballen, Kisten, Fässer und Säcke waren. Dann standen sie auf dem vierten Boden. Von hier aus führte keine Treppe weiter, sondern es stand lediglich eine Leiter in der Öffnung einer Luke.
    »Da oben war’s.« Bernhardt deutete mit dem Kopf hoch.
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