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Dunkler Strom (Billy Bob Holland) (German Edition)

Dunkler Strom (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Dunkler Strom (Billy Bob Holland) (German Edition)
Autoren: James Lee Burke
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Gesellschaft: Rancher, Sägewerkarbeiter, Ölsucher, Geschäftsleute, Ex-Sträflinge, Drogendealer, Collegekids, einfache Hausfrauen, die ihre Ehemänner verlassen hatten, Pipelinebauer, Hillbilly-Musiker, Poolzocker, Anabolikafreaks mit eingefetteten Haaren und Motorradbräute in schwarzem Leder, mit purpurrotem Rouge auf den Wangen und todessüchtigem Blick.
    Doch die Gäste hatten inzwischen zwei weitere Nächte hinter sich, seit da drunten auf dem verlassenen Picknickplatz ein Mädchen vergewaltigt und ermordet worden war, und sie lächelten uns nur teilnahmslos an, wenn wir ihren Namen erwähnten.
    Temple und ich gaben es schließlich auf und gingen wieder hinaus in die kühle Abendluft. Das grüne Land zog sich bis in weite Ferne, wo es mit einemmal einzusinken schien, so als falle es am Erdenrand jäh in ein Trockental ab, aus dem noch die letzte Glut der untergehenden Sonne strahlte.
    »Billy Bob, wenn dir hier jemand weiterhelfen kann, dann sind das die Jungs von der Band«, sagte sie.
    »Und?«
    »Die schwören’s hoch und heilig.« Sie wich meinem Blick aus. »Das Mädchen ist allein hergekommen. Sie ist mit Lucas weggegangen. Sie waren beide betrunken. Wir müssen die Sache anders anpacken.«
    »Er ist ein sensibler Junge, Temple. Er ist es nicht gewesen.«
    »Weißt du, was der psychiatrische Sachverständige vor Gericht dazu sagt? Bei einem Jungen, der sein Leben lang von einem Vater wie Vernon Smothers unterdrückt und mißhandelt worden ist?«
    Ein alter Schwarzer mit einem dünnen weißen Schnurrbart, der eine Maiskolbenpfeife zwischen die Zähne geklemmt hatte, spießte mit einem Nagelstock den Müll zwischen den gechopperten Motorrädern auf. Er streifte jeden Fetzen einzeln vom Nagel und steckte ihn in eine Stofftasche, die er über der Schulter hängen hatte.
    »Ich lade dich zu einem mexikanischen Essen ein«, sagte ich zu Temple.
    »Ich glaube, ich geh lieber heim und dusch mich. Ich komm mir vor, als ob mir jemand Nikotin in die Haare geschmiert hat.«
    Ich setzte mit dem Avalon zurück und steuerte die Ausfahrt des Parkplatzes an. Ich sah, wie sie zu dem Schwarzen schaute und an ihrem Mundwinkel nagte.
    »Willst du mit ihm reden?« fragte ich.
    »Nein, der war vorher noch nie da.«
    Ich hielt an, und wir gingen beide zu ihm hin. Er arbeitete weiter, achtete kaum auf uns. Temple hielt ihm ein Foto hin, das sie sich in der Schule des toten Mädchen besorgt hatte.
    »Haben Sie das Mädchen schon mal gesehen, Sir?« fragte sie.
    Er nahm das Foto und warf einen kurzen Blick darauf, dann gab er es ihr zurück.
    »Ja, die hab ich gesehn. Das is die, die drunten an der Straße umgebracht worden is«, sagte er.
    »Haben Sie sie gekannt?« fragte ich.
    »Nein, ich hab sie nicht gekannt. Aber gesehn hab ich sie schon.«
    »Wann?« fragte ich.
    »In der Nacht, wo sie umgebracht worden is. Sie is mitm Taxi hergekommen. Ein paar Jungs, die grad am Weggehn warn, ham sie gesehn und gefracht, ob sie mit will. Aber sie war da andrer Meinung.«
    »Sir?« sagte ich.
    »Sie hat dem einen Jungen ne Maulschelle verpaßt, klatsch. Er is dagestanden und hat sich die Backe gehalten, wie wenn er Zahnweh hat. Dann is sie wieder reingegangen und hat ihm den Finger gezeigt. Hat sich nicht mal umgedreht dabei, hat ihn bloß in die Luft gehalten.«
    »Wer war der Junge?« fragte ich.
    »Hab ihn noch nie gesehn. Weiß auch nich, ob ich ihn wiedererkenn.« Sein Blick schweifte ab.
    »Doch, bestimmt«, sagte Temple.
    »Warum haben Sie das niemandem erzählt?« fragte ich.
    »Wenn die öfter als einmal in so ein Lokal gehn, dann gibt’s dafür n Grund. Auch wenn’s der falsche is. Was ich dazu sag, ändert gar nix dran.«
    »Was für ein Auto hatte der Junge?« fragte Temple.
    »Woher soll ich wissen, was der für ein Auto hat?«
    »Mit wem war er zusammen?« fragte Temple.
    »Die hab ich noch nie gesehn.«
    »Nennen Sie mir Ihren Namen«, sagte sie. Sie schrieb ihn auf und drückte ihm dann eine Visitenkarte in die Hand. »Sie sind grade Zeuge in einem Mordverfahren geworden. Melden Sie sich. Und denken Sie mal scharf nach. Ich weiß, daß Sie das können.«
    Ich fuhr auf der zweispurigen Landstraße am Fluß entlang, an einem Maisfeld vorbei, das grün und wogend im Mondschein lag.
    »Du hast den alten Knaben ziemlich hart angefaßt«, sagte ich.
    »Ich kann’s nicht leiden, wenn mir jemand dumm kommt, nicht, wenn’s um Vergewaltigung und Mord geht«, sagte Temple.
    Nachdem ich sie abgesetzt hatte, rief ich im Gefängnis
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