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Dunkel - Hohlbein, W: Dunkel

Dunkel - Hohlbein, W: Dunkel

Titel: Dunkel - Hohlbein, W: Dunkel
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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ihrer vollen Größe von mehr als zwei Metern auf. Jan erstarrte.
    Es war nicht wirklich eine Fledermaus, aber die Ähnlichkeit war groß genug, um alle Mythen und Legenden zu erklären, die sich um Vampire rankten. Seine Schwingen mußten ausgebreitet eine Spannweite von mindestens drei Metern haben und waren mit gebogenen, rasiermesserscharfen Krallen versehen. Was er von seinem Körper erkennen konnte, war von dichtem, graubraunem Fell bedeckt, und der Kopf mit den spitzen Ohren und der langen, spitz zulaufenden Schnauze sah tatsächlich ein wenig aus wie der einer Maus – allerdings einer Maus, wie man sie in einem fiebergeschüttelten Alptraum erblicken mochte. Einzig die Augen hatten sich nicht verändert. Es waren noch immer die unheimlichen, fahlblassen Augen, wie sie sich auch hinter Veras Sonnenbrille verbargen. Sie starrten mit einer Mischung aus Haß und bösem Triumph, die Jan bis ins Mark erzittern ließ, auf ihn herab.
    »Das hat sie dir nicht gesagt, wie?« zischte Vlad. »Du verdammter Narr! Begreifst du jetzt endlich, worauf du dich eingelassen hast?«
    Er schlug ohne Vorwarnung zu. Seine Größe ließ ihn schwerfällig und träge aussehen, aber er war keines von beidem. Die Bewegung war so schnell, daß Jan sie nicht einmal wirklich sah. Die Schwinge des Vampirs traf ihn mit unvorstellbarer Wucht und schleuderte ihn quer durch den Raum. Jan brach blutend zusammen, wälzte sich auf den Rücken und riß instinktiv die Arme vor das Gesicht, als das Ding , das einmal Vlad gewesen war, auf ihn zustürmte.
    Der Vampir versetzte ihm einen Tritt, und Jan brüllte vor Schmerz, denn auch seine Füße hatten sich verändert und warennun grauenerregende Raubvogelklauen, die zu nichts anderem als zum Töten und Zerreißen gut waren. Trotzdem warf er sich herum, krallte beide Hände in Vlads Flügel und riß ihn mit einem harten Ruck auf die Knie. Vlad ächzte überrascht auf, und Jan schlug ihm die Handkante gegen den Kehlkopf.
    Einen Menschen hätte dieser Hieb vermutlich auf der Stelle getötet, und auch der Vampir zeigte sich entsprechend angeschlagen. Er keuchte, rang würgend und vergeblich nach Luft und übergab sich qualvoll. Jan ließ seinen Flügel los, war mit einem einzigen Satz hinter ihm und schlang den Arm um seinen Hals. Mit aller Gewalt drückte er zu, preßte die andere Hand gegen Vlads Schläfe und spannte jeden Muskel in seinem Körper bis zum Zerreißen an, um Vlad auf diese Weise das Genick zu brechen.
    Seine Kraft reichte nicht.
    Vlads Nackenmuskeln hielten dem Druck stand. Der Vampir richtete sich mit einem wütenden Brüllen auf, und Jan wurde einfach in die Höhe gerissen. Er hielt verzweifelt fest, hörte aber auf, vergeblich gegen die Kraft von Vlads Nackenmuskeln anzukämpfen, sondern tastete statt dessen nach seinen Augen, um sie ihm auszudrücken. Vlad drehte sich brüllend im Kreis, spreizte die Schwingen und versuchte ihn abzuschütteln, aber Jan hielt sich mit verzweifelter Kraft fest. Vlad würde ihn töten, wenn er ihn jetzt losließ.
    Seine Finger tasteten weiter, fanden Vlads linkes Auge und gruben sich erbarmungslos hinein. Der Vampir heulte schrill auf, als sein Augapfel platzte und Jans Finger sich erbarmungslos tiefer in die blutige Augenhöhle gruben. Kreischend warf er sich zurück, schmetterte Jan gegen die Wand, und dieser neuerliche Anprall war zu viel. Jans Kräfte versagten. Er ließ los, rutschte hilflos an der Wand hinab und mußte für einen Moment mit aller Macht gegen die aufkommende Bewußtlosigkeit ankämpfen.
    Vlad torkelte mit einem schrillen, pfeifenden Schrei nachvorne, spreizte die Flügel und schien vorzukippen, stieß sich dann aber plötzlich ab und erhob sich wie ein bizarres Segelflugzeug in die Luft. Seine ausgebreiteten Flügel füllten den Gang beinahe aus. Er schrie noch immer, schrill, laut und in einer Tonlage, die weit in den Ultraschallbereich hinein reichen mußte und die in Jans Zähnen schmerzte. Er schlug zweimal träge mit den Flügeln, gewann taumelnd an Höhe und war nach einem Augenblick in der Dunkelheit am Ende des Tunnels verschwunden.
    Jan quälte sich mühsam in die Höhe und taumelte auf die Nische zu, in der er Katrin zurückgelassen hatte. Er blutete aus einem Dutzend Wunden, aber das spielte keine Rolle. Die Verletzungen, die Vlad ihm zugefügt hatte, waren nicht wirklich gefährlich, aber sie schwächten ihn, und Jan war ziemlich sicher, daß sich Vlad weitaus schneller erholen würde als er. Der Vampir würde
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