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Duell im Eis

Duell im Eis

Titel: Duell im Eis
Autoren: Heinz G. Konsalik
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einem halben Jahr aussieht …«
    »Zunächst erlebst du einen Start, der dir in die Hose fährt.« Buttler sah Hamilton sehr ernst an. »Erst wenn wir von dem Klotz abgehoben haben, können wir uns glücklich in die Rippen stoßen.«
    Der Start gelang besser, als Buttler gehofft hatte, und nun, im freien Himmel, drückten sie sich die Hand und lachten, zwei Männer, die wußten, daß sie eine Pioniertat vollbracht hatten, auch wenn niemand etwas davon erfahren würde.
    Unterdessen war ein kleiner Flottenverband der sowjetischen Marine unter dem Kommando von Vizeadmiral Wladimir Petrowitsch Schesjekin unterwegs zum Südpol: drei Versorgungsschiffe, ein 10.000-Tonnen-Frachter, der zerlegte Bagger, Bohrmaschinen, Planierraupen, gut isolierte Fertighäuser, Heizöltanks, ein kleines Heizwerk, ein kleines Kraftwerk und Betonmaschinen an Bord hatte, und sechs U-Boote, atomgetrieben, die während der ganzen langen Fahrt von der Insel Sachalin bis zu dem schwimmenden Eisriesen nicht an die Oberfläche des Pazifiks tauchten.
    Kapitän Jurij Adamowitsch Malenkow war schon nach zwei Tagen Unterwasserfahrt mit den Nerven soweit, daß er zu Oberleutnant Nurian im Vertrauen auf ihre Freundschaft sagte: »Eine Ehre mag es zwar sein, den Admiral an Bord zu haben, aber die Last ist größer. Redet stundenlang und immer das Gleiche, nur mit anderen Worten, und man muß vor ihm sitzen, sich das anhören und artig sagen: ›So ist es, Genosse Admiral. Recht haben Sie, Genosse Admiral. Welch ein Weitblick, Genosse Admiral!‹ Und Schesjekin schwillt die Brust, und er legt von neuem los … Die Därme tun einem weh, so ist das!«
    Die ›Gorki‹, wie das U-Boot hieß, war das größte und modernste Schiff und deshalb auserwählt worden, die wichtigsten Personen des Unternehmens ›Eisberg‹ an den Südpol zu bringen. Malenkow war ein hervorragender Offizier, mit 32 Jahren schon im Rang eines Kapitäns und Kommandeur eines Sechserverbandes von U-Booten, ein Seemann mit Leib und Seele, obgleich er mitten aus Rußland, aus Smolensk, stammte und seine Familie seit Jahrhunderten immer nur erdverbunden gewesen war. Als er zu seinem Vater sagte: »Ich gehe zur Marine«, hatte der alte Malenkow mit dem Zeigefinger in den Ohren gebohrt, als höre er schlecht, und dann geäußert: »Söhnchen, überleg es dir. Nichts geht über Erde unter den Sohlen. Wasser ist nichts, auf das man etwas bauen kann. Was ist ein Schiff? Wenn es ein Loch bekommt, verschwindet es unter Wasser … Ein wackliges Haus kann man abstützen, und es hält noch ein paar Jahrzehnte. Wir sind nicht als Fische geboren.«
    Malenkows große Zeit begann, als Admiral Sujin aus Moskau nach Sachalin kam und der auf keiner Karte verzeichnete U-Boot-Stützpunkt Nowo Jaiza zu seinem feierlichen Empfang angetreten war. 2.000 Seeleute auf einem abgesperrten Gebiet im Süden der sibirischen Insel. Die geheime Marinebasis vor Alaskas Tür.
    Sujin stand noch das Begrüßungsessen durch, dann aber verlor er keine Zeit mehr mit Besichtigungen und verhaltenem Lob für Nowo Jaiza. Er ließ Malenkow in die Kommandantur bestellen, beäugte ihn kurz und scharf, fand ihn sympathisch, dachte an die Personalakte mit der hervorragenden Beurteilung und sagte ohne Umschweife: »Genosse Kapitän, man hat Sie auserwählt, ein neues, großes militärisches Geheimnis kennenzulernen. Was Sie gleich hören und sehen werden, verschließen Sie in Ihrem Herzen wie in einem unaufbrechbaren Tresor. Noch mehr: Die Admiralität und Ihr Vaterland erwarten, daß Sie notfalls für dieses Geheimnis Ihr Leben hingeben.«
    Malenkow hatte geschwiegen und nur genickt. Er sprach erst wieder, als Admiral Sujin die vergrößerten Satellitenfotos vorlegte und den Plan erklärte. Nach dem Gespräch mit General Wisjatsche, das nun sechs Wochen zurücklag, hatten Spezialisten der strategischen Abteilung im Obersten Verteidigungsrat einen Grundplan erarbeitet, wie man das Monstrum aus Eis unsichtbar besiedeln konnte: eine kleine Stadt in den 421 Meter hohen Eisklotz wühlen, ihn innen aushöhlen und auf mehreren Ebenen Häuser bauen, Straßen, Plätze, Magazine, eine Großküche, ein Heizwerk, ein Generatorenhaus, eine Stolowaja mit Kino, eben eine richtige kleine Stadt im Bauch des Eisriesen mit einem Eingang unter Wasser, nur erreichbar also mit U-Booten, die im Hafen im Inneren des Eisberges auftauchten. Keine Vision von Zukunftsträumern, sondern eine harte Realität: eine unsichtbare, schwimmende Stadt. Eine neue Basis für
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