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Du oder die grosse Liebe

Du oder die grosse Liebe

Titel: Du oder die grosse Liebe
Autoren: Simone Elkeles
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ausgesprochen dumm«, sagt sie und stellt damit das Offensichtliche fest, während sie zusieht, wie die Schwester meine Hand bandagiert.
    »Ich weiß.«
    Ich werfe einen Blick zu meinem Bruder Alex, der am Fenster lehnt und mich mustert. Er schüttelt den Kopf. Wahrscheinlich fragt er sich, womit er zwei jüngere Brüder verdient hat, denen es in die Wiege gelegt wurde, waghalsige, bescheuerte Dinge zu tun. Papá starb, bevor ich geboren wurde, deswegen ist Alex seit seinem sechsten Lebensjahr der älteste Mann in unserer kleinen Familie. Inzwischen ist er zweiundzwanzig.
    Alex hat meinen Respekt. Immer hat er versucht, uns aus allem Ärger rauszuhalten. Carlos war von Anfang an ein hoffnungsloser Fall. Mi’amá meint, er sei schon schreiend und um sich tretend auf die Welt gekommen und habe nicht damit aufgehört, bis er ein Teenager war. Dann hat er die ganze aufgestaute Energie benutzt, um sich mit jedem zu prügeln, der dumm genug war, sich mit ihm anzulegen.
    Alex war zwanzig, als mi’amá Carlos zu ihm geschickt hat, damit sein großer Bruder ihm die Flausen austreiben konnte.
    Jetzt ist Carlos beim Militär, und Alex steht kurz davor, Brittany Ellis zu heiraten, das Mädchen, mit dem er seit der Highschool zusammen ist.
    Eine Krankenschwester steckt ihren Kopf ins Zimmer. »Mrs Fuentes, wir bräuchten ein paar Unterschriften von Ihnen.«
    Kaum hat mi’amá den Raum verlassen, schlendert Alex zu mir rüber. »Du hast verfluchtes Glück gehabt. Falls ich je herausfinden sollte, dass du wieder ein Free Solo hingelegt hast, werde ich dir höchstpersönlich den Arsch versohlen. Hast du mich verstanden?«
    »Ich konnte nichts dafür, Alex.«
    »Verflucht«, sagt er und legt die Hand über die Augen, als hätte er mörderische Kopfschmerzen. »Du klingst genau wie Carlos.«
    »Ich bin nicht Carlos«, entgegne ich.
    »Dann verhalt dich auch nicht so wie er. Ich heirate in zwei Wochen. In zwei Wochen, Luis. Das Letzte, was ich jetzt brauche, ist, dass einer meiner Brüder von einer verdammten Klippe stürzt und sich umbringt.«
    »Technisch gesehen war es keine Klippe«, erläutere ich ihm. »Und die Wahrscheinlichkeit, bei einem Aufstieg von einer Schlange gebissen zu werden …«
    »Jetzt mach mal halblang«, sagt er und schneidet mir das Wort ab. »Ich brauch keine Statistiken, Luis. Ich brauche meinen Bruder auf meiner Hochzeit.«
    Fünf Mädchen – Brooke, Jamie und drei ihrer Freundinnen – erscheinen im Türrahmen. Sie haben alle Ballons dabei, auf denen Gute Besserung! steht. Ich lache kurz auf, als mein Bruder der Mädchenparade einen schockierten Blick zuwirft. Doch die Mädels binden davon unbeeindruckt ihre Ballons an den Handlauf meines Bettes.
    »Wie fühlst du dich?«, fragt Brooke.
    »Beschissen«, sage ich und hebe meine zwei bandagierten Hände – die eine mit dem Schlangenbiss und die andere, die vom Fels aufgerissen wurde.
    »Wir sind gekommen, um dafür zu sorgen, dass du dich wieder besser fühlst«, sagt Jamie.
    Ich grinse breit und fühle mich auf der Stelle besser. Jetzt da ich weiß, dass ich nicht sterben werde, ist alles gut. »Was hattet ihr Mädels euch da so vorgestellt?«
    Ich glaube, ich höre meinen Bruder schnauben, als er zurücktritt und die Mädchen mein Bett umringen.
    »Möchtest du eine Rückenmassage?«, fragt Angelica Mu ŋ oz mit einem flirtenden Trällern in der Stimme.
    »Ich habe ein paar Plätzchen aus der Pearl Street Mall Bäckerei besorgt«, sagt Brooke. »Ich kann dich füttern, du kannst ja deine Hände nicht benutzen.«
    »Das soll ja wohl ein Scherz sein«, brummt Alex hinter ihr.
    Angelica stellt sich hinter mich und beginnt, meinen Rücken zu massieren, während Brooke mir eins der Plätzchen mit Schokoladenstückchen, die sie mitgebracht hat, in den Mund schiebt.
    Meine zukünftige Schwägerin kommt ins Zimmer. Ihre hochhackigen Stiefel klackern auf dem Krankenhausboden, und ihr langer blonder Pferdeschwanz, der ihr bis auf den Rücken fällt, wippt dazu im Takt. Sie wirft einen Blick auf meinen Fanclub und schüttelt verwirrt den Kopf.
    »Was ist hier los?«, sagt sie zu Alex.
    »Frag nicht«, erwidert Alex und geht ihr entgegen.
    Sie wendet sich mir zu: »Alex hat mich voller Panik angerufen und erzählt, du hättest einen Unfall gehabt.«
    Ich halte wieder meine zwei bandagierten Hände hoch. »Hatte ich ja auch. Es tut höllisch weh, aber der Doc sagt, ich werd’s überleben.«
    »Zweifellos«, sagt sie. »Aber ich glaube nicht, dass es ein
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