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Das Bourne-Attentat

Das Bourne-Attentat

Titel: Das Bourne-Attentat
Autoren: Robert Ludlum
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Prolog
     
    HOCHSICHERHEITSGEFÄNGNIS KOLONIE 13,
    NISCHNI TAGIL, RUSSLAND
    CAMPIONE D’ITALIA, SCHWEIZ
     
    Während die vier Insassen auf Borja Maks warteten, standen sie an die schmutzige Steinmauer gelehnt, deren Kälte ihnen schon nichts mehr ausmachte. Draußen auf dem Gefängnishof, wo sie teure Schwarzmarktzigaretten aus starkem türkischem Tabak rauchten, plauderten sie, als hätten sie nichts Besseres zu tun, als den scharfen Rauch in die Lungen zu saugen und anschließend wieder in die eisige Luft zu blasen. Über ihnen spannte sich ein wolkenloser, von glitzernden Sternen erleuchteter Himmel wie eine Perlmuttschale. Der Große Bär, die Jagdhunde, Perseus und Lynx – dieselben Sternbilder leuchteten auch über Moskau, tausend Kilometer südwestlich von hier, aber was für ein Unterschied war das Leben hier zu den hell erleuchteten überheizten Klubs in der Sadownitscheskaja-Straße.
    Tagsüber stellten die Insassen von Kolonie 13 Teile für den russischen T-90-Kampfpanzer her. Aber worüber unterhielten sich Männer ohne Gewissen und Gefühle am Abend? Seltsamerweise über die Familie. Die Sicherheit, dass zu Hause eine  Frau und Kinder auf sie warteten, hatte ihrem Leben vor dem Gefängnis eine gewisse Stabilität verliehen, einen geordneten Rahmen, wie es jetzt die mächtigen Mauern taten, die das Hochsicherheitsgefängnis Kolonie 13 umgaben. Was immer sie in ihrem Leben für Geld taten – lügen, betrügen, stehlen, erpressen, foltern und töten – es war alles, was sie kannten. Dass sie diese Dinge taten, war für sie eine Selbstverständlichkeit, eine Notwendigkeit, um zu überleben. Sie führten ein Leben außerhalb der Zivilisation. Heimzukommen zu einer Frau, zu den vertrauten Gerüchen von gekochtem Kohl und geschmortem Fleisch und dem feurigen Geschmack des Wodkas – all das waren Gedanken, die nostalgische Gefühle in ihnen weckten. Und diese Gefühle waren für sie genauso bindend wie die Tätowierungen der zwielichtigen Tätigkeiten, denen sie nachgingen.
    Ein leiser Pfiff durchschnitt die frostige Abendluft und löste ihre Erinnerungen auf wie Terpentin die Farben eines Ölgemäldes. Die bunten Bilder, die sie sich vorgestellt hatten, verloren sich in der Dunkelheit, als Borja Maks auftauchte. Maks war ein großer bärenstarker Mann, der jeden Tag, seit er im Gefängnis war, ein Trainingsprogramm mit einer Stunde Gewichtheben und eineinhalb Stunden Seilhüpfen absolvierte. Als Auftragskiller für die russische Mafia-Organisation Kazanskaja, die mit Drogen und gestohlenen Autos handelte, hatte er einen besonderen Status unter den fünfzehnhundert Insassen der Kolonie 13 inne. Die Wärter fürchteten und hassten ihn. Sein Ruf ging ihm voraus wie ein Schatten bei Sonnenuntergang. Einem Hurrikan nicht unähnlich, umgab ihn die Aura von Tod und Zerstörung. Sein letztes Opfer war der fünfte Mann der Gruppe gewesen, die jetzt nur noch zu viert war. Auch wenn er von der Kazanskaja war – Maks musste bestraft werden, sonst würden ihre Tage in der Kolonie 13 früher oder später gezählt sein.
    Sie lächelten ihm zu. Einer von ihnen bot ihm eine Zigarette an, ein anderer zündete sie an, als er sich vorbeugte und die winzige Flamme mit beiden Händen vor dem Wind abschirmte. Die beiden anderen Männer packten seine gestählten Arme, während der Mann, der ihm die Zigarette angeboten hatte, mit einem Messer, das er in der Gefängnisfabrik sorgfältig geschliffen hatte, auf Maks’ Solarplexus losging. Im letzten Moment schlug Maks das Messer mit einem genau getimten Schlag zur Seite. Im selben Augenblick traf der Mann mit dem Zündholz Maks’ Kinn mit einem wuchtigen Aufwärtshaken.
    Maks taumelte gegen die beiden Männer, die ihn an den Armen festhielten, doch gleichzeitig trat er dem Mann zur Linken mit aller Kraft auf den Fuß. Er schaffte es, seinen linken Arm zu befreien, wirbelte herum und rammte dem Mann zu seiner Rechten den Ellbogen in die Rippen. Nachdem er sich aus dem Griff befreit hatte, stellte er sich mit dem Rücken zur Mauer. Die vier rückten zusammen und gingen erneut auf ihn los. Der Mann mit dem Messer trat vor, ein anderer zog sich ein gekrümmtes Metallstück über die Fingerknöchel.
    Nun begann der Kampf so richtig, und die Männer ächzten vor Anstrengung und Schmerz. Maks war stark und schlau; er hatte seinen Ruf nicht zu Unrecht, doch obwohl er genauso viel austeilte wie er einsteckte, hatte er es doch mit vier entschlossenen Gegnern zu tun. Wenn Maks einen von
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