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Du oder die grosse Liebe

Du oder die grosse Liebe

Titel: Du oder die grosse Liebe
Autoren: Simone Elkeles
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Stelle absuche, wohin ich meinen Fuß setzen kann, fühle ich, wie sich etwas Scharfes in meine Hand bohrt.
    Oh, verdammt. Gar nicht gut.
    Ich bin gerade von etwas gebissen worden.
    Instinktiv platziere ich meinen Fuß, während ich blitzschnell die Hand zurückziehe und einen Blick darauf werfe. Auf dem Handrücken sind zwei kleine runde Bissmale zu sehen, aus denen Blut strömt.
    »Hör auf, dir die Eier zu kraulen, damit wir es noch vor Sonnenuntergang bis nach oben schaffen, Luis!«, brüllt Eli Movitz von unten.
    »Ich habe keine guten Nachrichten, Leute«, rufe ich zu ihnen runter, als über mir eine Schlange ganz kurz ihren Kopf vorstreckt und schnell wieder zurückzieht, »aber ich bin gerade von einer Schlange gebissen worden.«
    Ich habe keinen genauen Blick auf das Miststück werfen können, das offensichtlich wieder Schutz in einer Felsspalte gesucht hat, daher habe ich keine Ahnung, ob sie giftig ist oder nicht. Scheiße. Ich gucke nach unten zu meinen Freunden und die Höhe lässt mich fast augenblicklich schwindeln. So war das nicht geplant. Mein Herz rast wie verrückt, und ich kneife die Augen zu, weil ich hoffe, dass ich die Erde so dazu bringen kann, sich nicht länger zu drehen.
    »Verfluchte Scheiße, Mann!«, schreit Eli zu mir rauf. »War es eine Klapperschlange?«
    »Ich hab keine Ahnung.«
    »Wie hat sie ausgesehen?«, ruft Jamie mir zu. »War sie gestreift?«
    »Ich habe nur kurz ihren Kopf gesehen und werde ganz bestimmt nicht weiter raufklettern, um sie mir genauer anzugucken«, entgegne ich und überlege, ob ich mich besser seitlich bewege und die letzten drei Meter des Anstiegs hinter mich bringe oder den Abstieg wagen soll.
    Ich bin ein Zahlentyp, also grüble ich sofort darüber nach, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, diese Aktion zu überleben. Meine Hand pocht wie die Hölle, aber sie ist nicht taub. Wenn ich gerade eine Riesenladung Gift abbekommen hätte, wäre mein Körper inzwischen bestimmt komplett taub und steif.
    »Ich hab genau gewusst, dass Luis kein Free Solo hätte hinlegen dürfen«, tönt Jacks Stimme von unten. »Ich hab’s gewusst! Keiner hat auf mich gehört, und jetzt hängt er da oben fest, während sich das Gift wahrscheinlich gerade in seinem ganzen Körper ausbreitet.«
    »Halt das Maul, Jack!«, brülle ich. »Schlangen haben keine beschissenen Beine, also woher hätte ich wissen sollen, dass sich eine drei Meter unterhalb des Gipfels in dem verdammten Fels versteckt?«
    »Fühlst du dich, äh, normal ?«, fragt Brooke.
    »Eine Schlange hat gerade mit ihren Fängen meine Haut durchbohrt, Brooke«, sage ich, während ich mir langsam einen Weg nach unten suche. Kann sein, dass ich mir das einbilde, aber ich glaube, ich verliere allmählich das Gefühl in meiner Hand. »Natürlich fühle ich mich nicht normal.«
    »Holt einen Ranger mit dem Antiserum!«, ruft Jack dem Rest zu. Wir bräuchten ein Auto, um einen aufzutreiben. Da von uns noch keiner den Führerschein hat, sind wir im Arsch. Oder doch nicht, in Wahrheit bin ich der Einzige hier, der im Arsch ist.
    Das ganze Geblubber von Antiserum und Klapperschlangen vernebelt mir das Hirn und ich verliere den Halt.
    Mein Fuß rutscht ab. Dann beginnt meine Hand, diejenige ohne die Bissmale, plötzlich zu schwitzen, und ich kann mich nicht länger halten. Ich rutsche an der Oberfläche des Felsens entlang und höre das entsetzte Keuchen und die Schreie meiner Freunde unter mir, während ich verzweifelt versuche, einen festen Halt für Füße oder Hände zu finden. Doch es gelingt mir nicht.
    Als ich zu Boden krache, ist mein einziger Gedanke: Ich bin noch nicht bereit zu sterben.

2
    Nikki
    »Ich liebe dich, Marco.«
    Da! Ich hab es gesagt. Aber ich habe meinem Freund dabei nicht in die tiefbraunen Augen sehen können, weil es nicht die komplette Wahrheit ist. Ich hatte gehofft, es wäre einfacher, ein Gespräch mit den Worten Ich liebe dich zu beginnen als mit dem Satz Ich bin vielleicht schwanger . Es war feige, ihm nicht in die Augen zu sehen und gleich alles zu erzählen, aber diese drei Worte sind ein Anfang. Ich fühle mich verwundbarer, als ich mich je im Leben gefühlt habe.
    Verwundbar liegt mir nicht besonders.
    Ich atme langsam aus und fasse den Mut, dem Jungen in die Augen zu schauen, mit dem ich seit einem Jahr zusammen bin. Wir haben vor einem Monat unsere Jungfräulichkeit an einander verloren, als seine Eltern seine Großmutter in Mexiko besucht haben.
    Ich schiebe den Gedanken beiseite und
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