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Ueber Gott und die Welt

Ueber Gott und die Welt

Titel: Ueber Gott und die Welt
Autoren: Robert Spaemann
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VORWORT
    von Stephan Sattler
    Wie ist Robert Spaemann der Philosoph geworden, der er heute ist? Er zählt zu den wenigen deutschen Denkern der Gegenwart, deren Stimme über die akademische Welt hinausreicht. Mit seinen Büchern und Vorträgen fand er schon immer international Beachtung.
    »Über Gott und die Welt« zeigt nun Lebensstationen des Philosophen auf und die ihn bestimmenden Gedanken. Zu seinem Leben hat sich Robert Spaemann bislang nur zurückhaltend geäußert; er hält den Gedanken für abwegig, das Ausbreiten der eigenen Vita könne Wesentliches über den Inhalt seines Philosophierens aussagen. Wenn Philosophie – hier zitiert er Hegel – »wirkliche Erkenntnis dessen, was in Wahrheit ist« bedeutet, dann geht es dabei um Einsichten, von denen man meinen könnte, es sei nur Zufall, dass sie nicht schon von den Lesern selbst gedacht wurden; von der eigenen privaten Lebensgeschichte allein sind sie nicht abzuleiten.
    Nun schildert Robert Spaemann, eingebettet in zehn Kapitel mit Gesprächen, die ich mit ihm führte, Episoden, Erfahrungen und Begegnungen, die ihn nachhaltig prägten. Beides, Dialog und Episode, bilden ein Buch, in dem Robert Spaemann seine Lebensstationen und seine Denkwege erzählt. Biographisches und Philosophisches mischen sich, und das Erzählen – typisch für diese und viele andere Gespräche mit Robert Spaemann – weitet sich und mündet ins Weiterdenken.Dabei ist ein bilder- und gedankenreiches Panorama aus Lebensstationen, Porträts, Diskussionen und Positionen entstanden, das Spaemann-Kenner freuen und alle anderen Leser, die ihm noch nicht begegnet sind, in Spannung versetzen wird. »Die zwei Interessen der Vernunft«, ein Text, der in nuce Robert Spaemanns Denken der letzten Jahre zusammenfasst, bildet den Schlusspunkt und Ausklang dieser knappen Gedankenbiographie in Gesprächen.
    Über Kindheit und Jugend von Robert Spaemann in Berlin, Köln, Dorsten und Münster wusste man bislang kaum Näheres: die Konversion seiner Eltern zum katholischen Glauben, den frühen Tod seiner Mutter, seine frühe Haltung und innere Widerständigkeit gegen den Nationalsozialismus, die ihn mit 17 Jahren veranlassen, sich im Reichsarbeitsdienst dem »Eid auf den Führer« und danach dem Gestellungsbefehl der Wehrmacht zu entziehen. Schon in Jugendjahren offenbaren sich sein Hang zur Eigenständigkeit und die Bereitschaft zum Dissidententum. Mit dieser Vita im Dritten Reich unterscheidet er sich von allen, die wie Robert Spaemann um 1927 geboren sind und das geistige Leben der alten und der wiedervereinigten Bundesrepublik bis heute gestalten.
    Es fällt auf, dass Spaemann sich in der Nachkriegszeit zunächst ganz gegensätzlichen Gruppierungen und Ideen zuwandte. Da ist einmal sein starkes Interesse am christlichen Leben und dann seine Neigung zu linken und sozialistischen Vorstellungen, mit denen er nach einem abenteuerlichen Aufenthalt Ende der vierziger Jahre in Ostberlin für immer bricht. Die Schriften Carl Schmitts wie auch die »Dialektik der Aufklärung« von Horkheimer und Adorno faszinieren ihn gleichermaßen. Thomas von Aquin und Hegel gelten ihm ein Leben lang als Lehrer des Denkens.
    In Joachim Ritter, dem Philosophen, der ab 1946 in Münster lehrt, findet er die Lehrerpersönlichkeit, die ihnendgültig für die Philosophie gewinnt, wobei er für theologische Fragen stets offenbleibt. Mehr als 20 Jahre später tritt er bei den Auseinandersetzungen mit zu Revolten neigenden Studenten zwischen 1967 und 1971 als ein Mann auf, der an einmal gewonnenen Einsichten festhält und sich nicht einschüchtern lässt. Er sucht in Stuttgart und Heidelberg das Gespräch mit den jungen Leuten und wird von ihnen wegen seiner klaren, für jeden nachvollziehbaren Diktion geachtet, obwohl er unmissverständlich und nicht selten eine Gegenposition vertritt. An allen wichtigen Debatten der jungen Republik hat sich Robert Spaemann seit den fünfziger Jahren bis heute beteiligt: In der Frage der Atombewaffnung sieht man ihn an der Seite Heinrich Bölls. In seinem Buch »Grenzen« ist der Brief an Heinrich Böll vom Ende der siebziger Jahre nachzulesen, in dem er seine Parteinahme für die sogenannte Nachrüstung begründet. Als es um die Bildungsreform geht, tritt er zusammen mit Hermann Lübbe auf, der das schöne Wort »Verblüffungsresistenz« geprägt hat.
    Auf Robert Spaemann passt Goethes Wort: »Wer philosophiert, ist mit den Vorstellungen seiner Zeit nicht einig.« Seine Moral- und
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