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Seidene Küsse

Seidene Küsse

Titel: Seidene Küsse
Autoren: J Leheta
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Hamam
    Zwei Jahre Singledasein haben mich um einiges selbstbewusster gemacht. Gezwungenermaßen, denn nicht für jede Unternehmung konnte ich andere begeistern. Und um nicht einsam zu Hause zu versauern, musste ich eben meine anfänglichen Ängste überwinden und ab und zu alleine losziehen. Dennoch empfand ich mich durch dieses Leben als
lonesome wolf
nicht nur freier, sondern auch irgendwie enger (»Was fängt man mit so viel Freiheit schon an?«).
    Weil es zu zweit dann doch mehr Spaß macht, bin ich ein paar Mal mit meiner Freundin Rosa verreist. Allerdings lohnt sich für sie ein Urlaub erst dann, wenn sie am Zielort mindestens einen Lover hat. Ich hingegen lege großen Wert darauf, einzigartig, nicht austauschbar zu sein, und die Vorstellung, dass ich mich in eine Riege von ungezählten liebeshungrigen Frauen aus aller Welt einreihe, beleidigt mich schon von vornherein. Also waren die ersten Urlaubstage mit Rosa jedes Mal ein einziger Spießrutenlauf, bis die erfüllungswilligen Kumpane ihrer Liebhaber begriffen, dass
ich
keine »Sextouristin« war.
    Ja, je länger ich ohne Mann war, desto wählerischer, vielleicht auch moralischer wurde ich. Irgendwann wird schon der Richtige kommen, der das zu schätzen weiß, dachte ich mir.
    An meinem Geburtstag vor zwei Tagen hatte ich derart die Schnauze voll, nur von Pärchen umringt zu sein, dass ich erst gar nicht feierte. Meine drei engsten Freundinnen ließen mich trotzdem nicht im Stich und überraschten mich mit einem Gutschein.
    Schön, so ein Wellness-Tag mit Freundinnen, warum haben wir das noch nie gemacht?, dachte ich, als ich gestern die geschnitzte und eisenbeschlagene schwere Holztür öffnete. Schon beim Betreten des Hamam fühlte ich mich in eine fremde Welt versetzt: gedämpftes Licht, Schwüle, bunte Wände, reich verzierte Säulen und Kacheln, ein schwerer Duft nach Lilien, Rosen und Jasminblüten. Bevor ich mich richtig orientieren konnte, kamen zwei Frauen in orientalischer Kleidung auf mich zu. Beide trugen hauchfeine durchsichtige, knöchellange Kaftane, der eine in Orange, der andere in Aquamarin, und farblich dazu passende, bestickte Seidenschläppchen. Sobald sie vor mir standen, konnte ich jede Sehne, jede Wölbung ihrer nackten Körper unter dem seidigen Stoff erkennen. Ihre dunklen Augen waren pechschwarz mit dicken Kajalstrichen umrandet, und als sie mich anlächelten, zeigten beide strahlend weiße Zähne in einem olivhäutigen Gesicht.
    Ich hatte keine Zeit, meiner Verwunderung über das offenherzige Auftreten dieser Araberinnen – die ich bisher nur schwarz verschleiert und vermummt wahrgenommen hatte – Ausdruck zu verleihen. Denn sogleich packten sie mich mit forschem Griff an den Handgelenken und führten mich durch eine mit orientalischen Or namenten bemalte Tür in eine Art Behandlungsraum, in dem verschiedene Liegen und Stühle standen. An der Stirnseite des riesigen, aber durch die raumteilenden Säulen dennoch intim wirkenden Saales befanden sich Umkleidekabinen: einzelne hübsche, blauweißgestreifte Strandhäuschen, wie auf Sylt. Die Frau in Orange zeigte auf die Kabinen und nickte mir auffordernd zu. Gehorsam verschwand ich in einer davon und entledigte mich meiner Kleidung.
Wir bitten unsere geschätzten Kunden, innerhalb des Hamams keine andere Bekleidung als die von uns bereitgestellte zu tragen,
las ich auf einem Schild an der Kabinentür. Dreisprachig: Deutsch, Englisch und in arabischen Schriftzeichen. Also nahm ich den Kimono aus weißem Waffelpikeé vom Haken, streifte ihn über meinen nackten Körper, band ihn fest zu und schlüpfte in die Pantöffelchen, die eingepackt auf einer Bank gelegen hatten.
    Wo blieben die anderen bloß?
    Etwas unsicher trat ich aus der Kabine und sah mich um.
    Ich muss mal wieder zur Vorsorge, dachte ich beim Anblick einer Art Gynäkologenstuhls. Ausgerechnet dorthin geleiteten mich die beiden Frauen, die geduldig auf mich gewartet hatten, und setzten mich sanft darauf. Die Orangefarbene – so nenne ich sie jetzt mal – öffnete meinen Kimono, sodass ich entblößt vor ihnen lag. Jede der Frauen hob eines von meinen Beinen an und legte es über die Ablageschalen, bis meine Beine weit gespreizt und meine Scham in allen Details peinlich sichtbar waren.
    »Was für Wellness ist das hier eigentlich?«, fragte ich konsterniert, doch ich erhielt keine Antwort von den Orientalinnen, die offensichtlich nicht meine Sprache sprachen.
    Stattdessen begann die Aquamarinfarbene, in einer Marmorschale
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