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Fremder an meinem Ufer

Fremder an meinem Ufer

Titel: Fremder an meinem Ufer
Autoren: Lindsay Gordon
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Sonnensucher
    Janine Ashbless
    Er hatte einen ganz wunderbaren Arsch.
    Ich hatte an diesem Vormittag schon eine Menge nackter Hintern gesehen, männlich und weiblich, groß und klein, aber ein Blick den Saal entlang, und mir stockte der Atem. Das war … einfach fantastisch. Kein Po; Pos sind weich und rund und ein bisschen albern. Ein Po hat keine Muskeln. Kinder haben Popos. Frauen auch, besonders die Sorte, die sich Gedanken darüber macht, ob ihre Hosen zu eng sind. Sogar Bauarbeiter haben welche. Aber das war ganz entschieden kein Po. Und auch nicht der kaum existente Hintern eines faulen Studenten und kein leicht behaarter, eckiger Männerhintern.
    Nein, das hier war ein Arsch . Ein wirklich herrlicher Arsch. Er stand leicht in einer Hüfte gebeugt da, als wolle er gerade einen Schritt nach vorn machen, und hatte die rechte Hinterbacke angespannt. Beide Backen waren unterschiedlich und die Spalte dazwischen tief eingeschnitten. Ich spürte den Drang, in diese stolzen Gesäßmuskeln zu packen und mit der Zunge durch diese Ritze zu lecken. Es hatte etwas mit den Grübchen am oberen Ende des Spalts zu tun, mit der entspannten Linie, die sein Rückgrat bildete und der Art, wie die Falten seines langen Umhangs ihm von einer Schulter hingen, so als hätte er gerade seine Kleider fallen lassen und sich mir ganz beiläufig enthüllt. Ich ging den Saal mit den antiken Skulpturen entlang, meine Flipflops klatschten auf den Bodenplatten, und plötzlich war meine Pussy warm und angeschwollen, und ich errötete.
    Es gehörte sich nicht, sich vom Anblick einer Skulptur erregen zu lassen, sagte ich mir. An meinem ersten Urlaubstag hatte ich in Athen das Archäologische Museum erkundet, und in diesem kleinen Museum auf Delos trieb ich mich auch schon fast eine Stunde herum, bewunderte die Marmortorsos von Athleten, Gottheiten und Helden, und keiner hatte bisher eine solche Wirkung auf mich ausgeübt. Natürlich waren sie schön. Aber diese Statue, die weit mehr als lebensgroß war … der Mann war sexy .
    Ich trat näher und betrachtete das maschinengeschriebene Schildchen am Sockel. Kouros, 5. Jahrhundert vor Christus, parianischer Marmor. Hier hielt man nichts von langwierigen Erklärungen. Kouros bedeutete einfach »junger Mann«. Wieder schaute ich nach oben. Jetzt konnte ich die Risse sehen, dort, wo man ihn wieder zusammengesetzt hatte. Alles hatten sie nicht gefunden; ihm fehlten immer noch der Großteil der Arme, beide Füße und vor allem der Kopf. Aber sie hatten seine langen Schenkel, die breiten Schultern und schmalen Hüften und diesen fantastischen Arsch ausgegraben, der einfach zum Anbeißen war.
    Gott, ich ließ mich wirklich zu leicht beeindrucken. Der kahle Raum mit seinen steinernen Ausstellungsstücken kam mir plötzlich warm und stickig vor. Ich sehnte mich danach, meine Hände an dem uralten Marmor hinaufgleiten zu lassen. Am liebsten hätte ich mich selbst angefasst.
    »Gefällt er Ihnen?«, sagte jemand direkt neben mir.
    Ich zuckte zusammen und fuhr herum; ich hatte keine Ahnung gehabt, dass sich noch jemand im Raum befand. Alle anderen Touristen waren zuerst zu den Ruinen gegangen, um sich das Museum später anzusehen.
    »Wie bitte? Ja.« Wieder lief ich rosig an.
    Die Frau war größer als ich und hatte sich die Sonnenbrille auf den Kopf geschoben, wo ihr mahagonibraunes Haar zu einem langen Zopf geflochten war.
    »Er ist wunderschön, nicht wahr? Apollo. Mein Lieblingsstück in diesem Museum – ich schaue immer kurz zu ihm herein.«
    »Aha. Kommen Sie oft her?« Dann wurde mir klar, was ich gesagt hatte, und ich kicherte verlegen und wedelte entschuldigend mit den Händen. »Ich meine … arbeiten Sie hier?«
    Lächelnd zog sie die Augenbrauen hoch. Sie hatte den kompletten Lara-Croft-Look: khakifarbene Shorts über langen Beinen, ein Stoffgürtel und ein enges, ärmelloses Top, das gebräunte, straffe Oberarme freigab. Allerdings nicht die wie aufgepumpt wirkenden Brüste – und natürlich keine Waffen.
    »Ich arbeite als eine Art Beraterin«, erklärte sie. »Für die Archäologen.« Ihr Akzent war beinahe nicht wahrnehmbar; sie hätte Griechin oder Französin sein können. Mir fiel wieder ein, dass die meisten Archäologen auf Delos Franzosen waren.
    »Wow. Was für ein toller Arbeitsplatz.«
    Sie strich eine Haarsträhne, die sich gelöst hatte, hinters Ohr zurück. »Besser als die meisten. Sonne satt. Kein Schlamm. Sind Sie aus England?«
    »Das stimmt.«
    »Ich habe mal ein paar Jahre in
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