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Duell im Eis

Duell im Eis

Titel: Duell im Eis
Autoren: Heinz G. Konsalik
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landet man hier mit Hubschraubern«, antwortete Hamilton.
    »Richtig. Für Düsenjets müßte man noch spezielle Bremshilfen erfinden. Die rutschen trotz Gegenstoß durch. Und wenn man sie mit Eiskrallen ausrüstet, haben wir in kürzester Zeit ein gefrorenes Waschbrett. Dann läuft nichts mehr. Von Starten kann dann keine Rede mehr sein, oder sie legen den ganzen Platz mit einem Kunststoffteppich aus.«
    »Die in Washington haben ja die Dollars!« Hamilton drückte die Tür der Pilotenkanzel auf und kletterte die kleine Leiter hinunter zu den Kufen. Von dort sprang er auf das Eis. Lachend drehte er sich zu Buttler um, der gerade aus der Tür kam. »Ich komme mir vor wie Armstrong auf dem Mond!« rief Hamilton. »Der erste Mensch, der ein Monstrum aus Eis betritt.« Wie ein kleiner Junge nahm er vorsichtig einen Anlauf und ließ sich dann über das spiegelnde Eis rutschen. Es war so glatt und eben, daß er weiter glitt, als er angenommen hatte. »Das wäre der beste Platz für die Weltmeisterschaft in Curling, Chick!« rief er. »Mein Gott, wenn man bedenkt: Das ist alles gefrorenes Wasser! Ein über 6.000 Quadratkilometer großer Eisblock! Sollen wir die amerikanische Fahne reinstecken?«
    »Laß den Quatsch, Ed!« Buttler stand nun auch auf dem Eis. Er sah keinen Anlaß zum Enthusiasmus. Ihn beschäftigte vielmehr die Frage: Wie komme ich hier wieder in die Luft? Trotz Kufen war's ein echtes Abenteuer. Eine dünne Schneedecke wäre herrlich gewesen, aber nacktes, spiegelblankes Eis! War mit den Kufen eine gerade Startrichtung zu halten? Kam man überhaupt auf die nötige Startgeschwindigkeit?
    »Armstrong hat auf dem Mond auch das Sternenbanner in den Boden gerammt.« Hamilton schlidderte zu Buttler zurück. »Juchhu, ich werde wieder zehn …«
    »Und wenn du wieder 24 bist, nimmst du das Meßgerät und machst die erste grobe Vermessung.« Buttler reichte Ed einen schweren Metallkoffer zu und holte dann aus der Maschine eine Plattenkamera. Mit ihr fotografierte er das ›Flugfeld‹ von allen Seiten.
    Hamilton baute das Meßgerät auf und begann, die neue US Air Base auszumessen. Der in das Gerät eingebaute kleine Computer speicherte die Werte auf den Zentimeter genau. »Hier möchte ich später mal Dienst tun!« sagte er zu Buttler, der neben ihn trat. »Das ist noch ein echtes Abenteuer.«
    »Und du wirst einsamer sein als auf dem Mond, Ed. Die Landung auf dem Mond haben Hunderte von Millionen gesehen, von hier wird nicht ein Bildchen an die Öffentlichkeit dringen. Wer hier mal arbeiten wird, den gibt es offiziell gar nicht. Es wird immer ein unbewohnter Eisberg bleiben. Man wird nicht ein Wort darüber sprechen.« Buttler rieb sich die Hände. Obwohl sie in dicken Fellhandschuhen steckten, fror er. »Fertig, Ed?«
    »Ja.« Hamilton stellte den batteriebetriebenen Computer ab. »Als erste Menschen auf dieser Eisinsel sollten wir ihr einen Namen geben. Wir sollten sie taufen. Hast du was bei dir?«
    »Was denn?«
    »Whiskey, Junge.«
    »Du weißt doch, daß das verboten ist.«
    »Auch keine heimliche Pulle?«
    »Gar nichts, Ed.« Buttler rieb wieder seine Hände. Er wollte weg, zurück zum Versorgungsschiff, sicher landen und dort einen heißen Grog trinken. »Wie soll das Weltwunder denn heißen?«
    »Lissy!« Hamilton verstaute das Meßgerät wieder in dem Metallkoffer. »Lissy wie mein Girl. Eine scharfe Nummer, Chick, wirklich.«
    »Eisberg ist männlich. Der Eisberg.«
    »Ach ja.« Hamilton starrte in den wolkenlosen, strahlend blauen, aber eisigen Himmel. »Wie wär's mit Ronald?«
    »Nach dem Präsidenten?«
    »Genau.«
    »Das wird man sogar akzeptieren. Lissy hätten sie nie angenommen.«
    »Dann taufen wir also!« rief Hamilton fröhlich.
    »Womit?«
    »Mit der einzigen Flüssigkeit, die wir hier zur Verfügung haben! Auch so 'ne Taufe ist einmalig wie der ganze Berg.« Hamilton knöpfte seine Hose auf und begann, mit kräftigem Strahl zu pinkeln. Er drehte sich dabei im Kreis und rief laut: »Und so taufe ich dich auf den Namen Ronald und wünsche dir, daß noch viele Jahre viele fröhliche Menschen auf dir pinkeln werden.«
    »Du bist eine Sau, Ed!« sagte Buttler und faßte den zweiten Griff des schweren Meßkoffers. »Ich glaube kaum, daß der Präsident bei all seinem Humor hier Beifall klatschen würde.«
    »Und so beginnt mit der Taufe das erste menschliche Geheimnis des Eisberges.« Hamilton zog gemeinsam mit Buttler den Metallkoffer vom Eis. »Ich möchte trotzdem mal erleben, wie's hier in
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