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Echo Einer Winternacht

Titel: Echo Einer Winternacht
Autoren: Val McDermid
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Ermordung eines jungen Mädchens in seinem Revier begrüßte.
    Sie hatte sofort identifiziert werden können. In dem Pub, in dem Rosie Duff arbeitete, verkehrten gelegentlich einige der uniformierten Polizisten, und PC Jimmy Lawson, der erste am Tatort, hatte sie sofort erkannt. Wie die meisten anderen Beamten vor Ort hatte er völlig schockiert gewirkt und ausgesehen, als sei ihm übel. Maclennan konnte sich nicht erinnern, wann in ihrem Gebiet zum letzten Mal ein Mord geschehen war, der nicht auf reine Familienangelegenheiten zurückging. Deshalb hatten diese jungen Polizisten nicht genug gesehen, um für einen Anblick wie den auf dem verschneiten Hügel abgehärtet zu sein. Ja, selbst er hatte erst zwei Mordopfer gesehen, aber niemals etwas so Erschütterndes wie Rosie Duffs Leiche nach ihrer Vergewaltigung.
    Nach der Aussage des Polizeiarztes sah es aus, als sei sie missbraucht und durch einen Stich in den Unterleib verletzt worden. Ein einziger furchtbarer, tödlicher Einstich, der sich bis nach oben durch ihre Eingeweide zog. Und wahrscheinlich hatte es eine Weile gedauert, bis der Tod eintrat. Schon allein der Gedanke daran löste bei Maclennan den Impuls aus, den Verantwortlichen grün und blau zu schlagen. Bei solchen Gelegenheiten hatte man das Gefühl, das Gesetz sei bei der Durchsetzung des Rechts eher ein Hindernis als eine Hilfe.
    Maclennan seufzte und zündete sich eine Zigarette an, setzte sich an seinen Schreibtisch und machte sich Notizen zu dem wenigen, was er bis jetzt wusste. Rosemary Duff, neunzehn Jahre alt. Beschäftigt in der Lammas Bar. Wohnhaft in Strathkinness bei ihren Eltern und zwei älteren Brüdern. Die Brüder arbeiteten in der Papierfabrik draußen in Guardbridge, ihr Vater war Gärtner im Craigtoun Park oben. Maclennan beneidete Detective Constable Iain Shaw und die Polizistin nicht, die er in das Dorf geschickt hatte, um die Nachricht zu überbringen. Natürlich würde er später selbst mit der Familie sprechen müssen, das war ihm klar. Aber es war jetzt wichtiger, dass er diese Ermittlung in Gang brachte. Schließlich hatten sie nicht gerade Überfluss an Kriminalbeamten, die sich mit großen Ermittlungsverfahren auskannten. Wenn sie vermeiden wollten, von den Oberen im Präsidium zur Seite gedrängt zu werden, musste Maclennan die Sache ins Rollen bringen und dafür sorgen, dass sie kompetent aussah. Er schaute ungeduldig auf seine Uhr. Bevor er die Vernehmung der vier Studenten angehen konnte, die behaupteten, die Leiche gefunden zu haben, brauchte er einen weiteren Kripobeamten. Er hatte DC Allan Burnside angewiesen, so schnell wie möglich wieder zur Wache zurückzukommen, aber er war noch nicht da. Maclennan seufzte. Hier draußen war er ja nur von Trotteln und Angebern umgeben.
    Er zog die feuchten Schuhe aus und drehte sich mit dem Stuhl, damit er die Füße auf die Heizung legen konnte. Mein Gott, was für eine scheußliche Nacht, um mit den Ermittlungen zu einem Mord anzufangen. Der Schnee hatte den Tatort in einen Albtraum verwandelt, sämtliche Indizien verdeckt und alles noch hundertmal schwieriger gemacht. Wer konnte sagen, welche Spuren der Mörder hinterlassen hatte und welche von den Zeugen stammten? Natürlich unter der Annahme, dass Mörder und Zeugen nichts miteinander zu tun hatten.
    Maclennan rieb sich die schläfrigen Augen und dachte über seine Strategie für die Vernehmungen nach.
    Alles herkömmliche Wissen sagte ihm, er solle zuerst mit dem jungen Mann sprechen, der die Leiche tatsächlich entdeckt hatte.
    Ein gut gebauter Junge, breitschultrig, von seinem Gesicht war wegen der großen, herabgezogenen Parkakapuze nicht viel zu sehen gewesen. Maclennan lehnte sich zurück und schaute in sein Notizbuch. Alex Gilbey, der war es. Aber er hatte bei ihm irgendwie ein komisches Gefühl. Nicht unbedingt, dass er verschlagen gewirkt hätte, aber er war Maclennans Blick nicht mit der Mitleid erregenden Unschuldsmiene begegnet, auf die man bei den meisten Jungs in seiner Lage gestoßen wäre. Und er sah jedenfalls kräftig genug aus, um die sterbende Rosie den leicht ansteigenden Hallow Hill hinauftragen zu können. Es wäre nicht das erste Mal, dass ein Mörder die Entdeckung des toten Opfers eingefädelt hätte, um sich selbst zu entlasten. Nein, er würde den jungen Mr. Gilbey noch ein Weilchen schwitzen lassen.
    Der Dienst habende Kollege hatte ihm gesagt, dass in dem zweiten Vernehmungsraum der Medizinstudent mit dem polnischen Namen saß. Das war derjenige,
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