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Ehrbare Händler: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Ehrbare Händler: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Ehrbare Händler: Historischer Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Frank Domeier
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stimmte zu.
    Sie betrachteten die leeren Zimmer. Sie befanden sich an der Giebelseite des Hauses, die Fenster waren sogar mit wertvollen Butzenscheiben ausgestattet. Mit solch einer komfortablen Wohnstätte hatte der junge Mann nicht gerechnet. Hier konnte man sich abends gemütlich zurückziehen. Besser als die schäbige Hütte, in der sie das letzte Mal einquartiert worden waren.
    Ludolf stellte seine große, lederne Tasche mit seinen Habseligkeiten in eine Zimmerecke.
    Der Marktleiter zeigte ihm noch einen kleinen Raum auf dem gleichen Stockwerk, wo es eine Feuerstelle zum Kochen gab. Sie holten Holz aus dem Garten und entfachten im Kamin ein Feuer. Es verbreitete nicht nur Wärme, sondern gab auch genug Licht, um das Zimmer ein wenig wohnlich herzurichten.
    »Wie weit seid Ihr denn?«
    Die beiden Männer drehten sich erschrocken um. Eine Frau mit leinener Haube und dunklem Kleid stand vor ihnen und lächelte sie freundlich an. Über dem Arm trug sie einen Korb mit einem kleinen Krug und einigen Lebensmitteln.
    »Darf ich Euch meine Frau Marianne vorstellen?«, wandte sich der Marktleiter an Ludolf.
    Der junge Mann grüßte die Frau.
    »Ich habe Euch etwas zum Essen mitgebracht, damit Ihr Euch ein wenig stärken könnt.«
    »Herzlichen Dank.«
    Marianne schaute sich um. »Ich dachte, Eure Frau sollte mitkommen? Ich sehe sie nicht. Ist sie noch draußen?«
    Ludolf war nicht daran gelegen, ihnen die verzwickte Angelegenheit mit Agnes zu erklären. So erwiderte er nur ausweichend: »Ich bin allein gekommen.« Und das war noch nicht einmal gelogen.
    »Oh, das ist schade. Ich hätte sie gerne kennengelernt. Der Bischof hat so lobenswert von ihr gesprochen. Aber er sagte nichts von Kindern. Wie viele habt Ihr denn?«
    Ludolf schüttelte den Kopf. »Keine.«
    »Oh! Wie lange seid Ihr denn schon verheiratet?«
    Zempelburg sah den verzweifelten Blick des jungen Mannes und wandte sich an seine Frau: »Komm, lass ihn jetzt. Unser Gast hatte einen langen Tag und will sich bestimmt ein wenig ausruhen.«
    Ludolf lächelte ihn dankbar an. Das freundliche Ehepaar verabschiedete sich herzlich von Ludolf und ließ ihn allein. Er betrat seine Stube, legte ein wenig Holz nach und betrachtete die mitgebrachten Lebensmittel. Er ließ sich das frische Brot, den Käse und ein Stück des kalten Schweinebratens schmecken. Zum Abschluss gab es einige Schlucke aus dem Krug mit dem gewürzten Wein. Rundherum zufrieden legte er sich auf das Bett und sah dem prasselnden Feuer im Kamin zu.
    * * *
    Ludolf schreckte hoch. Er musste eingeschlafen sein. Doch irgendetwas hatte ihn jetzt geweckt. Inzwischen war es draußen ganz dunkel geworden. Wie lange hatte er geschlafen?
    Er hörte Stimmen im Haus. Leise stand er auf und öffnete vorsichtig die Tür. Wer hatte hier mitten in der Nacht etwas verloren? Ein Licht flackerte auf der Treppe.
    »Wer ist da?«, rief er vorsichtig.
    »Ich bin’s nur«, erklang die bekannte Stimme Zempelburgs. »Ich bringe noch einen Gast.«
    Noch einen? Ludolf wollte das Haus nicht mit wildfremden Leuten teilen. Der Marktleiter kam auf ihn zu. In der einen Hand das Licht, in der anderen ein Bündel. Jemand folgte in seinem Schatten, aber es war zu dunkel, um etwas zu erkennen.
    »Schaut, wen ich mitgebracht habe.«
    Damit trat die Person nach vorn in den Schein des Kerzenlichts.
    »A…« Mehr brachte er nicht hervor. Mit offenem Mund starrte er die junge Frau an.
    »Ich kann dich doch nicht allein lassen. Sonst kriegst du doch gar nichts hin.« Agnes von Ecksten huschte kichernd an ihm vorbei in die warme Stube. Sie warf den vom Regen triefenden Umhang auf den Stuhl, eilte zum Kamin und hielt ihre klammen Finger ganz nah an die Glut.
    »Oh, ist das schön! Ich dachte schon, ich würde erfrieren. Dieser kalte Regen ist scheußlich.«
    »Na, das ist eine Überraschung, was?«, freute sich Zempelburg. »Vorhin kam Eure Frau an. Ein Kaufmann aus Nienburg hat sie auf seinem Wagen mitgenommen.«
    Ludolf bekam noch immer kein Wort heraus.
    »Hier«, drückte ihm der Marktleiter das ebenfalls nasse Bündel in die Hand. »Ich lasse Euch lieber alleine. Ihr wollt bestimmt noch Wiedersehen feiern.« Damit eilte er lachend die Treppe hinab.
    Agnes beobachtete vergnügt den völlig überrumpelten Ludolf. Auf dessen verstörtes Gesicht hatte sie sich schon die ganze Fahrt über gefreut. Sie war mittags in Möllenbeck angekommen, als Ludolf schon längst unterwegs war. Schnell hatte die Äbtissin einen Karren besorgen lassen, mit dem
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