Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Duerers Haende

Duerers Haende

Titel: Duerers Haende
Autoren: Petra Kirsch
Vom Netzwerk:
Verhaftung die »nötige Sorgfalt« walten zu lassen. In Zigarettenschmuggelkreisen seien alle bewaffnet, von ganz oben bis ganz unten, durch die Bank. Und keiner hätte irgendwelche Hemmungen, von seiner Schusswaffe Gebrauch zu machen.
    »Vertrau nicht auf deinen Sonderstatus als Polizistin, da geht es um viel Geld. Die haben was zu verlieren. Am besten, du lässt dich von ein paar unserer SEKler eskortieren. Und wenn du diesen Frey hast, nehmen wir ihn uns vor. Vielleicht kann er uns ja was Neues sagen.«
    Ambergers Warnung klang furchteinflößend. Leider auch ernst gemeint. Dennoch hatte sie Schwierigkeiten, sich den schmerbäuchigen Juniorchef mit seinen ausgewaschenen T-Shirts und dem fettigen Haar als gnadenlosen Killer vorzustellen. Sie würde auf die Kollegen vom Sondereinsatzkommando verzichten, entschied sie auf dem Weg in die erste Etage, und sich von ihrem eigenen SEK in die Donaustraße begleiten lassen – von der Anwärterin Eva Brunner und deren hervorragenden Schießkünsten.
    Auf dem Weg ins erste Stockwerk rief sie sich Ambergers Informationen ins Gedächtnis zurück. War das die Klammer, die die beiden Morde verband? Musste auch Kramer des Zigarettenschmuggels wegen sterben? Ja, da war sie sich sicher. Aber was war der Auslöser dafür, wo lag das Motiv? Zu dieser Frage gesellte sich genau in diesem Augenblick ein zweites Mysterium, nämlich das nur sehr vage Gefühl, an einer winzigen Stelle versagt zu haben. Nicht aufmerksam genug gewesen zu sein. Wahrscheinlich hatte ihre Ungeduld die Finger da mit im Spiel gehabt. Irgendetwas war ihr durch die Lappen gegangen, und dieses Etwas würde sie jetzt gut brauchen können, das würde ihr bei der Antwort auf die Frage nach dem Motiv hilfreich sein.
    Als sie ihr Büro betrat, saß Heinrich an seinem Schreibtisch und winkte zur Begrüßung mit den Kontoauszügen.
    »Paula, du wirst staunen, was die hergeben.«
    »Das glaube ich nicht, dass ich staunen werde. Kramer lebte über seine Verhältnisse und war hochverschuldet. Das wolltest du mir doch sagen?«
    »Eben nicht, eben nicht. Allein auf dem Girokonto der Agentur sind momentan«, er sah auf das obenauf liegende Blatt, »knapp vierzigtausend Euro Guthaben.«
    »Was? Da würde mich aber interessieren, woher die kommen. Aus seinen Vermittlungen offensichtlich nicht, das haben Frau Brunner und ich bereits festgestellt.«
    »Ich habe dir doch gesagt, du wirst staunen. Alle drei Monate gehen schon mal pünktlich dreitausend Euro auf sein Konto ein, na, von wem?«
    »Ich weiß es nicht, und ich habe auch keine Lust, mit dir hier rumzu …«
    »Raten!«, beharrte Bartels auf seinem Frage-und-Antwort-Spiel.
    »Keine Ahnung. Sei doch nicht so albern heute, sag mir jetzt, von wem das Geld …«
    »Raten!« Heinrich blieb unbeirrt von ihrem aufkeimenden Ärger, er lächelte sie verschmitzt an.
    Dreitausend Euro? Diesen Betrag hatte sie doch eben erst gehört … Amberger hatte davon gesprochen im Zusammenhang mit dem Fahrerlohn für … ah ja.
    »Die dreitausend Euro sind von der Spedition Frey.«
    »Sehr gut, Frau KHK. Note eins, setzen.«
    »Ja, aber davon allein konnte er seine Agentur nicht am Leben erhalten.«
    »Auch dafür bekommst du von mir eine glatte Eins. Ab und an flossen nämlich noch weit höhere Beträge auf dieses Girokonto. Hier am Jahresanfang gleich mal zwanzigtausend Euro geradeaus, dann im August nochmals zwanzigtausend, und auch im letzten Jahr im Juli wieder zwanzigtausend Euro. Überwiesen von der Firma DMSB aus der Schweiz.«
    »So, und jetzt darfst du mal raten. Von wem könnte dieses Geld sein?«
    »Ich habe keine Ahnung, ich kenne keine Firma mit dem Namen DMSB in der Schweiz.«
    »Raten!«
    »Das ist unfair, Paula. Du hast es viel leichter gehabt.«
    »Das ist falsch. Ich hatte eindeutig die schwerere Aufgabe. Na, wie heißt deine neue Traumfrau?«
    »Susanka Blahotova, aha, SB steht für Susanka Blahotova. Und DM steht für … Deutsche Mark?«
    »Nein, DM steht wahrscheinlich für Dessous-Moden oder Dessous-Model.«
    Und dann erzählte sie ihm von ihrem Besuch bei Frau Vitzthum, Dennerleins Erkenntnissen und Ambergers Vermutungen. Als sie mit ihrem Bericht geendet hatte, legte ihr Eva Brunner wortlos den Haftbefehl, ausgestellt auf den Namen Frey, Joachim, auf den Schreibtisch.
    Einen kurzen Moment spielte sie mit dem Gedanken, die Polizeiwache Süd um die Vollstreckung dieses Untersuchungshaftbefehls zu bitten. Doch da sie sich mehr davon versprach, den Spediteur selbst zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher