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Du oder die grosse Liebe

Du oder die grosse Liebe

Titel: Du oder die grosse Liebe
Autoren: Simone Elkeles
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brauche keine verdammte Moralpredigt von dir.«
    Er guckt wieder auf sein Handy. Wartet er darauf, dass jemand ihn anruft oder ihm simst? Ich habe das Gefühl, als hätte ich bereits alles verloren, was wir je hatten.
    Die lautlosen Tränen, die mein Gesicht hinunterlaufen, sind ein Hinweis darauf, dass mit mir keineswegs alles okay ist, aber das scheint ihn nicht zu kümmern. Ich wische sie ab und verfluche mich dafür, so schwach zu sein.
    Ich kann damit umgehen. Ich bin ein großes Mädchen, das keinen Typen braucht, der ihm sagt, was es zu tun hat. Offensichtlich ist das hier mein Problem, und zwar mein Problem allein. Falls ich schwanger sein sollte, wird er draufkommen, wenn er meinen Bauch zu einem Ballon anschwellen sieht. Er wird wissen, dass es seins ist. Wenn er dann beschließt, zu uns zu stehen und sein Leben in Ordnung zu bringen, können wir reden.
    Ich hebe den Blick und schenke Marco ein kleines Lächeln. »Ich will dich nicht kontrollieren. Ich wollte nie das Mädchen sein, das dich von etwas abhält.«
    »Aber das hast du … das hast du wirklich. Ich kann so nicht weitermachen.«
    Ich schätze, in Wahrheit bin ich gar nicht so stark. Unsere Beziehung hat tatsächlich definiert, wer ich bin, und mir hat das gefallen. Ich kann nicht glauben, dass er mich nicht mehr in seinem Leben haben will. Es ergibt keinen Sinn.
    Er bekommt eine SMS , aber ich kann nicht erkennen, von wem. Er antwortet sofort. »Kommst du allein nach Haus?«, fragt er mich. Seine Finger fliegen ohne innezuhalten über die Tasten.
    »Ich schätze schon.«
    »Cool.« Er beugt sich runter und küsst mich auf die Wange. »Meine Freunde dachten, du würdest komplett loco werden und mich fertigmachen. Sie dachten, du schlägst mich oder so.«
    Gar keine schlechte Idee. Aber nein, ich könnte ihn nicht schlagen.
    Bevor ich meinen Mund öffnen kann, um ihn zu bitten, zu mir zurückzukommen, und damit womöglich auch noch mein letztes bisschen Würde verliere, dreht er sich um und geht. Und dann ist er einfach weg. Aus den Augen, aber ganz sicher nicht aus dem Sinn.
    Er hat die Gang mir vorgezogen.
    Mein Atem kommt stoßweise. Ich gucke auf den See hinaus und möchte hineinspringen – weit weg schwimmen und so tun, als sei das gerade nicht passiert. Verzweiflung bricht über mich herein wie die Wellen, die die Fußabdrücke vom Strand spülen, und ich beginne, unkontrolliert zu zittern. Meine Knie knicken unter mir weg, ich falle in den Sand und spüre, wie meine heißen Tränen aufs Neue zu fließen beginnen. Dieses Mal wische ich sie nicht ab. Ich breche zusammen und weine, während ich mir jeden einzelnen Moment ins Gedächtnis rufe, den Marco und ich zusammen erlebt haben, und ich bete, dass meine Periode einfach nur überfällig ist und ich nicht wirklich schwanger bin.
    Schwanger mit fünfzehn war nie der Plan.

3
    Luis
    Ich schätze, mein Geheimnis ist keins mehr. Wenn die verdammte Schlange nicht gewesen wäre, wäre ich auch nicht von dem Felsen gefallen, und mi’amá säße nicht in diesem Krankenhauszimmer und würde mir nicht immer wieder drohende Blicke zuwerfen, die sich in etwa mit Was hast du größenwahnsinniger Idiot dir nur dabei gedacht? übersetzen lassen.
    Wie sich herausstellte, habe ich doch kein Gift in meinem Körper. Einer der Fangzähne der Schlange hat einen Nerv in meiner Hand getroffen und sie ist deswegen taub geworden. Nachdem ich abgestürzt war, hat Brooke in Panik ihren Vater angerufen. Er hat uns abgeholt und mich ins Krankenhaus gebracht. Den Schlangenbiss zu überleben, war der leichte Teil. Wieder und wieder von mi’amá zusammengestaucht zu werden, ist dagegen die reinste Folter.
    Während meines Absturzes habe ich mir die Beine übel am Felsen zerschrammt. Ich sollte dankbar sein, dass ich es irgendwann geschafft habe, mich mit meiner guten Hand an einem hervorstehenden Felsstück festzuklammern, auch wenn ich mir dabei die Haut vom Handgelenk bis zur Handfläche aufgerissen habe und beinah hätte genäht werden müssen. Am Ende hat der Arzt entschieden, dass die Schnitte nicht tief genug seien, und stattdessen eine Krankenschwester angewiesen, mich zu bandagieren.
    Mi’amá verschränkt die Arme vor der Brust und beobachtet, wie ich mein Krankenhausbett so einstelle, dass ich nicht mehr flach auf dem Rücken liegen muss. »Du hast mich halb zu Tode erschreckt, Luis. Wer hat dich auf die Idee gebracht, einen Berg ohne Sicherheitsausrüstung zu besteigen?«
    »Niemand.«
    »Das war
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