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Duell im Eis

Duell im Eis

Titel: Duell im Eis
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Adamowitsch.«
    »Wieso gratulieren Sie mir, Genosse Karasow?« fragte Malenkow etwas ratlos zurück.
    »Sie haben Eindruck auf sie gemacht.«
    »Ich?« Malenkow lachte etwas verzerrt. »Welch ein Irrtum, Gregorij Semjonowitsch! Genau das Gegenteil ist der Fall.«
    »Irren Sie sich nicht?«
    »Sie strahlt Kälte aus wie der Eisberg, den wir erobern sollen.«
    »Das ist es, was mich überzeugt, daß Ljuba Sie auf den ersten Blick hin mag. Wer erkundigt sich denn, wer Sie sind, wenn er kein Interesse hat?«
    »Sie hat sich bei Ihnen über mich erkundigt?«
    »So ist es. Enttäuscht war sie, als ich ihr sagen mußte, daß ich Sie auch erst heute kennengelernt habe. Sollen wir wetten, daß sie irgendwann den Admiral ausfragt? Lieber Genosse Malenkow, haben Sie gar keine Frauenkenntnis?«
    »Wenig, ja, sagen wir: fast keine. Ich habe mich immer in meine U-Boote verliebt.« Malenkow blickte hinüber zu der Berreskowa. Schesjekin schien einen Witz erzählt zu haben; sie lachte, und es klang in Malenkows Ohren wie das Klingeln silberner Glöckchen. »Unter Männern, Genosse, es gab da einige Abenteuer, mehr nicht«, fuhr Malenkow fort.
    »So wie man ein gutes Stück Fleisch ißt …«
    »Profan betrachtet, so ähnlich.«
    »Man ist satt, steht auf und geht.«
    »Es ist erstaunlich, wie einfach Sie die Dinge sehen, Gregorij Semjonowitsch.«
    »Ich war zweimal verheiratet und dreimal verlobt. Das brüht ab, Jurij Adamowitsch. Wollen Sie von mir einen Rat haben?«
    »Gern. Ich lerne immer dazu.«
    »Beachten Sie Ljuba Alexandrowna nicht. Zeigen Sie keinerlei Interesse. Im Lager ist sie, weil man ihr eine Aufgabe übertragen hat; das ist aber auch alles. Sprechen Sie mit ihr, dann tun Sie es knapp, nur die nötigsten Worte, mit einem Ton Militär in der Stimme.«
    »Es wird mir kaum gelingen, mein lieber Karasow.«
    »Versuchen Sie es.«
    »Und damit baue ich eine Mauer zwischen uns auf.«
    »Im Gegenteil. Die Berreskowa wird alles unternehmen, ihre Sturheit aufzubrechen. Eine Frau wie sie zu übersehen, das kann sie nicht ertragen. Nachlaufen wird sie Ihnen – bildlich gesprochen –, und je mehr Sie ausweichen und Haken schlagen, um so größer werden ihre Anstrengungen werden, Sie auf sich aufmerksam zu machen. Wenn Sie dann zugreifen, wird sie an keinerlei Gegenwehr denken.«
    »Theorie, Gregorij Semjonowitsch! Gefährliche Theorie.«
    »Ich habe damit immer Erfolg gehabt.« Karasow grinste breit und klopfte Malenkow auf die Knie. »Ich spreche aus der Praxis.«
    Jurij Adamowitsch befolgte den klugen Rat von Karasow zwei Tage lang: Er beachtete die Berreskowa überhaupt nicht, drehte sich weg und ging davon, wenn er sie erblickte, saß beim Essen nicht am Ehrentisch der Gäste, sondern hockte sich zwischen die anderen Offiziere, und nur wenn es unbedingt nötig war, sprach er ein paar kurze Worte mit ihr und sah dabei an ihr vorbei in die Gegend. Ein unhöflicher Mensch, ein Flegel; ob so ein Benehmen Wirkung zeigte? Malenkow bezweifelte es sehr, und er bedauerte am dritten Tag, als die Berreskowa keinerlei Wirkung zeigte, sehr, der Karasowschen Theorie gefolgt zu sein. Er hatte sich schon entschlossen, sein dummes Benehmen aufzugeben, als Ljuba Alexandrowna ihm im Magazin begegnete, wo ihre in Kisten verpackten Forschungsinstrumente lagerten.
    »Eine Frage, Jurij Adamowitsch«, sagte sie und setzte sich auf eine der Kisten, »haben Sie ein Magenleiden?«
    »Ich habe keinerlei Anzeichen dafür bemerkt, Genossin.«
    »Ist's die Galle vielleicht?«
    »Keinerlei Beschwerden.« Malenkow wappnete sich zu einem rhetorischen Kampf. »Sieht man mir eine Krankheit an?«
    »Das nicht. Aber Krankheiten beeinflussen oft das Benehmen. Man beginnt sich abzukapseln. Man wird misanthropisch …«
    »Was wird man?«
    »Irgendwie menschenfeindlich. Man beginnt, den anderen ihre Gesundheit zu mißgönnen.«
    »Davon bin ich weit entfernt, Genossin Berreskowa. Ich erfreue mich im Gegenteil an der Gesundheit anderer Menschen. Haben Sie Anlaß, mich menschenfeindlich zu nennen?«
    »Aus dem Weg gehen Sie mir, Jurij Adamowitsch.«
    »Oh, das ist es, Ljuba Alexandrowna?« rief Malenkow scheinheilig. »Nur zu Ihrem Schutz geschieht es, zu Ihrer seelischen Ausgeglichenheit. Ich schwätze Ihnen zu viel. Dummheiten rede ich mit jedem Satz.«
    »Habe ich das zu Ihnen gesagt?«
    »So deutlich wie ein Kanonenschuß bei eisklarem Wetter.«
    »Das ist es«, sagte die Berreskowa tadelnd.
    »Was?«
    »Sie sagen klug klingende Dinge, die in Wahrheit ganz
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