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Der Bubbelmuck

Der Bubbelmuck

Titel: Der Bubbelmuck
Autoren: Franz Zelle
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DER JEMAND
     
    Penny steht vor dem Aquarium im Wohnzimmer und kratzt sich den Kopf. Ihr schwarzweißer Kater Bonifaz schaut interessiert dabei zu. Die Wasserpumpe im Fischbecken ist kaputt. Darum funktioniert der kleine Springbrunnen nicht mehr. Penny kann aber kaum etwas sehen. Ihre wilden Haare kitzeln sie in der Nase und verstellen ihr die Sicht.
    Sie zieht ihren kleinen Schraubenzieher aus dem Werkzeuggürtel und wickelt ihre schwarze Mähne drum herum. Jetzt trägt sie zwar den Schraubenzieher auf dem Kopf, dafür sieht sie wenigstens besser, weil er ihre Haare wie eine Haarnadel zusammen hält.
    Penny klopft zweimal fest mit dem Hammer auf die Pumpe. Der Deckel springt ab, und eine große Feder hüpft heraus. Bonifaz hält sich die Augen zu. Jetzt ist die Pumpe ganz im Eimer. Penny steckt den Hammer zurück in ihren Werkzeuggürtel, neben die große Zange.
    Gut, dann wird sie ihre Fische eben gießen. Die Fische sind genau so bunt wie ihre Blumen. Und die muss sie auch regelmäßig mit Wasser versorgen, damit sie nicht verdursten. Langsam lässt Penny Wasser aus der Gießkanne ins Becken regnen.
    Da hört sie einen Schrei aus dem Badezimmer. Das ist ärgerlich. Nie kann sie etwas in Ruhe erledigen. Ihr kleiner Bruder Florentin stört immer. Penny tut so, als hätte sie nichts gehört.
    Aber jetzt brüllt Florentin schon wieder. So laut, dass selbst Kater Bonifaz Schwanz und Ohren aufstellt und erschreckt drein schaut.
    Jetzt reicht’s. Penny stellt ihre Gießkanne weg, rückt den Werkzeuggürtel zurecht und geht ins Bad.
    Florentin hockt mit bleichem Gesicht vor der Badewanne. Im Wasser schwimmen mehrere Boote aus Walnüssen. Florentin hat in den letzten Tagen jede Menge Nüsse geknackt und die Hälften, die unbeschädigt geblieben sind, mit Gold- und Silberfolie umwickelt. 
    „Was ist los?“ fragt Penny. „Dein linkes Ohr wackelt schon wieder. Du hast Angst, Kleiner, nicht wahr?“
    Florentin greift sich ans Ohr, damit es zu zittern aufhört. Normalerweise würde er seine große Schwester Penny für die Anrede „Kleiner“ in den Fuß beißen. Aber jetzt stammelt er nur: „Da ist jemand.“
    „Wo?“
    Penny gähnt gelangweilt. Sie möchte zu ihren Fischen zurück.
    „Im Wa... Wasser“, stottert Florentin.
    „Blödsinn“, sagt Penny. Sie ist schließlich die große Schwester und weiß immer alles besser. Genervt dreht sie sich um. Florentin bildet sich gewiss vor lauter Angst wieder etwas ein.
    „Da ist wirklich jemand“, behauptet Florentin. „Der Jemand hat ein Boot gestohlen.“
    Penny stemmt ihre Hände in die Hüfte. „Und, hast du den Jemand gesehen?“
    „Nein“, gibt Florentin zu, „aber mir fehlt ein Nussboot“.
    „Gibt’s nicht. Du kannst ja noch gar nicht zählen“.
    „Kann ich doch.“
    Florentin stampft trotzig mit dem Fuß auf, so wie er das immer macht, wenn er zornig ist. „Ich beweise es dir“, sagt er, „eins, zwei, drei, vier, sechs, neun, vierzehn...“
    Jetzt muss Penny lachen. Selbst Kater Bonifaz scheint zu grinsen. „Na, siehst du, du kannst gar nicht zählen. Dir fehlt kein Boot. Was dir fehlt, sind ein paar Zahlen.“
    „Aber ich habe den Jemand gehört“, behauptet Florentin wieder. „Es klang wie… wie Blub-Blub.“
    In Windeseile räumt Florentin alle Boote zurück in seine Schachtel. Er hat extra 15 Fächer für seine Nussschalen gebastelt. Siehe da: ein Platz in der Schachtel bleibt tatsächlich leer.
    „Na, was sagst du jetzt, alte Fischgießerin?“ knurrt Florentin und tippt sich an den Kopf. „Vorher war die Schachtel noch ganz voll mit Booten.“
    Penny überlegt. Wo ist das fehlende Nussboot wirklich? Kater Bonifaz legt sein rechtes Ohr an die Badewanne und horcht. Alle halten den Atem an, bis ihnen fast schwindlig wird.
    „Hörst du was?“ fragt Florentin schließlich.
    „Miauhini“, mauzt Bonifaz. Das heißt „Nein, leider.“
    „Versuchen wir's mal mit einem Hörrohr. Vielleicht geht das besser“, schlägt Penny vor.
    Sie geht in die Küche, klettert auf den Tisch und schraubt mit ihrer Zange den blechernen Lampenschirm ab.
    Penny dreht das Ding mit ihren Bärenkräften so zusammen, dass es aussieht wie eine Waffeltüte für 100 Eiskugeln. Dann horcht sie mit dem Hörrohr an der Badewanne.
    Wieder nichts. Vorsichtig zieht sie den Stöpsel aus der Wanne. Das Wasser ist schon kalt.
    „Da“, schreit Florentin, „da ist der Jemand wieder“.
    Jetzt hört man es deutlich, das Blub-Blub. Es kommt so unregelmäßig wie Schluckauf.
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