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Echo Einer Winternacht

Titel: Echo Einer Winternacht
Autoren: Val McDermid
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Lammas Bar nicht erwähnen zu müssen. »Okay. Wir vier, wir wohnen im selben Haus in Fife Park, also essen wir meistens gemeinsam. Gestern Abend war ich dran mit dem Kochen. Wir haben Eier, Pommes und Bohnen gegessen und sind gegen neun Uhr runter in die Stadt gegangen. Wir wollten später noch zu einer Party, planten aber, vorher ein paar Bier zu trinken.« Er hielt inne, um sicherzugehen, dass Burnside mitschreiben konnte.
    »Wo sind Sie etwas trinken gegangen?«
    »In der Lammas Bar.« Die Worte schienen in der Luft zwischen ihnen zu hängen.
    Maclennan zeigte keine Reaktion, fühlte aber, wie sich sein Pulsschlag beschleunigte. »Sind Sie dort öfter eingekehrt?«
     
    »Ziemlich regelmäßig. Das Bier dort ist billig, und sie haben nichts gegen Studenten, nicht wie in manchen anderen Lokalen hier.«
    »Sie haben also Rosie Duff gesehen? Das Mädchen, das jetzt tot ist?«
    Ziggy zuckte die Schultern. »Ich habe eigentlich nicht weiter auf sie geachtet.«
    »Was, so ein hübsches Mädchen, die haben Sie nicht bemerkt?«
    »Als ich mir was geholt hab an der Bar, hat mich jemand anderes bedient.«
    »Aber Sie müssen doch sonst schon mal mit ihr gesprochen haben?«
    Ziggy holte tief Luft. »Wie ich schon sagte, ich habe eigentlich nie besonders auf sie geachtet. Mädchen hinter der Bar anzumachen ist nicht so mein Ding.«
    »Sind Ihnen wohl nicht gut genug, was?«, sagte Maclennan sarkastisch.
    »Ich bin kein Snob, Inspector. Ich bin selbst in einer Siedlung mit Sozialwohnungen aufgewachsen. Es macht mir nur keinen Spaß, im Pub den Macho rauszuhängen, okay? Ja, ich wusste, wer sie war, aber ich habe nie mehr mit ihr gesprochen als: ›Vier Tennent, bitte.‹«
    »Haben Ihre Freunde sich mehr für sie interessiert?«
    »Nicht, dass ich es bemerkt hätte.« Ziggys Gelassenheit wich einem plötzlichen Argwohn gegenüber der Gesprächsführung.
    »Sie haben also ’n paar Gläser Bier im Lammas getrunken.
    Was dann?«
    »Wie ich schon sagte, wir gingen zu einer Party. Bei Pete, einem im sechsten Semester, der Mathematik studiert, ein Freund von Tom Mackie. Er wohnt in St. Andrews, in Learmonth Gardens. Die Nummer weiß ich nicht. Seine Eltern waren nicht da, und er gab eine Party. Wir sind ungefähr um Mitternacht angekommen, und es war fast vier, als wir weggingen.«
    »Waren Sie alle zusammen bei der Party?«
    Ziggy lachte schnaubend. »Sind Sie je auf einer Studentenfete gewesen, Inspector? Sie wissen doch, wie das ist. Man kommt zusammen durch die Tür, holt sich ein Bier, dann geht der eine hier-, der andere dorthin. Wenn man genug hat, sieht man nach, wer noch aufrecht steht, sammelt sie ein und torkelt zusammen in die Nacht hinaus. Der gute Hirte, das bin immer ich.« Er lächelte ironisch.
    »Sie sind also zu viert angekommen und auch zusammen wieder weggegangen, aber Sie haben keine Ahnung, was die anderen in der Zwischenzeit gemacht haben?«
    »So ungefähr, ja.«
    »Sie könnten nicht einmal schwören, dass keiner wegging und nach einer Weile wiederkam?«
    Wenn Maclennan erwartet hatte, dass Ziggy dies beunruhigte, sah er sich enttäuscht. Stattdessen neigte er nachdenklich den Kopf zur Seite. »Wahrscheinlich nicht, nein«, gab er zu. »Ich war die meiste Zeit im Wintergarten im hinteren Teil des Hauses. Zusammen mit zwei Engländern. Tut mir leid, an ihre Namen kann ich mich nicht erinnern. Wir haben über Musik, Politik und Ähnliches gesprochen. Ich habe mich ziemlich aufgeregt, als es um die Dezentralisierung in Schottland ging, wie Sie sich denken können. Ein paarmal bin ich ins Wohnzimmer gegangen, um mir ein Bier und etwas zu essen zu holen, aber nein, ich war nicht der Hüter meiner Brüder.«
    »Gehen Sie meistens alle zusammen nach Haus?« Maclennan war nicht sicher, was er damit erreichen wollte, aber es schien ihm, als sei es eine passende Frage.
    »Es kommt darauf an, ob jemand sich eine geangelt hat.«
    Jetzt war er entschieden in der Defensive, dachte der Polizist.
     
    »Kommt das oft vor?«
    »Manchmal.« Ziggys Lächeln war etwas gezwungen. »Na ja, wir sind ja gesunde, kräftige junge Männer, verstehen Sie?«
    »Aber Sie vier gehen normalerweise gemeinsam nach Haus –
    ganz bieder?«
    »Also wissen Sie, Inspector, nicht alle Studenten sind sexbesessen. Manche von uns wissen, wie privilegiert wir sind, hier sein zu können, und das wollen wir nicht kaputtmachen.«
    »Sie sind also lieber in der Gruppe zusammen? Wo ich herkomme, würden die Leute Sie vielleicht für schwul
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