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Du oder die grosse Liebe

Du oder die grosse Liebe

Titel: Du oder die grosse Liebe
Autoren: Simone Elkeles
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Schießerei und drei Wochen vor unserem Abschluss sehe ich Luis über unseren Labortisch hinweg an. Derek sagt etwas zu ihm, aber er hört nicht zu. Das weiß ich, weil er mir gerade eine Zwinker-Lächel-Combo zugeworfen hat, die mich an das erste Mal erinnert, als wir einander begegnet sind. Ich wusste gleich, dieser Junge ist ohne Ende von sich eingebildet.
    Was ich nicht wusste, war, dass ich mich in ihn verlieben würde.
    »Nikki, konzentrierst du dich auch?«, fragt Mrs Peterson, die inzwischen Mutter eines kleinen Mädchens ist, und wedelt mit der Hand vor meinem Gesicht herum.
    »Worauf?«
    Luis lacht.
    »Was ist so witzig, Mr Fuentes? Wir arbeiten mit Säure. Konzentration ist dabei entscheidend. Bitte führt eure Beziehung außerhalb meines Klassenzimmers.«
    »Entschuldigung, Mrs P.«, murmelt Luis, während er seine Aufmerksamkeit wieder der vor ihm liegenden Aufgabe zuwendet.
    Mariana und ich nehmen uns einen Messbecher und folgen den Anweisungen. »Ich kann nicht fassen, dass ihr zwei immer noch zusammen seid«, grummelt sie. »Es wird nicht halten, nur damit du’s weißt.«
    »Wenn ich du wäre, würde ich nicht darauf wetten«, erwidere ich, während ich mir eine Pipette nehme und einen kleinen Tropfen Säure auf ein Blatt Papier fallen lasse, um zu beobachten, was passiert.
    Ich spüre Luis’ Blick auf mir ruhen, daher gucke ich hoch. Er leckt sich anzüglich die Lippen. Normalerweise würde ich mit den Augen rollen, aber ich entscheide mich stattdessen, ihm ebenfalls eine Zwinker-Lächel-Combo zuzuwerfen und mir mit der Zungenspitze über die Lippen zu fahren, um ihn aus dem Konzept zu bringen.
    »Luis, du Idiot!«, ruft Derek. »Du hast gerade Säure auf deinen Arm geschüttet!«
    Meine Augen werden groß, als Luis nach Luft schnappt, dann auf Spanisch flucht und zur Notfalldusche im hinteren Teil des Klassenzimmers flitzt. Ich renne in Panik hinter ihm her.
    »Bist du okay?«, frage ich.
    Er steht unter der Dusche und wäscht die Säure von seinem Arm ab. » Chica , du hast mich abgelenkt.«
    »Tut mir leid, das wollte ich nicht.«
    Er lächelt schwach. »Doch, wolltest du. Keine Sorge, alles in Ordnung.«
    Ich atme erleichtert auf. »Ich hätte mir nie vergeben können, wenn du eine Narbe davongetragen hättest.«
    Mrs Peterson ist im nächsten Moment an meiner Seite. »Muss ich einen Krankenwagen rufen?«, fragt sie. Sie untersucht seinen Arm und die rot umrandeten Blasen, die sich dort bilden, wo die Säure seine Haut berührt hat.
    »Nein«, sagt Luis. »Mir geht es gut. Es war nur ein Tropfen.«
    »Ich schließe dich von diesem Experiment aus und verdonnere dich stattdessen zu einem fünfundzwanzigseitigen Essay über Säuren.« Sie deutet auf mich. »Dich auch, junge Dame. Und ich ändere die Sitzordnung, damit ihr zwei euch nicht mehr gegenübersitzt. Wann werdet ihr endlich aufhören, Ärger zu machen? Bald, hoffe ich. Es ist gut, dass ich mein Baby schon bekommen habe, sonst hättet ihr jetzt die Hebamme rufen können.«
    Sie stürmt aus dem Raum.
    »Komm her«, sagt Luis und bedeutet mir, ihm unter der Dusche Gesellschaft zu leisten.
    Ich stelle mich unter den Duschkopf und bin in Sekunden so durchnässt, wie er es ist. »Was ist, wenn Mrs P. zurückkommt und uns erwischt?«, frage ich, als er seinen Kopf neigt, um mich zu küssen. »Du kennst ihre Null-Toleranz-Politik. Und vergiss nicht das Handbuch mit den Schulregeln.«
    Er küsst mich, während das Wasser auf uns herabregnet. »Ich verfüge über Insiderwissen, was die Null-Toleranz-Politik von Mrs P. angeht«, sagt er an meinen Lippen.
    »Und das wäre?«, flüstere ich, während es zum Schulschluss läutet.
    »Sie blufft nur«, sagt er. »Sie möchte, dass wir alle unseren Abschluss machen.«
    Ich will ihn gerade fragen, wo er dieses Insiderwissen herhat, als Mrs Peterson in der Tür erscheint. »Ihr zwei seid immer noch hier drin?«, fragt sie und verdreht bei unserem Anblick die Augen. Sie hebt eine Augenbraue. »Ihr stellt meine Geduld auf eine harte Probe. Luis, trockne dich mit dem Handtuch aus dem Regal da ab und geh ins Krankenzimmer, um deinen Arm untersuchen zu lassen. Nikki …« Sie seufzt. »Was machst du hier drin bei ihm?«
    »Das ist eine wirklich gute Frage«, sage ich.
    »Sie hat mir geholfen«, sagt Luis.
    »Wobei?«, fragt Mrs Peterson genervt, hebt dann aber abwehrend die Hand. »Vergesst es, ich will es gar nicht wissen.« Sie droht Luis mit dem Finger.
    »Ihr Fuentes-Jungs seid der Nagel zu meinem Sarg.
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