Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ehrbare Händler: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Ehrbare Händler: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Ehrbare Händler: Historischer Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Frank Domeier
Vom Netzwerk:
inzwischen aus westlicher Richtung heran. Es wurde ungemütlich. Ungemütlich wie die ganze Angelegenheit. Hoffentlich würdigte der Rat der Stadt seine Mithilfe entsprechend. Nach dem ständigen Ärger wegen des Einflusses auf die Geschicke Mindens wünschte sich der Bischof endlich ein wenig Ruhe. Die Handwerker und die Händler waren eine starke Macht gegen das Domkapitel. Das wussten sie ganz genau und wiesen bei jeder Gelegenheit darauf hin. Obwohl man mit einigen Ratsherren sonst immer gut auskam – wenn es einmal nicht um die Vorherrschaft in Minden ging.

Neue Unterkunft
    Der Marktleiter wartete schon am Tor der Domburg nahe dem Rathaus. Er war ein etwa fünfzigjähriger Mann, mit grauen Haaren und einem ebenfalls grauen, kurz geschnittenen Vollbart. Unter seinem Wams wölbte sich ein rundes Bäuchlein. Er lächelte freundlich und kam Ludolf entgegen.
    »Ihr seid also der versprochene Gast und Gehilfe. Willkommen. Hoffentlich gefällt Euch Minden. Ich bin Joachim Zempelburg. Ich wohne gleich hier vorne – im Rathaus oben unterm Dach. Da hab ich den Marktplatz immer gut im Auge. Aber für Euch habe ich etwas anderes. Ihr bekommt sogar ein ganzes Haus für Euch allein, in der Brüderstraße. Ist das ein Angebot?«
    »Gern. Hauptsache, es ist keine alte Bruchbude, die beim nächsten Gewitter zusammenfällt.«
    »Oh, nein. Eines der wenigen Häuser, die ganz aus Stein erbaut wurden. Ihr werdet staunen.«
    Die beiden Männer gingen über den Marktplatz und stiegen die Martinitreppe zum oberen Teil der Stadt hoch. Dieser Teil Mindens war durch eine riesige, mehrere Ellen hohe Mauer aus schweren Sandsteinblöcken vom unteren Bereich getrennt. Als der Platz innerhalb der Stadtmauern immer knapper wurde, hatte man dieses Bauwerk errichtet. So konnten oberhalb und unterhalb die Häuser bis an die Mauer gebaut werden, ohne dass zu viel Grund durch einen Abhang verloren ging.
    Inzwischen hatte es zu regnen begonnen, ein leichter, feiner Regen. Der stärker werdende Wind trieb die unangenehme Feuchtigkeit in die Ärmel, in den Kragen, durch die Knopfleisten und ließ einen frösteln. Die Menschen auf den Straßen beschleunigten ihre Schritte, um so schnell wie möglich ihre Angelegenheiten zu erledigen und nach Hause zurückkehren zu können. Die Kinder hörten auf zu spielen und liefen davon. Die dunklen Wolken ließen die Dämmerung schon viel früher beginnen.
    Der Weg ging rechts an St. Martini vorbei. Ludolf erinnerte sich. Hier hatte er damals die betörende Tochter des Baders Kolraven getroffen. Sie hatten sich damals nur kurz gesehen, nur flüchtig miteinander gesprochen, doch hatte sich die aufregende Begegnung – auch wenn er eigentlich nur Augen für Agnes gehabt hatte – tief in sein Gedächtnis eingegraben. Vielleicht sollte er Susanna in den nächsten Tagen besuchen.
    »Na, wie gefällt Euch das Haus?« Der Marktleiter war stehen geblieben und zeigte auf ein Gebäude.
    Ludolf war so in Gedanken gewesen, dass er das hoch aufragende Steinhaus erst jetzt bemerkte. Im ersten Obergeschoss befanden sich großflächige Maßfenster an der Stirn- und der Seitenfront des Hauses. Die Räume dort mussten ebenso groß und hoch sein wie die zu ebener Erde. Ein wirklich imposantes Haus. Direkt unterhalb des Dachansatzes erkannte man an den kleineren Fenstern ein Wirtschaftsgeschoss.
    »Das Haus steht seit einiger Zeit leer. Zuletzt lebte eine Witwe darin. Das untere Stockwerk wird für Versammlungen der Stadt genutzt, das darüberliegende als Lager. Das dritte und die beiden darüber im Dach stehen leer. Einige Möbel sollten aber noch vorhanden sein. Dort könnt Ihr bleiben, solange der Rat Eure Hilfe in Anspruch nimmt. Im Garten neben dem Abort liegt auch noch trockenes Holz unter einem Unterstand, damit Ihr ein wenig heizen könnt.«
    Zempelburg holte einen Schlüssel aus der Tasche und öffnete die Tür. »Der ist für Euch«, sagte er und reichte Ludolf den Schlüssel.
    Im Halbdunkel konnte man nicht viel erkennen. Hier standen diverse Sitzbänke, einige Stühle und ein Tisch. Die beiden Männer stiegen eine Treppe höher. Truhen und Schränke standen an den Wänden. Dann erreichten sie das dritte Stockwerk. Mehrere Türen zweigten vom langen Mittelgang ab.
    »Folgt mir! Einer der beiden hinteren Räume ist sicher am angenehmsten für Euch. Da kann man auf die Straße blicken und in der Trennwand gibt es einen Kamin, der beide Zimmer heizt. Bei der Witterung zurzeit ist das bestimmt nicht schlecht. Oder?«
    Ludolf
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher