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Al Wheeler und das Komplott

Al Wheeler und das Komplott

Titel: Al Wheeler und das Komplott
Autoren: Carter Brown
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1
     
    In den frühen Stunden eines
mondhellen Morgens herrschte fast kein Betrieb auf der Straße. Der Austin
Healey schnurrte mit steten hundert Stundenkilometern dahin, und ich überlegte
gerade, daß wenigstens einmal zwischen der Welt und Wheeler Frieden herrschte.
Wie, zum Teufel, sollte ich wissen, daß Nemesis schon um die Ecke auf mich
wartete?
    Nemesis hatte die Gestalt eines
leuchtendroten Kabrioletts, das mir mit einer Geschwindigkeit von hundertzehn
Kilometern auf der falschen Straßenseite entgegenkam. Als ich um die Kurve bog,
ragte es drohender als der Tod unmittelbar vor mir auf.
    Ich riß das Steuer des Healey
scharf nach rechts, während das Kabrio schräg in sausender Fahrt über die vier
Fahrbahnen der Straße ausscherte. Dann gerieten meine Vorderräder über den
Randstreifen, und ich trat heftig auf die Bremse. Der Wagen flog in einem engen
Halbkreis herum und kam zur Ruhe, so daß die Nase in die Richtung zeigte, aus
der ich soeben gekommen war.
    Eine Sekunde später gab es ein
klirrendes Krachen, Metall schlug auf Metall, als das Kabriolett auf dem
Grünstreifen den Sockel eines Laternenmastens hochzuklettern versuchte, etwa sechs, sieben Meter zurückrollte und sanft zum
Stehen kam. Die Stille danach war überwältigend.
    Ich zündete eine Zigarette an,
stieg aus meinem Wagen und schritt vorsichtig über die Fahrbahn, so, als ginge
ich den ganzen Weg auf Glassplittern. Es schien ewig zu dauern, bis ich das
Kabrio erreichte, und je näher ich kam, um so schlimmer sah es aus.
    Die Kühlerhaube war zu einem
gequälten surrealistischen Gebilde verbogen, den Motorblock hatte es fast in
den Fahrersitz gedrückt. Beide Türen und der Kofferraumdeckel waren
aufgesprungen und hingen wie trunken an verbogenen Scharnieren. Etwas
Lebenswichtiges fehlte im Wagen — der Fahrer. An seiner Stelle befand sich ein
großer Fetzen Stoff, der sich an einem Zacken der zersplitterten
Windschutzscheibe verfangen hatte; im hellen Mondschein sah er schwarz aus,
aber er konnte auch rot sein. Ich befühlte ihn sanft, und er fühlte sich wie
Seide an; außerdem sah es so aus, als hätte er zu einem Rock gehört.
    Die Straßenlaterne war seltsam
umgebogen, so daß sie sich vor dem entgegenkommenden Verkehr zu verbeugen
schien. Ich ging an ihr vorbei und stieß etwa zehn, zwölf Meter weiter auf die
Fahrerin des Wagens, die im Gras saß und leise vor sich hin stöhnte.
    Sie richtete sich schwankend
auf, als ich näher kam, und obwohl ich noch zwei Meter entfernt war, fiel mir
als erstes die mächtige Schnapsfahne auf. Es handelte sich um eine
großgewachsene Blondine, der das Haar über das eine Auge hing und die die Figur
einer Wikingerin hatte.
    Die weiße Bluse hing ihr in
Fetzen vom Leib und enthüllte einen vollen schweren Busen, der von einem
trägerlosen BH mühsam im Zaum gehalten wurde. Ich hatte mich nicht getäuscht,
daß der Seidenstoffetzen einmal ein Rock gewesen war:
Die weißen Höschen bildeten einen lebhaften Kontrast zu der gesunden Bräune
ihrer langen, schlanken Beine. Langsam sickerte das Blut aus einer Schnittwunde
am Schienbein, aber davon abgesehen schien sie nicht verletzt zu sein.
    Mit einer Kopfbewegung
schüttelte sie das Haar aus dem Gesicht und sah mich ausdruckslos an. »Was ist
denn passiert?« fragte sie mit tiefer, heiserer Stimme.
    »Fehlt Ihnen auch nichts?«
fragte ich. Es schien wenig Sinn zu haben, ihr zu sagen, daß sie gerade einen
Unfall gebaut hatte.
    »Ich glaube nicht«, antwortete
sie stumpf. »Es war diese verdammte Steuerung — ich hatte Tony gesagt, er
sollte sie richten lassen!«
    »Jetzt braucht er sich darüber
keine Gedanken mehr zu machen«, sagte ich. »Das Kabrio ist reif für den
Autofriedhof.«
    »Haben Sie eine Zigarette?«
fragte sie desinteressiert.
    Ich zündete eine an und gab sie
ihr. Sie nahm einen tiefen Zug, dann straffte sie ihre Schultern.
    »Jetzt geht es schon wieder«,
sagte sie langsam. »Ziemlich kostspielige Art, nüchtern zu werden. Und wer sind
Sie?«
    »Wheeler ist mein Name«, sagte
ich. »Al Wheeler — Lieutnant bei der Dienststelle des County-Sheriffs.«
    »Wollen Sie sagen, von der
Polizei?«
    »Stimmt auffallend.«
    »Autsch!« zuckte sie zusammen.
»Ich hätte mir keinen besseren Partner für einen Unfall aussuchen können, was?«
    »Wer sind Sie?«
    »Isobel Woods«, sagte sie.
»Aber niemand nennt mich Isobel. Meine Freunde und Bekannten nennen mich
einfach Bella.«
    »Isobel reicht mir völlig«,
sagte ich.
    Die Andeutung eines
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