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Du oder die grosse Liebe

Du oder die grosse Liebe

Titel: Du oder die grosse Liebe
Autoren: Simone Elkeles
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öffnet den Mund, um etwas zu erwidern, besinnt sich aber anscheinend eines Besseren, weil er ihn wieder schließt.
    Ich halte den Blick forschend auf sein Gesicht gerichtet, hoffe, dass er sagen wird: Ich habe nur Spaß gemacht! Natürlich würde ich mich immer für dich entscheiden und nicht für die Latino Blood. Aber das tut er nicht. Mein Herz fühlt sich an, als würde es jemand mit einem Meißel bearbeiten und Stück für Stück zertrümmern.
    »Wir sind einfach … so verschieden.«
    »Nein, sind wir nicht. Wir passen perfekt zusammen. Wir gehen auf dieselbe Schule, haben jede Menge Spaß zusammen … wir sind beide Mexikaner.«
    Er lacht. »Du sprichst nicht ein Wort Spanisch, Nikki. Meine Eltern und Freunde reden über dich, während du im selben Raum bist, und du hast keinen Schimmer. Du bist alles, aber keine echte Mexikanerin.«
    Will er mich verarschen?
    Meine Eltern sind in Mexiko geboren, genau wie der Rest meiner Vorfahren. Niemand würde sie für etwas anderes als Latinos halten. Spanisch ist ihre Muttersprache. Meine Eltern sind nach ihrer Heirat in die USA gekommen. Danach hat mein Dad Medizin studiert und seinen Facharzt am Chicago Memorial gemacht.
    »Die Gang macht aus dir keinen besseren Mexikaner, Marco. Lass nicht zu, dass dir die Gang wichtiger ist als deine Beziehung.«
    Er peitscht mit dem Fuß Sand in die Luft. »No hablas pinche espanol.«
    »Ich hab nicht verstanden, was du gesagt hast. Könntest du es bitte übersetzen?«
    Er wirft genervt die Hände in die Luft. »Das ist genau, was ich meine. Um ehrlich zu sein, ich hänge jetzt schon seit einer Weile mit der Latino Blood ab.«
    Wie kann er so etwas sagen? In dem schwachen Versuch, das Baby, das vielleicht in mir wächst, zu schützen, lege ich eine Hand auf meinen Bauch. Ich kann nicht verhindern, dass meine Augen sich mit Tränen füllen. Ich weiß, ich sehe verzweifelt und mitleiderregend aus, während sie meine Wangen hinunterströmen. Alles, was ich – wie ich dachte – mit Marco hatte, löst sich in diesem Moment vor meinen Augen in Nichts auf. Ich fühle mich einsamer als je zuvor.
    »Ich kann das einfach nicht glauben«, flüstere ich.
    Ich sollte ihm mein Geheimnis erzählen. Vielleicht würde er seine Meinung ändern, wenn er wüsste, dass wir womöglich ein Baby bekommen. Aber was ist, wenn ich nicht schwanger bin und das Unvermeidliche damit nur hinauszögere?
    »Ich will nur nicht, dass du mich blöd anmachst, weil ich ein Blood bin«, stößt er hervor. »Alle meine Freunde sind dabei.«
    Mein Blick fällt auf meine Fingernägel. Ich habe sie gestern Abend lackiert und mitten auf jeden Nagel ein rotes Herz gemalt. Auf die Daumennägel habe ich die Initialen MD in die kleinen Herzen geschrieben – Marco Delgado. Ich dachte, er würde sich darüber freuen. Offenbar hatte ich Wahnvorstellungen. Ich verberge meine Daumen schnell in meinen Fäusten.
    »Es tut mir leid«, sagt er und reibt meine Schulter wie Eltern, die ihr Kind trösten. »Weine nicht. Wir können doch Freunde bleiben … sogar Freunde mit gewissen Vorzügen.«
    »Ich will nicht mit dir befreundet sein und ab und zu mit dir in die Kiste hüpfen, Marco. Ich will deine feste Freundin sein.« Mein gesamtes Mittagessen droht mir hochzukommen.
    Was gibt die Gang ihm, das ich ihm nicht geben kann?
    Er schweigt und verpasst dem Sand einen weiteren Tritt.
    Meine Hände fallen kraftlos herunter, als mir klar wird, dass ich das hier nicht in Ordnung bringen kann. Er sieht mich anders an, so als wäre ich irgendeins der vielen Mädchen auf unserer Schule und nicht das Mädchen seiner Träume oder die zukünftige Mutter seiner Kinder.
    Im nächsten Moment zieht er sein Handy aus der Hosentasche und wirft einen Blick auf die Zeit. »Ähm … wegen heute Abend.«
    »Die Party im Malnatti’s?« Es ist die offiziell inoffizielle Pizzaparty für die Schüler der Fairfield High zum Schuljahresabschluss. Sie stellen vor dem Restaurant ein großes Zelt auf und haben einen DJ und eine All-you-can-eat-Pizzaparty von sechs bis elf. Im Anschluss hängen die meisten Schüler auf der Wiese hinter dem Footballfeld der Schule rum, bis die Polizei kommt und die Party auflöst.
    »Genau«, sagt er. »Falls du jemanden kennst, der sich mit Stoff eindecken will, sag mir Bescheid.«
    »Du verkaufst Drogen?«, frage ich ihn.
    Er zuckt mit den Achseln. »Es bringt Geld.«
    »Dreckiges Geld, Marco. Und es ist illegal. Du könntest verhaftet werden und im Gefängnis landen.«
    »Ich
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