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Echo Einer Winternacht

Titel: Echo Einer Winternacht
Autoren: Val McDermid
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Swinger-Party.
    Alex selbst würde nichts verraten, da war er sich sicher.
    Geheimnisse hüten war eine seiner Spezialitäten. Wenn ein Verdacht dadurch vermieden werden konnte, dass er die Klappe hielt, hatte er keine Zweifel, dass er das packen würde. Auch Ziggy würde nichts sagen. Bei Ziggy stand immer die Sicherheit an erster Stelle. Schließlich war er derjenige, der sich weggeschlichen und den Landrover weggebracht hatte, als er merkte, wie benebelt Weird inzwischen war. Er hatte Alex auf die Seite genommen und gesagt: »Ich habe die Schlüssel aus Weirds Manteltasche und geh jetzt und stelle den Landrover woanders hin, damit er nicht in Versuchung kommt. Er hat schon ein paar Leute um den Block spazieren gefahren, es ist Zeit, damit Schluss zu machen, bevor er sich oder sonst jemanden umbringt.« Alex hatte keine Ahnung, wie lange Ziggy weg gewesen war, aber als er zurückkam, hatte er ihm gesagt, der Landrover sei sicher hinter einem der Industriegebäude bei der Largo Road abgestellt. »Wir können ihn morgen früh holen«, hatte er hinzugefügt.
    Alex hatte grinsend erwidert: »Oder wir könnten ihn einfach da stehen lassen. Eine nette kleine Denksportaufgabe für Hurra-Henry, wenn er nächstes Semester zurückkommt.«
    »Lieber nicht. Sobald er merkt, dass seine kostbare Kiste nicht da geparkt ist, wo er sie hat stehen lassen, würde er zur Polizei gehen und uns die Hölle heiß machen. Und unsere Fingerabdrücke sind ja überall dran.«
    Und er hatte recht gehabt, dachte Alex. Zwischen den Laddies fi’ Kirkcaldy und den beiden Engländern, die zusammen das Haus mit sechs Zimmern auf dem Unigelände bewohnten, herrschte keine besonders herzliche Atmosphäre. Henry würde die Tatsache, dass Weird sich den Landrover ausgeliehen hatte, auf keinen Fall als lustigen Streich betrachten. Henry konnte an vielem, was seine Mitbewohner taten, nichts Lustiges finden.
    Deshalb würde Ziggy nichts sagen. Das stand fest. Aber Mondo vielleicht doch. Alex hoffte, dass Ziggy mit seiner Warnung so weit in Mondos immer an sich selbst interessierte Gedankenwelt eingedrungen war, dass er über die Konsequenzen nachdachte.
    Wenn Mondo der Polizei sagte, dass Weird sich das Auto eines anderen Studenten geschnappt hatte, würde das nicht bedeuten, dass er damit aus dem Schneider war. Sondern dadurch würden sie alle vier in der Patsche sitzen. Außerdem war er auch selbst gefahren, als er dieses Mädchen aus Guardbridge nach Hause brachte. Überdenk die Sache gründlich, wenigstens dies eine Mal im Leben, Mondo.
    Wenn man einen kühlen Denker brauchte, dann war Ziggy der Mann dafür. Hinter seiner scheinbaren Offenheit für alles, seinem lässigen Charme und der schnellen Auffassungsgabe spielte sich noch einiges ab, von dem niemand etwas wusste.
    Alex war seit neuneinhalb Jahren Ziggys Vertrauter, und er hatte das Gefühl, dass er gerade erst mal die Oberfläche geritzt hatte.
    Ziggy überraschte einen oft mit einer Einsicht, brachte einen mit einer Frage aus der Fassung, ließ einen etwas mit anderen Augen betrachten, weil er die Welt wie einen Zauberwürfel gedreht und sie anders gesehen hatte. Alex wusste das eine oder andere über Ziggy, was, da war er ziemlich sicher, Mondo und Weird noch unbekannt war. Das verhielt sich deshalb so, weil Ziggy wollte, dass Alex Bescheid wusste, und er sicher war, dass seine Geheimnisse bei ihm immer gut aufgehoben wären.
    Er stellte sich vor, wie Ziggy sich den Ermittlern gegenüber verhalten würde. Dem Anschein nach würde er entspannt und gelassen in sich ruhen. Wenn jemand die Bullen überzeugen konnte, dass ihre Beziehung zu der Leiche auf dem Hallow Hill vollkommen unverdächtig war, dann wäre das Ziggy.
     
    Detective Inspector Barney Maclennan warf seinen nassen Mantel auf den nächsten Stuhl in seinem Büro. Es war etwa so groß wie ein Klassenzimmer und damit weitläufiger als normalerweise nötig. St. Andrews wurde von der oberen Polizeibehörde von Fife nicht als Zentrum für die Aufdeckung spektakulärer Kriminalfälle eingestuft, was seinen Niederschlag in der nicht gerade üppigen Personalausstattung der Polizei fand.
    Maclennan war nicht aus Mangel an Ehrgeiz Chef der Kriminalpolizei in dieser Randzone des britischen Empire, sondern weil er ein unbequemer Zeitgenosse und einer dieser aufsässigen Polizisten war, die sich die Vorgesetzten lieber vom Leib hielten. Normalerweise ärgerte es ihn, dass es nicht viel Interessantes zu tun gab, aber das hieß nicht, dass er die
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