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Mit dir an meiner Seite

Mit dir an meiner Seite

Titel: Mit dir an meiner Seite
Autoren: Nicholas Sparks
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Prolog
    Ronnie
     
    Durchs Schlafzimmerfenster schaute sie hinaus auf die Wellen, die sich am Strand brachen. Ob Pastor Harris schon in der Kirche war?, fragte sie sich. Wahrscheinlich ja. Und ob er wohl bemerkte, was für wunderschöne Lichteffekte die durchs Buntglasfenster fallenden Sonnenstrahlen hervorriefen? Es war über einen Monat her, dass das Fenster eingesetzt worden war. Bestimmt war der Pastor viel zu beschäftigt, um darauf zu achten. Aber Ronnie hoffte, dass vielleicht irgendein Fremder heute Morgen die Kirche betrat und ergriffen innehielt, so wie sie selbst an jenem kalten Novembertag, als sie zum ersten Mal das herrliche Licht in den Kirchenraum fluten sah. Vielleicht nahm sich dieser Besucher auch ein wenig Zeit, um darüber nachzudenken, woher das Fenster stammte. Und um seine überwältigende Schönheit zu bewundern.
    Ronnie war schon seit einer Stunde wach, konnte sich aber nicht aufraffen, den Tag zu beginnen. Die Feiertage fühlten sich dieses Jahr anders an als sonst. Gestern hatte sie mit Jonah, ihrem kleinen Bruder, einen Strandspaziergang gemacht. Auf den Veranden der Häuser, an denen sie unterwegs vorbeikamen, standen vereinzelt festlich geschmückte Weihnachtsbäume. Jetzt im Winter hatten sie und ihr Bruder den Strand mehr oder weniger für sich, aber Jonah interessierte sich weder für die Wellen noch für die Möwen, die er vor wenigen Monaten noch absolut faszinierend gefunden hatte. Stattdessen wollte er lieber in die Werkstatt. Ronnie hatte ihn natürlich hingebracht, aber auch da blieb er nur ein paar Minuten, dann ging er schon wieder, ohne ein Wort zu sagen.
    Auf Ronnies Nachttisch lag ein Stapel mit gerahmten Fotos aus dem Wohnzimmer des kleinen Strandhauses. Außerdem noch ein paar andere Sachen, die sie heute in aller Frühe geholt hatte. Gedankenverloren starrte sie darauf, wurde dann aber von einem Klopfen unterbrochen. Ihre Mom steckte den Kopf zur Tür herein.
    »Möchtest du frühstücken? Ich habe im Küchenschrank eine Packung Cornflakes gefunden.«
    »Ich habe keinen Hunger, Mom.«
    »Aber du musst etwas essen, Schätzchen.«
    Ronnie konnte den Blick nicht von dem Stapel mit den Fotos abwenden, nahm sie aber gleichzeitig gar nicht richtig wahr. »Ich habe so vieles falsch gemacht, Mom. Und jetzt weiß ich nicht, was ich tun soll.«
    »Du meinst, wegen Dad?«
    »Ja, und überhaupt.«
    »Möchtest du darüber reden?«
    Als Ronnie nicht antwortete, setzte sich ihre Mutter zu ihr auf die Bettkante.
    »Manchmal hilft es, wenn man es ausspricht. Du warst die letzten Tage immer so still.«
    Einen Moment lang fühlte sich Ronnie von der Last der vielen Erinnerungen fast erdrückt: das Feuer und der Wiederaufbau der Kirche, das Buntglasfenster, die Komposition, die sie doch noch abgeschlossen hatte. Sie dachte an Blaze, an Scott, an Marcus. Sie dachte an Will. Sie war jetzt achtzehn, und ihre Gedanken wanderten zurück zum letzten Sommer, dem Sommer, in dem sie betrogen und verhaftet worden war. Dem Sommer, in dem sie sich verliebt hatte. Es war alles noch gar nicht lange her, aber manchmal hatte sie das Gefühl, als wäre sie inzwischen ein ganz anderer Mensch.
    Ronnie seufzte. »Was macht Jonah?«
    »Er ist nicht hier. Brian ist mit ihm Schuhe kaufen gegangen. Jonah ist wie ein kleiner Hund. Seine Füße wachsen schneller als der Rest.«
    Ronnie lächelte, aber ihr Lächeln verschwand genauso schnell wieder, wie es gekommen war. Sie schwieg und ließ es willig über sich ergehen, dass Mom ihre langen Haare zu einem lockeren Pferdeschwanz zusammennahm. Das tat sie oft - seit Ronnie ein kleines Mädchen war, und komischerweise fand sie es sehr tröstlich. Was sie natürlich nie zugegeben hätte.
    »Ich mache dir einen Vorschlag«, fuhr ihre Mutter fort, ging zum Schrank und stellte den Koffer aufs Bett. »Erzähl mir was vom Sommer, während du deine Sachen packst.«
    »Ich weiß doch gar nicht, womit ich anfangen soll.«
    »Wie wär's, wenn du einfach vorne beginnst? Jonah hat etwas von Schildkröten gesagt.«
    Ronnie verschränkte die Arme vor der Brust. Nein, ihre Geschichte begann nicht mit den Schildkröten. »So ganz stimmt das nicht«, murmelte sie. »Ich war zwar nicht dabei, als es passiert ist, aber ich glaube, eigentlich hat das Ganze mit dem Brand angefangen.« »Mit welchem Brand?«
    Zwischen den gerahmten Fotos steckte auch ein alter Zeitungsartikel, den Ronnie herauszog und ihrer Mutter reichte.
    »Den Brand hier meine ich«, sagte sie. »Das Feuer in der
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