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Du oder die grosse Liebe

Du oder die grosse Liebe

Titel: Du oder die grosse Liebe
Autoren: Simone Elkeles
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dass alles gut wird, obwohl ich selbst am ganzen Leib zittere.
    Reyes stürmt herein, die Waffe im Anschlag. Der Kerl schwitzt und atmet erleichtert auf, als er die Lage erfasst hat. Ein paar weitere Polizisten umringen Chuy und rufen einen Krankenwagen.
    »Verdammt, Luis. Was zum Teufel hast du dir dabei gedacht?«, brüllt Reyes, nachdem sie Chuy stabilisiert und auf einer Trage weggeschafft haben. »Ihr hättet alle tot sein können.« Er zeigt anklagend auf Alex. »Ich habe dir befohlen, mir die Adresse zu geben und zu bleiben, wo du warst. Was zum Henker machst du hier?«
    Alex zuckt mit den Schultern. »Hören Sie, Reyes. Sobald uns klar war, was sich abspielen würde, waren wir nicht bereit, unseren Bruder allein Chuy gegenübertreten zu lassen.«
    »Er ist von unserem Blut«, erklärt Carlos, dann klopft er mir auf den Rücken. »Von der Sorte, die zählt.«
    »Wir müssen herausfinden, ob Enrique okay ist«, sage ich. »Was, wenn er …«
    »Ich habe schon einen Streifenwagen losgeschickt, Enriques Autowerkstatt zu überprüfen«, sagt Reyes. Er zögert. »Ich befürchte, ich habe keine guten Neuigkeiten.«
    Ich presse die Augenlider zusammen und frage mich, ob die Gewalt je ein Ende nehmen wird. Manchmal denke ich, Ben hat recht und die Fantasywelt ist besser, weil die Realität so beschissen ist … aber dann sehe ich Nikki an und glaube, wir können es schaffen, egal wie schlecht unsere Chancen stehen.
    Reyes nötigt uns alle, mit zur Polizeiwache zu kommen, um unsere Aussagen zu machen. Ein Staatsanwalt kommt dazu und hört sich das mitgeschnittene Gespräch an, dann dürfen unsere Eltern uns mit nach Hause nehmen. Gegen uns wird keine Anzeige erstattet und das Geld in dem Matchbeutel und auf dem Cayman-Konto wird der Polizei übergeben. Nikki hat erklärt, dass die Pistole Marco gehört. Als sie noch zusammen waren, hatte er ihr den Ort bei den Gleisen gezeigt, wo die LB ihre Waffen versteckt. Marco hat Nikki erzählt, dass er dabei war, als Enrique erschossen wurde, und er wusste auch, was Chuy im Lagerhaus geplant hatte. Inzwischen wurde er auf die Wache gebracht und ist wegen Beihilfe zum Mord dran.
    »Du zitterst«, sage ich zu Nikki, als ich sie zwei Wochen später im Arm halte. Wir sitzen bei ihr zu Hause auf der Wohnzimmercouch und ihre Mutter guckt ab und zu rein. Sie ist nicht begeistert, dass wir noch zusammen sind, aber sie freundet sich langsam mit der Vorstellung an. Ben hat uns erzählt, dass wir ihn zu einem neuen Game inspiriert haben … mit uns als den Hauptcharakteren.
    »Ich bin so froh, dass du hier bist«, sagt Nikki, schlingt ihre Arme um mich und drückt mich fest. »Ich habe ein Geheimnis, das ich dir noch nicht erzählt habe.« Sie sieht mich mit ihren ausdrucksvollen schokoladenbraunen Augen an, die ein Fenster zu ihrer Latina-Seele sind. Selbst wenn ich wollte, könnte ich den Blick nicht von ihr wenden.
    »Ich habe mich vor einer Woche an der Purdue beworben.«
    »Echt?«, sage ich und lächle zum ersten Mal, seit ich sie vor zwei Wochen am Strand zurückgelassen habe.
    »Ja. Wer außer mir soll sonst dafür sorgen, dass du nicht in Schwierigkeiten gerätst?«
    Dieses Mädchen ist mein Engel. Ich erinnere mich, dass ich von dem Moment an, als mein Blick auf sie fiel, dachte, Gott habe sie nur für mich auf die Erde gesandt. Sie hat an mich geglaubt, als nicht einmal ich selbst an mich glaubte. »Nik, ich liebe dich.«
    »Ich weiß«, sagt sie und tippt mit ihren Fingern die Stelle über ihrem Herzen an. »Ich fühle es hier drin. Ich brauche keine Worte, die mich von dem überzeugen, was du mir längst bewiesen hast. Ich würde alles noch mal machen, weißt du. Das Gute und das Schlechte … es war es alles wert.«
    »Ich würde auch alles noch mal machen … aber falls es wirklich so kommt, verkneif dir bitte, mir das Knie in die Nüsse zu rammen. Ich bin sicher, unsere zukünftigen Kinder werden es zu schätzen wissen.«
    Sie rückt ein Stück von mir ab und ihre Augenbrauen schießen nach oben. »Unsere zukünftigen Kinder? Luis, mach mal halblang.«
    »Wieso?«, frage ich sie. »Verspürst du bei dem Gedanken, mich zu heiraten, keinen Adrenalinkick?«
    »Doch«, sagt sie und küsst mich. »Doch, tue ich. Du hast mal zu mir gesagt, ich ließe dich an das Unmögliche glauben. Du hast mir den Glauben an die Liebe zurückgegeben, den ich bereits verloren hatte. Danke, dass du mir bewiesen hast, dass sie nicht nur ein Märchen ist.«

50
    Nikki
    Sieben Monate nach der
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