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Ehrbare Händler: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Ehrbare Händler: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Ehrbare Händler: Historischer Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Frank Domeier
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Freude über Agnes’ unvorhergesehene Ankunft war mit jedem Wort in sich zusammengesunken. Er war zutiefst enttäuscht. »Warum bist du dann überhaupt gekommen?«, murrte er.
    »Ich wurde schließlich auch vom Bischof eingeladen«, antwortete sie ebenfalls gereizt. »Nur weil ich dich nicht heiraten kann, heißt das noch lange nicht, dass ich wieder ausgeladen bin.«
    Ludolf atmete tief durch. »Ja. Du hast recht.«
    »Gut.«
    Missmutig verschränkte er seine Arme vor der Brust, sein versteinertes Gesicht zeigte seine Enttäuschung überdeutlich.
    »Ach, komm her, du sturer Kerl.« Sie legte ihre Arme um seinen Hals und küsste ihn auf die Wange. Ludolf war völlig überrascht und konnte sich nicht rühren.
    »Ich liebe dich mehr als du mich«, flüsterte sie ihm ins Ohr. »Wenn ich nicht Nonne wäre, würde ich dich heiraten. Das schwöre ich!«
    Und dann biss sie ihm voller Übermut ins Ohrläppchen. Ludolf schrie auf, aber schon hatte sie ihn losgelassen und war zurückgewichen.
    »Was soll das?« Er war ärgerlich und rieb sich das Ohr. »Spinnst du?«
    Sie krümmte sich vor Lachen. Nur mit Mühe konnte sie antworten: »Zur Strafe, weil du immer so schnell sauer bist. Und damit du nicht übermütig wirst, weil ich dir vergeben habe.«
    Sein harter Blick entspannte sich wieder. Er konnte nicht anders, er musste einfach mitlachen.
    »Bekomme ich auch eine Kammer?«, fragte sie dann.
    Ludolf schlug ihr vor, das Zimmer zu nehmen, das er schon hergerichtet hatte, da sie dort ihre Sachen schon ausgepackt hatte. Er nahm seine Tasche und trug sie in den Nebenraum. Während sie Möbel für Ludolfs Stube herübertrugen, erzählte er ihr das Wenige über den Fall, was er wusste.
    Bald lag ein jeder in seinem Bett, erschöpft von der Reise, und horchte gespannt, was im Nebenraum passierte. Binnen Kurzem war jedoch nur noch das leise Atmen der Schlafenden zu hören.

Beratung
    Dienstag, 24.5.1385
    Am nächsten Morgen wurden Agnes und Ludolf im Rathaus sehr herzlich von drei älteren Herren empfangen. Diese waren sehr fein gekleidet und, wie sich herausstellte, wohlhabende Händler. Der Bürgermeister Gerd von Bucken und die Ratsherren Henrich Giseler und Albert von Leteln als seine Vertreter dankten für die versprochene Unterstützung. Nachdem sich der Bischof Otto von Minden so lobend über sie geäußert hatte, waren sie überzeugt, dass es die jungen Leute schaffen würden, den rätselhaften Fall aufzuklären. Ihre eigenen Nachforschungen waren bisher erfolglos geblieben. Dazu kam, dass alle möglichen Erklärungen, die sie bisher diskutiert hatten, auf die eine oder andere Weise unangenehm oder schändlich für den Rat der Stadt gewesen wären.
    »Ihr Herren, wir wollen versuchen, Euer großes Vertrauen nicht zu enttäuschen«, bedankte sich Agnes. Dem Anlass entsprechend hatte sie sogar das ihr verhasste Kopftuch umgebunden. »Könntet Ihr uns mehr zu den Umständen sagen? Der ehrwürdige Bischof erwähnte lediglich, dass man nicht feststellen kann, ob es sich um Mord oder Selbstmord handelt.«
    »Aber natürlich«, beeilte sich der Bürgermeister zu sagen. »Der Händler und Ratsherr Johannes Bode wurde in seinem Speicher auf dem obersten Boden seines Lagers erhängt gefunden.«
    »Deshalb wurde ein Selbstmord vermutet«, warf Ludolf ein.
    »Genau. Aber man sah sofort, dass da etwas nicht stimmen konnte. Es gab keinen Stuhl oder Hocker oder sonst etwas Ähnliches, von dem er heruntergesprungen sein konnte. Er hing einfach da. Also kam schnell die Vermutung auf, jemand habe ihn ermordet und dann dort erhängt, um eine falsche Spur zu legen. Aber so schlampig, dass jeder halbwegs vernünftige Mensch sofort den Betrug erkennt.«
    »Aber überzeugt scheint Ihr doch nicht zu sein?«
    Die Ratsherren schauten sich an. Von Leteln, ein großer, schlaksig wirkender Mann, fuhr in näselndem Ton fort: »Äh … nicht so ganz. Denn, was dagegenspricht, ist die Tatsache, dass … äh … der Boden des Speichers von oben verriegelt war. Wer außer dem … äh … Händler Bode sollte das gemacht haben?«
    Agnes stimmte zu: »Das klingt wirklich sehr eigenartig. Wurde der Speicher genauer untersucht? Oft mögen es nur kleine Dinge sein, die den entscheidenden Hinweis geben.«
    »Sicherlich. Der Hauptmann der Stadtwache hat das getan.«
    »Oh weh«, entschlüpfte es Ludolf. Sofort wurde ihm klar, dass das wieder einmal vorlaut war.
    »Wie meint Ihr das?«, fragte der Bürgermeister erstaunt.
    »Na ja. Wir hatten schon mal mit ihm zu
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