Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Echo Einer Winternacht

Titel: Echo Einer Winternacht
Autoren: Val McDermid
Vom Netzwerk:
der so hartnäckig darauf hingewiesen hatte, dass Rosie noch lebte, als sie sie fanden, und behauptete, er hätte alles getan, um sie am Leben zu erhalten. Er war ihm ziemlich gelassen vorgekommen, cooler als Maclennan selbst unter solchen Umständen gewesen wäre. Er beschloss, mit ihm anzufangen. Sobald Burnside endlich auftauchte.
     
    Das Vernehmungsbüro, in dem Ziggy saß, war identisch mit dem, wo Alex sich befand. Irgendwie gelang es Ziggy, es sich darin bequem zu machen. Er saß locker auf dem Stuhl, halb an die Wand zurückgelehnt, und sah vor sich hin. Er war so erschöpft, dass er leicht hätte einschlafen können, hätte er nicht jedes Mal, sobald er die Augen schloss, Rosie klar vor sich gesehen. Das theoretische Studium der Medizin hatte Ziggy nicht auf die brutale Wirklichkeit vorbereitet, dass ein menschliches Wesen so gewaltsam zerstört werden konnte. Sein Wissen hatte einfach nicht ausgereicht, um Rosie zu helfen, als es darauf ankam, und das machte ihn wütend. Er wusste, er sollte Mitleid mit der toten Frau haben, aber sein Frust ließ keinen Raum für ein anderes Gefühl. Nicht einmal für Angst.
    Aber Ziggy war auch klug genug zu wissen, dass er eigentlich Angst haben müsste. Rosie Duffs Blut war überall an seinen Kleidern, unter seinen Fingernägeln, wahrscheinlich sogar an seinen Haaren. Er erinnerte sich, dass er sich das nasse Haar aus der Stirn gestrichen hatte, als er verzweifelt festzustellen versuchte, woher das Blut kam. Das war nicht so schlimm, wenn die Polizei ihm glaubte. Aber dank Weirds merkwürdiger Auffassung von einem harmlosen Streich war er auch der Mann ohne Alibi. Dass die Polizei das Fahrzeug fand, das sich am allerbesten für einen Schneesturm eignete – und das überall seine Fingerabdrücke aufwies –, konnte er sich absolut nicht leisten. Normalerweise war Ziggy so umsichtig, aber jetzt konnte sein Leben durch ein einziges unvorsichtiges Wort zerstört werden. Er wollte gar nicht daran denken. Es war fast eine Erleichterung, als die Tür aufging und zwei Beamte hereinkamen. Er erkannte den einen, der den Streifenpolizisten gesagt hatte, sie sollten sie zur Wache bringen. Ohne seinen riesigen Mantel war er ein dünner, kleiner Mann, seine unscheinbaren braunen Haare waren etwas länger als üblich. Die Bartstoppeln zeigten, dass er mitten in der Nacht geweckt worden war, obwohl sein ordentliches weißes Hemd und der gepflegte Anzug aussahen, als kämen sie direkt aus der Reinigung. Er ließ sich auf den Stuhl Ziggy gegenüber fallen und sagte: »Ich bin Detective Inspector Maclennan, und dies hier ist Detective Constable Burnside. Wir müssen uns ein bisschen mit Ihnen unterhalten.« Er nickte Burnside zu. »Mein Kollege wird sich Notizen machen, und dann werden wir eine Aussage für Sie formulieren, die Sie unterzeichnen.«
    Ziggy nickte. »Geht in Ordnung. Fragen Sie nur.« Er richtete sich auf. »Könnte ich vielleicht eine Tasse Tee haben?«
    Maclennan wandte sich an Burnside und nickte. Burnside stand auf und verließ den Raum. Maclennan lehnte sich auf dem Stuhl zurück und betrachtete seinen Zeugen genauer. Komisch, wie diese Haarschnitte der sechziger Jahre wieder in Mode gekommen waren. Dieser dunkelhaarige junge Mann, der ihm da gegenübersaß, hätte ganz gut zu den Small Faces gepasst, wie sie vor einem Dutzend Jahren aussahen. Nach Maclennans Ansicht wirkte er nicht polnisch. Er hatte die helle Haut und roten Wangen der Leute aus Fife, obwohl seine braunen Augen etwas ungewöhnlich waren. Breite Backenknochen gaben seinem Gesicht eine scharf geschnittene, exotische Note. Ein bisschen wie dieser russische Tänzer, Rudolph Nerejow oder wie immer der hieß.
    Burnside war gleich wieder zurück. »Der Tee kommt«, sagte er, setzte sich und nahm seinen Stift.
    Maclennan legte die Unterarme auf den Tisch und verschränkte die Finger. »Zuerst die Angaben zur Person.« Sie gingen schnell die Details durch, dann sagte der Beamte: »Eine schlimme Sache. Sie sind bestimmt ziemlich erschüttert.«
    Ziggy hatte das Gefühl, im Land der Klischees gelandet zu sein. »Das kann man wohl sagen.«
    »Ich hätte gern in Ihren eigenen Worten gehört, was sich im Laufe der Nacht zugetragen hat.«
    Ziggy räusperte sich. »Wir waren auf dem Rückweg nach Fife Park …«
    Maclennan unterbrach ihn mit erhobener Hand. »Fangen Sie mal ein bisschen früher an. Wir wüssten gern über den ganzen Abend Bescheid.«
    Ziggy verließ der Mut. Er hatte gehofft, den Besuch in der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher