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Echo Einer Winternacht

Titel: Echo Einer Winternacht
Autoren: Val McDermid
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können. Die vier waren als aufgeregter chaotischer Haufen auf der Wache angekommen. Man hatte sie schnell den Abhang hinunterge-trieben, und im Blaulicht der Streifen-und Krankenwagen schien dann niemand genau zu wissen, was man mit ihnen vorhatte.
    Sie standen fröstelnd eine Weile, die ihnen wie eine Ewigkeit vorkam, unter einer Straßenlaterne und wurden dort von dem Polizisten, den Alex geholt hatte, und einem seiner Kollegen, einem grauhaarigen, missmutigen Mann mit hängenden Schultern, mit finsteren Blicken beobachtet. Keiner der Beamten sprach mit den vier jungen Männern, obwohl sie sie keinen Augenblick aus den Augen ließen.
    Schließlich kam ein entnervt aussehender Mann in einem zwei Nummern zu großen Mantel und mit Schuhen, deren dünne, glatte Sohlen für das Gelände völlig ungeeignet waren, zu ihnen herüber. »Lawson, Mackenzie, nehmt diese Jungs mit auf die Wache und haltet sie dort getrennt. Wir sind bald unten, um mit ihnen zu reden.« Dann drehte er sich um und stolperte wieder in Richtung des schrecklichen Fundorts davon, der jetzt hinter Zeltbahnen verschwunden war, durch die gespenstisches grünes Licht auf den Schnee fiel.
    Der jüngere Polizeibeamte warf seinem Kollegen einen besorgten Blick zu. »Wie kriegen wir sie denn zur Wache?«
    Er zuckte die Schultern. »Du wirst sie in deinen Streifenwagen quetschen müssen. Ich bin im Sherpa Van heraufgekommen.«
     
    »Können wir sie nicht damit runterbringen? Dann könntest du sie im Auge behalten, während ich am Steuer sitze.«
    Der ältere Mann schüttelte den Kopf und schob die Lippen vor. »Wenn du meinst, Lawson.« Er wies auf die vier Studenten.
    »Los, steigt ein. Und treibt keinen Unfug, klar?« Er führte sie zum Polizeiwagen und rief Lawson über die Schulter zu:
    »Lass dir von Tarn Watt die Schlüssel geben.«
    Lawson machte sich auf den Weg den Hügel hinauf und ließ sie bei Mackenzie. »In eurer Haut möcht ich nicht stecken, wenn der Chef da runterkommt«, sagte er beiläufig, als er hinter ihnen einstieg. Alex zitterte, aber nicht wegen der Kälte. Langsam ging ihm auf, dass die Polizei ihn und seine Freunde eher als eventuelle Verdächtige statt als Zeugen ansehen würde. Man hatte ihnen keine Gelegenheit gegeben, sich zu unterhalten, sich abzusprechen. Die vier tauschten besorgte Blicke untereinander.
    Selbst Weird war jetzt nüchtern genug, um zu verstehen, dass es hier nicht um irgendein beklopptes Spiel ging. Als Mackenzie sie zum Wagen trieb und einsteigen ließ, waren sie ein paar Sekunden ohne Aufsicht. Gerade Zeit genug für Ziggy, um ihnen so leise wie möglich zuzuraunen: »Sagt verdammt noch mal nichts über den Landrover.« Ihre Blicke zeigten, dass alle ihn sofort verstanden hatten.
    »Verdammt, ja«, sagte Weird und fuhr bei dem erschreckenden Gedanken zusammen. Mondo kaute stumm an seinem Daumennagel. Alex nickte nur.
    Auf der Polizeiwache ging es nicht viel gelassener zu als am Fundort. Der Dienst habende Beamte beklagte sich heftig, als zwei Uniformierte mit vier Personen ankamen, die daran gehindert werden sollten, miteinander zu sprechen. Es zeigte sich, dass es nicht genug Büros gab, um sie getrennt zu befragen. Weird und Mondo wurden in unverriegelte Zellen gebracht, während man Alex und Ziggy in den beiden Vernehmungsbüros des Reviers sich selbst überließ. Der Raum, in dem Alex saß, war bedrückend eng – kaum drei Schritte in jeder Richtung, wie er sofort feststellte, als man ihn dort hineingeführt hatte. Es gab keine Fenster, und die niedrige Decke mit den schon grau gewordenen Styroporplatten machte alles nur noch bedrohlicher. Es gab einen abgenutzten Holztisch und vier nicht dazu passende Stühle, die genauso unbequem aussahen, wie sie waren. Alex probierte einen nach dem anderen aus und blieb schließlich auf dem sitzen, der ihn an den Oberschenkeln nicht ganz so stark drückte wie die anderen.
    Er fragte sich, ob hier Rauchen erlaubt sei. Nach der muffigen Luft zu urteilen wäre er wohl nicht der Erste. Aber er war ein wohlerzogener Junge, und da kein Aschenbecher zu sehen war, ließ er es erst mal. In seinen Taschen fand er dann die zerknüllte Silberfolie von einer Rolle Drops, glättete sie vorsichtig und bog die Ränder nach oben, um einen Aschenbecher daraus zu basteln. Dann nahm er seine Packung Bensons heraus und machte sie auf. Noch neun. Das würde eine Weile reichen.
    Alex zündete sich seine Zigarette an und dachte, seit er auf der Wache angekommen war, jetzt zum ersten Mal
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