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Duerers Haende

Duerers Haende

Titel: Duerers Haende
Autoren: Petra Kirsch
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hohen Gast verantwortlich fühlte, sagte betont zuversichtlich: »Einen Augenblick. Das werden wir gleich haben.«
    Sie drückte auf alle Knöpfe, erst langsam von oben nach unten, dann, nachdem die erhoffte Wirkung ausblieb, nochmals von unten nach oben, mit viel Druck – wieder nichts. Schließlich kam die Ultima Ratio in solchen Fällen zum Einsatz, der rote Notruf-Knopf – auch dies ohne die wünschenswerten Folgen. Natürlich hatten weder sie noch gar der Minister ihre Handys dabei. So blieb nur das Rufen.
    Ein paar Minuten verstrichen, bis endlich jemand auf die festgeklemmte Zweierbesatzung aufmerksam wurde. Es war Winkler, Trommens Vertreter. Nachdem er vernommen hatte, welch brisante Fracht im Präsidiumslift feststeckte, versprach er so eilfertig wie aufgeregt: »Ich werde mich um alles kümmern, Herr Minister. Sofort. Augenblicklich. Sie können sich auf mich verlassen, Herr Minister. Keine Sorge, Sie sind bald wieder befreit, Herr Minister.«
    Es dauerte dann doch immerhin sieben Minuten, bis der Herr Minister wieder befreit war. Eine lange Zeit, wenn man mit Paula Steiner, die noch eine Teilrechnung offen hat, in einem Aufzug festsitzt. Das war ihre Chance, und sie nutzte sie. Erzählte ihrem Gegenüber auf dessen aus Gründen des Zeitvertreibs, weniger aus Interesse gestellte Frage von dem gelösten Fall Shengali, kam dann auf ihre »klitzekleine, aber gerade deswegen so hocheffiziente Kommission« zu sprechen und lobte den hohen Gast aus München für dessen Klugheit, »bei der Aufteilung der Mordkommissionen sowohl auf große als auch kleine Unterkommissionen zu setzen«.
    Sie übertrieb es nicht mit ihren anerkennenden Worten, machte aber deutlich, dass es nur auf diese Tatsache, also auf die ministerielle Weitsicht zurückzuführen war, dass das Präsidium Mittelfranken so erfolgreich agierte, erfolgreicher gar als die Münchner von der Landeszentrale. Was man im Grunde nur einem zu verdanken habe – nämlich dem Herrn Minister, einem Mittelfranken, der wie alle Neubayern eine gepflegte Aversion gegen die lauten, selbstbewussten Mia-san-mia-Oberbayern hatte.
    Als der Aufzug schließlich eine halbe Etage nach oben glitt und die Lifttür sich öffnete, sah sie als Erstes in Trommens verdutztes und leicht panisches Gesicht. Dann erkannte sie den Hausfotografen, der dieses denkwürdige Ereignis für die Hauszeitschrift festhalten sollte. Und schließlich Kriminaldirektor Bauerreiß, der seinen Chef fragte, ob er etwas dagegen einzuwenden habe, wenn man ihn vor diesem denkwürdig unzuverlässigen Lift ablichten würde. Nein, antwortete der Minister vergnügt, überhaupt nicht, aber nur wenn die charmante Frau Steiner, die ihm die Wartezeit so unterhaltsam verkürzt habe, dass er es schon fast bedauere, nicht mehr im Lift festzustecken, haha, mit auf das Bild käme.
    Es war die erste und bislang einzige Ausgabe der hausinternen Zeitung, die Paula Steiner aufmerksam las und nicht sofort im Papierkorb entsorgte. Das fröhlich-entspannte Bild von dem ihr zulachenden Minister ließ sie vergrößern und pinnte es auf die Außenseite ihrer Bürotür. Das war als Zins- und Zinseszins-Abgeltung gegenüber Trommen gedacht und im Grunde eine ziemliche Gemeinheit. Denn der Kommissionschef musste auf dem Weg in sein Büro jeden Tag an dieser Tür und ihrer beider Konterfei vorbei.
    Es versteht sich von selbst, dass nach diesem Aufzugs-Debakel für Trommen oder Aufzugs-Glücksfall für Paula Steiner nie wieder die Rede von einer Zusammenlegung der Kommissionen 1 und 4 war.

Dank
    Drei Personen sind es, denen ich für ihre Unterstützung bei diesem Buch danke:
    Hauptkommissar Peter Schnellinger von der Pressestelle des Polizeipräsidiums Mittelfranken für seine polizeiinternen Informationen;
    Mark-Oliver Maierl von der gleichnamigen Nürnberger Spedition für den Kompaktkurs in Sachen Logistikunternehmen; und schließlich demjenigen, der hier namentlich nicht genannt werden möchte, für seine Einführung in das Wesen der Agentur für Arbeit ebenso wie für seine Geduld und seine Ideen.
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