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Ehrbare Händler: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Ehrbare Händler: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Ehrbare Händler: Historischer Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Frank Domeier
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mit solch unangenehmen Dingen belasten?«
    Agnes blickte peinlich berührt zur Erde. Sie mochte es nicht, wenn man ihr in aller Öffentlichkeit solche Komplimente machte. »Das ist keine Belastung; denn ich kann vielleicht das Leid von Menschen lindern und Sünder der Strafe zuführen.« Dann blickte sie wieder hoch. Sie wollte sich von ein paar netten Worten nicht beeindrucken lassen. »Wieso weiterer Rückschlag? Erklärt es bitte.«
    Der junge Händler zog erstaunt die Augenbrauen hoch und antwortete wieder in Richtung der anderen Ratsherren. »Ihr Herren wisst doch genau, dass Bode in letzter Zeit viel Pech hatte. Erst brannte sein Lager in Bremen ab, dann wurden verschiedene Wagen überfallen, schließlich kenterte ein Schiff. Das kann einem zu schaffen machen. Die vielen Schulden, die nicht erfüllbaren Verpflichtungen. Ein Kunde wird ungnädig, verlangt nach Entschädigung für ein geplatztes Geschäft. Einige einflussreiche Händler in Bremen und Lübeck haben schon gewisse Möglichkeiten. Wir hier in Minden sind gegenüber jenen doch nur kleine Lichter.«
    Entrüstet über diese Vorwürfe polterte der Bürgermeister los: »Wollt Ihr damit andeuten, dass ehrbare Kaufleute unseren unbescholtenen Mitbürger so feige und hinterhältig umgebracht haben?« Sein Gesicht war vor Ärger rot angelaufen.
    »Entschuldigt bitte.« Schäfermann verneigte sich vor dem Bürgermeister. »Ich wollte nur ein paar bescheidene Gedanken zur Lösung des Falles beisteuern. Ich wollte keineswegs den Ruf unseres verehrten Johannes Bode beschädigen oder andere ehrbare Leute beschuldigen. Auch ich bin tieftraurig über den Tod des Händlers. Ich kannte ihn gut. Solch einen Tod möchte ich keinem wünschen. Aber ein Selbstmord ist auch schlecht für den Ruf der ganzen Familie. Wie dem auch sei – ich habe so meine Zweifel, dass wir diese Angelegenheit aufklären können.«
    Ludolf war verärgert, dass Schäfermann so tat, als seien er und Agnes Luft. Trotzdem wandte er sich an ihn: »Meint Ihr damit, dass man gar nicht nachzuforschen braucht?«
    Ohne den Fragenden anzuschauen, antwortete der Händler. »Unsere gut ausgebildete Wache konnte bisher nichts finden. Und die kennt sich hier bestens aus. Was könnte also ein Fremder noch entdecken? Nach Meinung vieler hier eine unnötige Verschwendung von Zeit und Geld. Die Steuern könnten wirklich gewinnbringender verwendet werden.«
    Doch noch bevor Agnes oder Ludolf etwas dazu sagen konnten, wandte sich Schäfermann an die drei anderen Händler. »Wir haben dringende Angelegenheiten zu klären. Wir sollten die anderen jetzt besser verabschieden. Es gibt im Moment wichtigere Dinge zu besprechen.«
    Anscheinend wollte sich der Bürgermeister nicht weiter mit seinem jungen Ratskollegen streiten, sondern brachte die Unterredung zum Abschluss: »Ihr, Edle Dame von Ecksten und Junger Herr vom Domhof, kennt unseren Auftrag. Bitte versucht ein wenig Licht in das Dunkel zu bringen. Von Lübbecke wird Euch dabei helfen. Wir werden uns morgen um diese Zeit wieder hier treffen.«
    Die jungen Leute und der Hauptmann verabschiedeten sich höflich von den Händlern. Die drei Älteren wünschten ihnen viel Erfolg für Ihre Nachforschungen. Röttger Schäfermann erwiderte weder den Gruß noch würdigte er sie eines einzigen Blickes. Nur seine Fußspitze trommelte ungeduldig auf den Bodendielen.
    * * *
    Schließlich standen Agnes, Ludolf und Wolfram im steinernen Laubengang des Rathauses und blickten auf das Treiben des Marktplatzes. Es war Vormittag, und viele Leute waren geschäftig unterwegs, um zu kaufen, zu verkaufen oder die Waren hin und her zu schleppen. Aber die tief hängenden Wolken, aus denen es jeden Augenblick wieder regnen konnte, ließen die Menschen ihre Geschäfte schneller als sonst erledigen. Alle wollten so schnell wie möglich nach Hause. Dementsprechend mürrisch waren die Mienen der Menschen.
    Wolfram von Lübbecke war sichtlich beleidigt: »Ich weiß nich, was wir da noch untersuchen sollten. Da gibt’s nix mehr. Das habe ich schon alles gemacht.«
    »Sagt Ihr das, weil Ihr nichts gefunden habt?«, höhnte Ludolf.
    »Mit deiner Einstellung wird es auch nicht besser«, zischte Agnes ihm zu.
    »Welcher Einstellung?«
    »Nur weil jemand andere Ansichten hat als du, müssen diese noch lange nicht verkehrt sein.«
    »Schon gut, wertes Fräulein«, meldete sich der Hauptmann zu Wort. »Nicht so schlimm. Ihr tragt keine Schuld. Die alten Herren da oben haben Euch geholt, weil sie mir
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