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Duell im Eis

Duell im Eis

Titel: Duell im Eis
Autoren: Heinz G. Konsalik
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schmilzt, eine Stadt wie Los Angeles fast 2.000 Jahre lang mit Trinkwasser versorgen könnte. Die Wassermenge beträgt zwei Billionen Liter. Das ist die Zahl 2 mit 15 Nullen.« Seymore ergriff einen dicken Rotstift und schrieb auf das weiße Brett neben den Fotos diese unvorstellbare Zahl: 2.000.000.000.000.000. Tiefes Schweigen begleitete ihn. »Um diese Wassermassen freizusetzen, wird es Jahre dauern«, fuhr Seymore fort. »Die Meeresforscher sind bereits wie elektrisiert: Sie erwarten sogar eine Veränderung der Meeresströmung am Südpol. Eine Umstellung der Meeresbiologie wird auch erwartet. Das Meeresforschungsinstitut besteht darauf, auf dem Eisberg ebenfalls eine Station zu errichten.«
    »Da haben wir schon ein Loch in der Geheimhaltung.« Der Verteidigungsminister schüttelte den Kopf. »Kann man das nicht abbiegen?«
    »Nein.« General Seymore hob die Schultern. »Man hat uns aber versichert, daß die Wissenschaftler von der absoluten Geheimhaltung unterrichtet werden. Wer auf den Eisberg kommt, durchläuft die strengsten Sicherheitskontrollen. Sir, es ist ausgeschlossen, daß jemand von unseren Plänen erfährt. Der Eisberg wird für die Welt nichts anderes sein als ein Naturphänomen: der größte Klotz, der jemals vom Schelfeis abgebrochen ist.« Seymore sah den Verteidigungsminister fragend an. »Wir haben im Stab die Grundpläne bereits fertiggestellt und mit den Laserspezialisten gesprochen. Wenn wir grünes Licht bekommen, können wir auf dem Eisberg sofort mit den Vorarbeiten beginnen.«
    »Ich möchte mir die Pläne genau ansehen.« Der Verteidigungsminister erhob sich von seinem Stuhl, trat nahe an die vergrößerten Fotos heran und betrachtete sie mit Interesse und Skepsis zugleich. »Die letzte Entscheidung liegt natürlich beim Präsidenten.«
    »Natürlich, Sir.« Seymore lächelte vor sich hin. »Wie ich den Präsidenten kenne, wird er sofort sein Jawort geben. Alles, was unserer militärischen Stärkung nutzt, ist bei ihm in guten Händen. Daran ändert auch das neue gute Einvernehmen mit den Sowjets nichts. Die USA müssen immer einen Schritt voraus sein. Ein kleiner Witz der Weltgeschichte ist es, daß uns dabei ein Eisberg hilft.«
    Die ersten, die auf dem Eisberg mit einem zweimotorigen Kufenflugzeug landeten, waren Ed Hamilton und Chick Buttler von der US Air Force. Sie waren von einem U-Boot-Versorgungsschiff gestartet, hatten den schwimmenden Koloß umflogen und ahnten, daß sie hier eine Art Weltwunder der Natur unter ihren Flügeln hatten.
    »Unfaßbar!« sagte Ed Hamilton.
    Sie flogen die fast senkrechte Eiswand, die sich aus dem Meer 421 Meter hoch aufrichtete, langsam ab und machten mit der Spezialkamera Reihenaufnahmen der Wand und der Oberfläche des Berges. Auf 40 Kilometer Breite und 156 Kilometer Länge türmte sich ein wildgezacktes Eisgebirge auf, durchrissen von Gletscherspalten und grünblau schimmernden Gletscherseen, tiefen, senkrecht abfallenden Abgründen und über 200 Meter hohen Eisspitzen, eine bizarre, faszinierende, unbeschreibliche Landschaft aus gefrorenem Wasser, ein Zauberreich von 6.280 Quadratkilometer Größe, eine schwimmende Eisinsel, die alles, was sich an Treibeis in ihren Weg stellte, zermalmte, wegschob, ins Meer drückte, an sich anklebte wie einen aufgerissenen Strand.
    »Daß es so was gibt!« sagte Ed Hamilton wieder. »Stell dir vor, das Ding stößt mal an Land.«
    »Ich stell' mir im Augenblick nur vor, wo wir landen!« Chick Buttler flog einen weiten Bogen ins Meer hinaus und kehrte an der westlichen Schmalseite zum Eisberg zurück. Hier war, wie man schon durch die Satellitenaufnahmen festgestellt hatte, ein zwei mal vier Kilometer großer Streifen von fast flachem Eis, ein natürlicher Flugplatz, der umkränzt war von fast 100 Meter hohen Eiszacken, ein Windschutz, wie er besser nicht hätte gebaut werden können.
    »Geradezu ideal!« hatte Buttler ausgerufen, als sie zum erstenmal dieses flache Feld überflogen. »Die brauchen hier noch nicht mal Planierwalzen. Selbst wenn sie beim Landen wegrutschen, ist Platz genug, um die Maschine ausgleiten zu lassen. Da gibt's nichts, wo man anstoßen könnte.«
    Nun, beim zweiten Anflug, versuchte es Buttler selbst. Er schwebte knapp über der Kante ein, setzte mit den Kufen auf und rutschte noch 300 Meter, bis das Flugzeug nach einer harmlosen Linksdrehung mit abgestellten Propellern zum Stehen kam. Buttler pfiff erlöst durch die Zähne. »Was lernen wir daraus, Ed?« fragte er.
    »Am besten
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